Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

bey denen Protestirenden.
eine Straffe ausgestanden. Denn weil Christo unsere Sün-
den zugerechnet worden, daß sein gantzes Verdienst vor uns
büssete, so folget, daß niemand wegen der Sünde etwas leiden
darff, welchem die Gerechtigkeit Christi zugerechnet wird.

Allein die Papisten sagen/ GOtt müste man mit Allmosen/
Beten/ Fasten und dergleichen genugthun c). Diese papi-
stische Lehr-Sätze haben die Protestirenden verworffen/
und bey ihrer Beichte keine Genugthuung verlanget d).

§. IV.
quoque luerit. Quia enim Christo imputatum est peccatum no-
strum, vt omne illius meritum pro nobis lueret, sequitur pec-
catum nulli, cui justitia Christi imputatur, quoad vllam poenam
esse luendum.
Jn der vorhergehenden not. 175. hat Ziegler auch
auf einige Einwürffe der Papisten geantwortet.
c) Vid. Maldonatus cit. l. pag. 96. seq. Er saget auch, man könne GOttWas bey denen
Patribus die
Genugthuung
heist.

auf keine andere Art, als durch äuserliche Genugthuung aussöh-
nen. cit. l. pag. 8. add. c. 42. dist. 1. de poenit. Es beruffet sich Mal-
donatus
ferner auf die Lehren der Kirchen-Väter, bey welchen ich
dieses wenige erinnere. Die alten Väter haben die Beichte, Abbit-
te
und Besserung selbsten eine Genugthuung genennet. Also stim-
men solche mit Maldonati Lehre im geringsten nicht überein. Gesetzt
aber, daß sie mit ihm einerley Meinung geheget, so weiß man ja
heute zu Tage, daß die Väter in denen allerwichtigsten puncten
offtmahls gar zuwieder lauffende Meinungen haben. vid. Dal-
laeus de vsu Patrum Lib. II. cap. 4. pag. 295.
Ja es ist fast keine Mei-
nung so abgeschmackt, welche nicht einen Patrem finden solte, der
solche zum wenigsten einiger massen geheget, und beschöniget.
d) Vid. Chemnitius cit. l. Denn ich halte dafür, wenn noch jetzoZweiffel wieder
die Genugthu-
ung vor die
Sünde.

vor unsere Sünde eine Genugthuung von nöthen wäre, so wür-
den wir auch annoch Feinde GOttes seyn; Christi Genugthu-
ung müste man uns nicht zugerechnet haben. Jndem wir aber
durch Christi Genugthuung gerecht worden, so dürffen wir keine
Straffen ausstehen, wenn wir uns mit GOtt versöhnen wollen.
Man erwäge auch nur, wie sich dieses reimet: Die Kirche hat
Macht und Gewalt, die Straffen zu vermindern und zu vermeh-
ren,
r 3

bey denen Proteſtirenden.
eine Straffe ausgeſtanden. Denn weil Chriſto unſere Suͤn-
den zugerechnet worden, daß ſein gantzes Verdienſt vor uns
buͤſſete, ſo folget, daß niemand wegen der Suͤnde etwas leiden
darff, welchem die Gerechtigkeit Chriſti zugerechnet wird.

Allein die Papiſten ſagen/ GOtt muͤſte man mit Allmoſen/
Beten/ Faſten und dergleichen genugthun c). Dieſe papi-
ſtiſche Lehr-Saͤtze haben die Proteſtirenden verworffen/
und bey ihrer Beichte keine Genugthuung verlanget d).

§. IV.
quoque luerit. Quia enim Chriſto imputatum eſt peccatum no-
ſtrum, vt omne illius meritum pro nobis lueret, ſequitur pec-
catum nulli, cui juſtitia Chriſti imputatur, quoad vllam pœnam
eſſe luendum.
Jn der vorhergehenden not. 175. hat Ziegler auch
auf einige Einwuͤrffe der Papiſten geantwortet.
c) Vid. Maldonatus cit. l. pag. 96. ſeq. Er ſaget auch, man koͤnne GOttWas bey denen
Patribus die
Genugthuung
heiſt.

auf keine andere Art, als durch aͤuſerliche Genugthuung ausſoͤh-
nen. cit. l. pag. 8. add. c. 42. diſt. 1. de pœnit. Es beruffet ſich Mal-
donatus
ferner auf die Lehren der Kirchen-Vaͤter, bey welchen ich
dieſes wenige erinnere. Die alten Vaͤter haben die Beichte, Abbit-
te
und Beſſerung ſelbſten eine Genugthuung genennet. Alſo ſtim-
men ſolche mit Maldonati Lehre im geringſten nicht uͤberein. Geſetzt
aber, daß ſie mit ihm einerley Meinung geheget, ſo weiß man ja
heute zu Tage, daß die Vaͤter in denen allerwichtigſten puncten
offtmahls gar zuwieder lauffende Meinungen haben. vid. Dal-
læus de vſu Patrum Lib. II. cap. 4. pag. 295.
Ja es iſt faſt keine Mei-
nung ſo abgeſchmackt, welche nicht einen Patrem finden ſolte, der
ſolche zum wenigſten einiger maſſen geheget, und beſchoͤniget.
d) Vid. Chemnitius cit. l. Denn ich halte dafuͤr, wenn noch jetzoZweiffel wieder
die Genugthu-
ung vor die
Suͤnde.

