Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stühle,
schen/ und das Hertze von solcher Seuche befreyen soll. Die
Patres, so sich zu Challons versammlet/ haben solches schon
vorlängsten beobachtet/ und gesprochen/ man beichte da-
rum denen Priestern/ daß man von ihnen Unterricht em-
pfange/ auf was Art und Weise man seiner Sünden loß wer-
den könne.
Es wird nicht undienlich seyn/ ihre Worte hier
zu übersetzen a): Einige sagen, man dürffte nur GOtt allei-
ne beichten, einige meinen man müste auch dem Priester beich-
ten, welches beydes nicht ohne grossen Nutzen in der Kirchen
geschiehet, also daß wir GOtt, der der Vergeber der Sün-
den ist, unsere Sünden bekennen, und mit David sagen: Jch
habe dir meine Ubertretung bekannt, und meine Ungerechtig-
keit nicht verborgen. Jch sprach, ich will dem Herrn meine
Ubertretung bekennen, da vergabst du mir die Missethat mei-
ner Sünden: Und nach der Anordnung des Apostels, sollen
wir einander unsere Sünden bekennen und bitten, damit wir
seelig werden. Die Beicht also, die GOtt geschiehet, reiniget
von Sünden; Die aber dem Priester geschiehet, lehret uns,
auf was Weise die Sünden gereiniget werden können. Denn
GOtt, der des Heyls und Gesundheits Uhrheber und Geber ist,

schen-
a) Meinung der
Patrum des
Concilli zu
Challons.
Concil. Cabillonens. II. c. 33. Quidam Deo solummodo confiteri
debere dicunt peccata; quidam vero sacerdotibus confitenda esse
percensent; quod vtrumque non sine magno fructu intra sanctam
fit ecclesiam, ita duntaxat, vt & Deo, qui remissor est peccatorum,
confitea mur peccata nostra, & cum Dauid dicamus: Delictum me-
um cognitum tibi feci, & injustitiam meam non abscondi. Dixi
confitebor aduersum me injustitias meas Domino, & tu remisisti
impietatem peccati mei. & secundum institutionem Apostoli,
confiteamur alterutrum peccata nostra, & oremus pro inuicem,
vt saluemur. Confessio itaque quae Deo fit purgat peccata; ea
vero, quae sacerdoti fit, docet qualiter ipsa purgentur peccata. De-
us namque salutis & sanitatis auctor & largitor, plerumque hanc
praebet suae potentiae invisibili administratione; plerumque me-
dicorum operatione.

a) Vol.

I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle,
ſchen/ und das Hertze von ſolcher Seuche befreyen ſoll. Die
Patres, ſo ſich zu Challons verſammlet/ haben ſolches ſchon
vorlaͤngſten beobachtet/ und geſprochen/ man beichte da-
rum denen Prieſtern/ daß man von ihnen Unterricht em-
pfange/ auf was Art und Weiſe man ſeiner Suͤnden loß wer-
den koͤnne.
Es wird nicht undienlich ſeyn/ ihre Worte hier
zu uͤberſetzen a): Einige ſagen, man duͤrffte nur GOtt allei-
ne beichten, einige meinen man muͤſte auch dem Prieſter beich-
ten, welches beydes nicht ohne groſſen Nutzen in der Kirchen
geſchiehet, alſo daß wir GOtt, der der Vergeber der Suͤn-
den iſt, unſere Suͤnden bekennen, und mit David ſagen: Jch
habe dir meine Ubertretung bekannt, und meine Ungerechtig-
keit nicht verborgen. Jch ſprach, ich will dem Herrn meine
Ubertretung bekennen, da vergabſt du mir die Miſſethat mei-
ner Suͤnden: Und nach der Anordnung des Apoſtels, ſollen
wir einander unſere Suͤnden bekennen und bitten, damit wir
ſeelig werden. Die Beicht alſo, die GOtt geſchiehet, reiniget
von Suͤnden; Die aber dem Prieſter geſchiehet, lehret uns,
auf was Weiſe die Suͤnden gereiniget werden koͤnnen. Denn
GOtt, der des Heyls und Geſundheits Uhrheber und Geber iſt,

