Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Vorrede. noch mehr irritiren. Dennoch mag ich nicht gerne ein Mär-tyrer werden. Jch will auch alle und jede/ die sich wider mich setzen/ gebeten haben/ mich mit der Knutpeitsche ih- res Eyfers nicht zu tourmentiren/ bloß darum/ weil ich etwa anders/ als sie/ dencke/ oder mich nur wenigstens an- derer Worte bediene. Der grosse Papst in Jtalien schmeis- set die Wiedersacher als Töpffe/ gerne mit einem eisernen Scepter entzwey/ von denen kleinen Päpsten in Teutsch- land ist man es nicht gewohnet. Es wird niemand leug- nen können/ daß ich auch anders von dem Beicht-Wesen raisonniren können/ als andere gethan/ indem die Sache keinen Glaubens-Articul betrifft. Darum darf man auch aus diesem Punct mit der inquisition nicht hinter mir herwandern. Jch habe nichts vorgebracht/ das die äusserliche Ruhe störet/ und dem Ansehen und pouvoir eines Fürsten entgegen ist. Darum hetze man das bra- chium seculare nicht wider mich auf. Jch habe gedacht/ wie ich es gesehen. Habe ich unrecht/ so lehre man mich anders. Doch mache man nur einen Unterscheid unter lehren und zwingen. Gewißlich aber/ mein Leser/ du seyest wer du bist/ so hoffe ich/ du wirst es also mit mir machen/ daß ich nicht nöthig habe mir eine sauve garde auszubitten. Sey versichert/ daß ich mich allezeit nach deiner Aufführung richten werde. Gehest du genereus mit mir um/ so will ich dir alle complaisance erweisen. Schweigest du/ und denckest das deinige von meiner Arbeit/ so wisse/ daß ich niemand das meinige aufdringe. Mur- rest du/ so bezeuge ich Gedult/ und habe Mitleiden mit deiner Schwachheit. Suchest du mich anzusticheln und durch die Hechel zu ziehen/ so könte es geschehen/ daß ich dir wieder en riant ein tupto gebe. Fängst du endlich an zu
Vorrede. noch mehr irritiren. Dennoch mag ich nicht gerne ein Maͤr-tyrer werden. Jch will auch alle und jede/ die ſich wider mich ſetzen/ gebeten haben/ mich mit der Knutpeitſche ih- res Eyfers nicht zu tourmentiren/ bloß darum/ weil ich etwa anders/ als ſie/ dencke/ oder mich nur wenigſtens an- derer Worte bediene. Der groſſe Papſt in Jtalien ſchmeiſ- ſet die Wiederſacher als Toͤpffe/ gerne mit einem eiſernen Scepter entzwey/ von denen kleinen Paͤpſten in Teutſch- land iſt man es nicht gewohnet. Es wird niemand leug- nen koͤnnen/ daß ich auch anders von dem Beicht-Weſen raiſonniren koͤnnen/ als andere gethan/ indem die Sache keinen Glaubens-Articul betrifft. Darum darf man auch aus dieſem Punct mit der inquiſition nicht hinter mir herwandern. Jch habe nichts vorgebracht/ das die aͤuſſerliche Ruhe ſtoͤret/ und dem Anſehen und pouvoir eines Fuͤrſten entgegen iſt. Darum hetze man das bra- chium ſeculare nicht wider mich auf. Jch habe gedacht/ wie ich es geſehen. Habe ich unrecht/ ſo lehre man mich anders. Doch mache man nur einen Unterſcheid unter lehren und zwingen. Gewißlich aber/ mein Leſer/ du ſeyeſt wer du biſt/ ſo hoffe ich/ du wirſt es alſo mit mir machen/ daß ich nicht noͤthig habe mir eine ſauve garde auszubitten. Sey verſichert/ daß ich mich allezeit nach deiner Auffuͤhrung richten werde. Geheſt du genereus mit mir um/ ſo will ich dir alle complaiſance erweiſen. Schweigeſt du/ und denckeſt das deinige von meiner Arbeit/ ſo wiſſe/ daß ich niemand das meinige aufdringe. Mur- reſt du/ ſo bezeuge ich Gedult/ und habe Mitleiden mit deiner Schwachheit. Sucheſt du mich anzuſticheln und durch die Hechel zu ziehen/ ſo koͤnte es geſchehen/ daß ich dir wieder en riant ein τύπτω gebe. Faͤngſt du endlich an zu
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Vorrede.
noch mehr irritiren. Dennoch mag ich nicht gerne ein Maͤr-
tyrer werden. Jch will auch alle und jede/ die ſich wider
mich ſetzen/ gebeten haben/ mich mit der Knutpeitſche ih-
res Eyfers nicht zu tourmentiren/ bloß darum/ weil ich
etwa anders/ als ſie/ dencke/ oder mich nur wenigſtens an-
derer Worte bediene. Der groſſe Papſt in Jtalien ſchmeiſ-
ſet die Wiederſacher als Toͤpffe/ gerne mit einem eiſernen
Scepter entzwey/ von denen kleinen Paͤpſten in Teutſch-
land iſt man es nicht gewohnet. Es wird niemand leug-
nen koͤnnen/ daß ich auch anders von dem Beicht-Weſen
raiſonniren koͤnnen/ als andere gethan/ indem die Sache
keinen Glaubens-Articul betrifft. Darum darf man
auch aus dieſem Punct mit der inquiſition nicht hinter
mir herwandern. Jch habe nichts vorgebracht/ das die
aͤuſſerliche Ruhe ſtoͤret/ und dem Anſehen und pouvoir
eines Fuͤrſten entgegen iſt. Darum hetze man das bra-
chium ſeculare nicht wider mich auf. Jch habe gedacht/
wie ich es geſehen. Habe ich unrecht/ ſo lehre man mich
anders. Doch mache man nur einen Unterſcheid unter
lehren und zwingen. Gewißlich aber/ mein Leſer/ du
ſeyeſt wer du biſt/ ſo hoffe ich/ du wirſt es alſo mit mir
machen/ daß ich nicht noͤthig habe mir eine ſauve garde
auszubitten. Sey verſichert/ daß ich mich allezeit nach
deiner Auffuͤhrung richten werde. Geheſt du genereus
mit mir um/ ſo will ich dir alle complaiſance erweiſen.
Schweigeſt du/ und denckeſt das deinige von meiner Arbeit/
ſo wiſſe/ daß ich niemand das meinige aufdringe. Mur-
reſt du/ ſo bezeuge ich Gedult/ und habe Mitleiden mit
deiner Schwachheit. Sucheſt du mich anzuſticheln und
durch die Hechel zu ziehen/ ſo koͤnte es geſchehen/ daß ich
dir wieder en riant ein τύπτω gebe. Faͤngſt du endlich an
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Zitationshilfe: | Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/13>, abgerufen am 27.07.2024. |