vor unſere Suͤnde eine Genugthuung von noͤthen waͤre, ſo wuͤr-
den wir auch annoch Feinde GOttes ſeyn; Chriſti Genugthu-
ung muͤſte man uns nicht zugerechnet haben. Jndem wir aber
durch Chriſti Genugthuung gerecht worden, ſo duͤrffen wir keine
Straffen ausſtehen, wenn wir uns mit GOtt verſoͤhnen wollen.
Man erwaͤge auch nur, wie ſich dieſes reimet: Die Kirche hat
Macht und Gewalt, die Straffen zu vermindern und zu vermeh-
ren,
r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0152" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bey denen <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;ti</hi>renden.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">eine Straffe ausge&#x017F;tanden. Denn weil Chri&#x017F;to un&#x017F;ere Su&#x0364;n-<lb/>
den zugerechnet worden, daß &#x017F;ein gantzes Verdien&#x017F;t vor uns<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete, &#x017F;o folget, daß niemand wegen der Su&#x0364;nde etwas leiden<lb/>
darff, welchem die Gerechtigkeit Chri&#x017F;ti zugerechnet wird.</hi><lb/>
Allein die Papi&#x017F;ten &#x017F;agen/ GOtt mu&#x0364;&#x017F;te man mit Allmo&#x017F;en/<lb/>
Beten/ Fa&#x017F;ten und dergleichen genugthun <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">Vid. Maldonatus <hi rendition="#i">cit. l. pag. 96. &#x017F;eq.</hi></hi> Er &#x017F;aget auch, man ko&#x0364;nne GOtt<note place="right">Was bey denen<lb/><hi rendition="#aq">Patribus</hi> die<lb/>
Genugthuung<lb/>
hei&#x017F;t.</note><lb/>
auf keine andere Art, als durch a&#x0364;u&#x017F;erliche Genugthuung aus&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">cit. l. pag. 8. add. c. 42. di&#x017F;t. 1. de p&#x0153;nit.</hi></hi> Es beruffet &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Mal-<lb/>
donatus</hi> ferner auf die Lehren der Kirchen-Va&#x0364;ter, bey welchen ich<lb/>
die&#x017F;es wenige erinnere. Die alten Va&#x0364;ter haben die <hi rendition="#fr">Beichte, Abbit-<lb/>
te</hi> und <hi rendition="#fr">Be&#x017F;&#x017F;erung</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten eine <hi rendition="#fr">Genugthuung</hi> genennet. Al&#x017F;o &#x017F;tim-<lb/>
men &#x017F;olche mit <hi rendition="#aq">Maldonati</hi> Lehre im gering&#x017F;ten nicht u&#x0364;berein. Ge&#x017F;etzt<lb/>
aber, daß &#x017F;ie mit ihm einerley Meinung geheget, &#x017F;o weiß man ja<lb/>
heute zu Tage, daß die Va&#x0364;ter in denen allerwichtig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">puncten</hi><lb/>
offtmahls gar zuwieder lauffende Meinungen haben. <hi rendition="#aq">vid. Dal-<lb/>
læus <hi rendition="#i">de v&#x017F;u Patrum Lib. II. cap. 4. pag. 295.</hi></hi> Ja es i&#x017F;t fa&#x017F;t keine Mei-<lb/>
nung &#x017F;o abge&#x017F;chmackt, welche nicht einen <hi rendition="#aq">Patrem</hi> finden &#x017F;olte, der<lb/>
&#x017F;olche zum wenig&#x017F;ten einiger ma&#x017F;&#x017F;en geheget, und be&#x017F;cho&#x0364;niget.</note>. Die&#x017F;e papi-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;che Lehr-Sa&#x0364;tze haben die <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;ti</hi>renden verworffen/<lb/>
und bey ihrer Beichte keine Genugthuung verlanget <note xml:id="g17" next="#g18" place="foot" n="d)"><hi rendition="#aq">Vid. Chemnitius <hi rendition="#i">cit. l.</hi></hi> Denn ich halte dafu&#x0364;r, wenn noch jetzo<note place="right">Zweiffel wieder<lb/>
die Genugthu-<lb/>
ung vor die<lb/>
Su&#x0364;nde.</note><lb/>
vor un&#x017F;ere Su&#x0364;nde eine Genugthuung von no&#x0364;then wa&#x0364;re, &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
den wir auch annoch Feinde GOttes &#x017F;eyn; Chri&#x017F;ti Genugthu-<lb/>