ſchen-
a) Meinung der
Patrum des
Concilli zu
Challons.
Concil. Cabillonenſ. II. c. 33. Quidam Deo ſolummodo confiteri
debere dicunt peccata; quidam vero ſacerdotibus confitenda eſſe
percenſent; quod vtrumque non ſine magno fructu intra ſanctam
fit eccleſiam, ita duntaxat, vt & Deo, qui remiſſor eſt peccatorum,
confitea mur peccata noſtra, & cum Dauid dicamus: Delictum me-
um cognitum tibi feci, & injuſtitiam meam non abſcondi. Dixi
confitebor aduerſum me injuſtitias meas Domino, & tu remiſiſti
impietatem peccati mei. & ſecundum inſtitutionem Apoſtoli,
confiteamur alterutrum peccata noſtra, & oremus pro inuicem,
vt ſaluemur. Confesſio itaque quæ Deo fit purgat peccata; ea
vero, quæ ſacerdoti fit, docet qualiter ipſa purgentur peccata. De-
us namque ſalutis & ſanitatis auctor & largitor, plerumque hanc
præbet ſuæ potentiæ inviſibili adminiſtratione; plerumque me-
dicorum operatione.

a) Vol.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0187" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stu&#x0364;hle,</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen/ und das Hertze von &#x017F;olcher Seuche befreyen &#x017F;oll. Die<lb/><hi rendition="#aq">Patres,</hi> &#x017F;o &#x017F;ich zu <hi rendition="#aq">Challons</hi> ver&#x017F;ammlet/ haben &#x017F;olches &#x017F;chon<lb/>
vorla&#x0364;ng&#x017F;ten beobachtet/ und ge&#x017F;prochen/ man beichte da-<lb/>
rum denen Prie&#x017F;tern/ daß man von ihnen Unterricht em-<lb/>
pfange/ auf was <hi rendition="#fr">Art und Wei&#x017F;e man &#x017F;einer Su&#x0364;nden loß wer-<lb/>
den ko&#x0364;nne.</hi> Es wird nicht undienlich &#x017F;eyn/ ihre Worte hier<lb/>
zu u&#x0364;ber&#x017F;etzen <note place="foot" n="a)"><note place="left">Meinung der<lb/><hi rendition="#aq">Patrum</hi> des<lb/><hi rendition="#aq">Concilli</hi> zu<lb/><hi rendition="#aq">Challons.</hi></note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Concil. Cabillonen&#x017F;. II. c. 33.</hi> Quidam Deo &#x017F;olummodo confiteri<lb/>
debere dicunt peccata; quidam vero &#x017F;acerdotibus confitenda e&#x017F;&#x017F;e<lb/>
percen&#x017F;ent; quod vtrumque non &#x017F;ine magno fructu intra &#x017F;anctam<lb/>
fit eccle&#x017F;iam, ita duntaxat, vt &amp; Deo, qui remi&#x017F;&#x017F;or e&#x017F;t peccatorum,<lb/>
confitea mur peccata no&#x017F;tra, &amp; cum Dauid dicamus: Delictum me-<lb/>
um cognitum tibi feci, &amp; inju&#x017F;titiam meam non ab&#x017F;condi. Dixi<lb/>
confitebor aduer&#x017F;um me inju&#x017F;titias meas Domino, &amp; tu remi&#x017F;i&#x017F;ti<lb/>
impietatem peccati mei. &amp; &#x017F;ecundum in&#x017F;titutionem Apo&#x017F;toli,<lb/>
confiteamur alterutrum peccata no&#x017F;tra, &amp; oremus pro inuicem,<lb/>
vt &#x017F;aluemur. Confes&#x017F;io itaque quæ Deo fit purgat peccata; ea<lb/>
vero, quæ &#x017F;acerdoti fit, docet qualiter ip&#x017F;a purgentur peccata. De-<lb/>
us namque &#x017F;alutis &amp; &#x017F;anitatis auctor &amp; largitor, plerumque hanc<lb/>
præbet &#x017F;uæ potentiæ invi&#x017F;ibili admini&#x017F;tratione; plerumque me-<lb/>
dicorum operatione.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a) <hi rendition="#i">Vol.</hi></hi></fw></note>: <hi rendition="#fr">Einige &#x017F;agen, man du&#x0364;rffte nur GOtt allei-<lb/>
ne beichten, einige meinen man mu&#x0364;&#x017F;te auch dem Prie&#x017F;ter beich-<lb/>
ten, welches beydes nicht ohne gro&#x017F;&#x017F;en Nutzen in der Kirchen<lb/>
ge&#x017F;chiehet, al&#x017F;o daß wir GOtt, der der Vergeber der Su&#x0364;n-<lb/>
den i&#x017F;t, un&#x017F;ere Su&#x0364;nden bekennen, und mit David &#x017F;agen: Jch<lb/>
habe dir meine Ubertretung bekannt, und meine Ungerechtig-<lb/>
keit nicht verborgen. Jch &#x017F;prach, ich will dem Herrn meine<lb/>
Ubertretung bekennen, da vergab&#x017F;t du mir die Mi&#x017F;&#x017F;ethat mei-<lb/>
ner Su&#x0364;nden: Und nach der Anordnung des Apo&#x017F;tels, &#x017F;ollen<lb/>
wir einander un&#x017F;ere Su&#x0364;nden bekennen und bitten, damit wir<lb/>
&#x017F;eelig werden. Die Beicht al&#x017F;o, die GOtt ge&#x017F;chiehet, reiniget<lb/>
von Su&#x0364;nden; Die aber dem Prie&#x017F;ter ge&#x017F;chiehet, lehret uns,<lb/>
auf was Wei&#x017F;e die Su&#x0364;nden gereiniget werden ko&#x0364;nnen. Denn<lb/>
GOtt, der des Heyls und Ge&#x017F;undheits Uhrheber und Geber i&#x017F;t,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;chen-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0187] I. Abth. IV. Cap. Von Beybehaltung der Beicht-Stuͤhle, ſchen/ und das Hertze von ſolcher Seuche befreyen ſoll. Die Patres, ſo ſich zu Challons verſammlet/ haben ſolches ſchon vorlaͤngſten beobachtet/ und geſprochen/ man beichte da- rum denen Prieſtern/ daß man von ihnen Unterricht em- pfange/ auf was Art und Weiſe man ſeiner Suͤnden loß wer- den koͤnne. Es wird nicht undienlich ſeyn/ ihre Worte hier zu uͤberſetzen a): Einige ſagen, man duͤrffte nur GOtt allei- ne beichten, einige meinen man muͤſte auch dem Prieſter beich- ten, welches beydes nicht ohne groſſen Nutzen in der Kirchen geſchiehet, alſo daß wir GOtt, der der Vergeber der Suͤn- den iſt, unſere Suͤnden bekennen, und mit David ſagen: Jch habe dir meine Ubertretung bekannt, und meine Ungerechtig- keit nicht verborgen. Jch ſprach, ich will dem Herrn meine Ubertretung bekennen, da vergabſt du mir die Miſſethat mei- ner Suͤnden: Und nach der Anordnung des Apoſtels, ſollen wir einander unſere Suͤnden bekennen und bitten, damit wir ſeelig werden. Die Beicht alſo, die GOtt geſchiehet, reiniget von Suͤnden; Die aber dem Prieſter geſchiehet, lehret uns, auf was Weiſe die Suͤnden gereiniget werden koͤnnen. Denn GOtt, der des Heyls und Geſundheits Uhrheber und Geber iſt, ſchen- a) Concil. Cabillonenſ. II. c. 33. Quidam Deo ſolummodo confiteri debere dicunt peccata; quidam vero ſacerdotibus confitenda eſſe percenſent; quod vtrumque non ſine magno fructu intra ſanctam fit eccleſiam, ita duntaxat, vt & Deo, qui remiſſor eſt peccatorum, confitea mur peccata noſtra, & cum Dauid dicamus: Delictum me- um cognitum tibi feci, & injuſtitiam meam non abſcondi. Dixi confitebor aduerſum me injuſtitias meas Domino, & tu remiſiſti impietatem peccati mei. & ſecundum inſtitutionem Apoſtoli, confiteamur alterutrum peccata noſtra, & oremus pro inuicem, vt ſaluemur. Confesſio itaque quæ Deo fit purgat peccata; ea vero, quæ ſacerdoti fit, docet qualiter ipſa purgentur peccata. De- us namque ſalutis & ſanitatis auctor & largitor, plerumque hanc præbet ſuæ potentiæ inviſibili adminiſtratione; plerumque me- dicorum operatione. a) Vol.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/187
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/187>, abgerufen am 23.11.2024.