ung mu&#x0364;&#x017F;te man uns nicht zugerechnet haben. Jndem wir aber<lb/>
durch Chri&#x017F;ti Genugthuung gerecht worden, &#x017F;o du&#x0364;rffen wir keine<lb/>
Straffen aus&#x017F;tehen, wenn wir uns mit GOtt ver&#x017F;o&#x0364;hnen wollen.<lb/>
Man erwa&#x0364;ge auch nur, wie &#x017F;ich die&#x017F;es reimet: Die Kirche hat<lb/>
Macht und Gewalt, die Straffen zu vermindern und zu vermeh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren,</fw></note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. <hi rendition="#aq">IV.</hi></fw><lb/>
            <p>
              <note xml:id="g16" prev="#g15" place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">quoque luerit. Quia enim Chri&#x017F;to imputatum e&#x017F;t peccatum no-<lb/>
&#x017F;trum, vt omne illius meritum pro nobis lueret, &#x017F;equitur pec-<lb/>
catum nulli, cui ju&#x017F;titia Chri&#x017F;ti imputatur, quoad vllam p&#x0153;nam<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e luendum.</hi> Jn der vorhergehenden <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">not.</hi> 175.</hi> hat Ziegler auch<lb/>
auf einige Einwu&#x0364;rffe der Papi&#x017F;ten geantwortet.</note>
            </p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">r 3</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0152] bey denen Proteſtirenden. eine Straffe ausgeſtanden. Denn weil Chriſto unſere Suͤn- den zugerechnet worden, daß ſein gantzes Verdienſt vor uns buͤſſete, ſo folget, daß niemand wegen der Suͤnde etwas leiden darff, welchem die Gerechtigkeit Chriſti zugerechnet wird. Allein die Papiſten ſagen/ GOtt muͤſte man mit Allmoſen/ Beten/ Faſten und dergleichen genugthun c). Dieſe papi- ſtiſche Lehr-Saͤtze haben die Proteſtirenden verworffen/ und bey ihrer Beichte keine Genugthuung verlanget d). §. IV. (b) c) Vid. Maldonatus cit. l. pag. 96. ſeq. Er ſaget auch, man koͤnne GOtt auf keine andere Art, als durch aͤuſerliche Genugthuung ausſoͤh- nen. cit. l. pag. 8. add. c. 42. diſt. 1. de pœnit. Es beruffet ſich Mal- donatus ferner auf die Lehren der Kirchen-Vaͤter, bey welchen ich dieſes wenige erinnere. Die alten Vaͤter haben die Beichte, Abbit- te und Beſſerung ſelbſten eine Genugthuung genennet. Alſo ſtim- men ſolche mit Maldonati Lehre im geringſten nicht uͤberein. Geſetzt aber, daß ſie mit ihm einerley Meinung geheget, ſo weiß man ja heute zu Tage, daß die Vaͤter in denen allerwichtigſten puncten offtmahls gar zuwieder lauffende Meinungen haben. vid. Dal- læus de vſu Patrum Lib. II. cap. 4. pag. 295. Ja es iſt faſt keine Mei- nung ſo abgeſchmackt, welche nicht einen Patrem finden ſolte, der ſolche zum wenigſten einiger maſſen geheget, und beſchoͤniget. d) Vid. Chemnitius cit. l. Denn ich halte dafuͤr, wenn noch jetzo vor unſere Suͤnde eine Genugthuung von noͤthen waͤre, ſo wuͤr- den wir auch annoch Feinde GOttes ſeyn; Chriſti Genugthu- ung muͤſte man uns nicht zugerechnet haben. Jndem wir aber durch Chriſti Genugthuung gerecht worden, ſo duͤrffen wir keine Straffen ausſtehen, wenn wir uns mit GOtt verſoͤhnen wollen. Man erwaͤge auch nur, wie ſich dieſes reimet: Die Kirche hat Macht und Gewalt, die Straffen zu vermindern und zu vermeh- ren, (b) quoque luerit. Quia enim Chriſto imputatum eſt peccatum no- ſtrum, vt omne illius meritum pro nobis lueret, ſequitur pec- catum nulli, cui juſtitia Chriſti imputatur, quoad vllam pœnam eſſe luendum. Jn der vorhergehenden not. 175. hat Ziegler auch auf einige Einwuͤrffe der Papiſten geantwortet. r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/152
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/152>, abgerufen am 23.11.2024.