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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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fe und Albano's Portrait schnell heraus. Er
zerschlug jene hinter einem Busch. Als er die
Aufschrift las, untersucht' er nicht weiter; er
eilte in Albano's Haus, um alles zu überge¬
ben. Beide aber suchten sich wechselseitig um¬
sonst. Indeß traf er den rechtschaffenen Wehr¬
fritz an, durch welchen allein er eine so wich¬
tige Beute abschicken konnte; er selber war jetzt
dem Todfeinde, dem Spanier, auf der Spur
und keine Gewalt konnt' ihn aus der zornigen
Jagdbahn treiben.

Bei Sonnenuntergang erblickte Schoppe
den Spanier, der aus dem Prinzengarten dem
Ebenbilde Siebenkäs entfliehend, ihm in die
Hände gelaufen kam -- Er erstarrte vor des
Wahnsinnigen Anblick, rief: "Herr und Gott,
seyd Ihr hinter mir und vor mir? seyd Ihr
roth und grün" -- und stürzte seitwärts in die
alte Kreuzkapelle hinein, um die heil. Jung¬
frau knieend anzurufen. Schoppe spannte seine
Kontursschwingen aus, schoß hinzu und schlug
sie vor der Kapelle zusammen: "dreh Dich um,
Spaniard, ich fresse Dich von vorne" sagte er.
"Heilige Mutter Gottes, hilf mir, -- guter

fe und Albano's Portrait ſchnell heraus. Er
zerſchlug jene hinter einem Buſch. Als er die
Aufſchrift las, unterſucht' er nicht weiter; er
eilte in Albano's Haus, um alles zu überge¬
ben. Beide aber ſuchten ſich wechſelſeitig um¬
ſonſt. Indeß traf er den rechtſchaffenen Wehr¬
fritz an, durch welchen allein er eine ſo wich¬
tige Beute abſchicken konnte; er ſelber war jetzt
dem Todfeinde, dem Spanier, auf der Spur
und keine Gewalt konnt' ihn aus der zornigen
Jagdbahn treiben.

Bei Sonnenuntergang erblickte Schoppe
den Spanier, der aus dem Prinzengarten dem
Ebenbilde Siebenkäs entfliehend, ihm in die
Hände gelaufen kam — Er erſtarrte vor des
Wahnſinnigen Anblick, rief: „Herr und Gott,
ſeyd Ihr hinter mir und vor mir? ſeyd Ihr
roth und grün“ — und ſtürzte ſeitwärts in die
alte Kreuzkapelle hinein, um die heil. Jung¬
frau knieend anzurufen. Schoppe ſpannte ſeine
Kontursſchwingen aus, ſchoß hinzu und ſchlug
ſie vor der Kapelle zuſammen: „dreh Dich um,
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„Heilige Mutter Gottes, hilf mir, — guter

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[503/0515] fe und Albano's Portrait ſchnell heraus. Er zerſchlug jene hinter einem Buſch. Als er die Aufſchrift las, unterſucht' er nicht weiter; er eilte in Albano's Haus, um alles zu überge¬ ben. Beide aber ſuchten ſich wechſelſeitig um¬ ſonſt. Indeß traf er den rechtſchaffenen Wehr¬ fritz an, durch welchen allein er eine ſo wich¬ tige Beute abſchicken konnte; er ſelber war jetzt dem Todfeinde, dem Spanier, auf der Spur und keine Gewalt konnt' ihn aus der zornigen Jagdbahn treiben. Bei Sonnenuntergang erblickte Schoppe den Spanier, der aus dem Prinzengarten dem Ebenbilde Siebenkäs entfliehend, ihm in die Hände gelaufen kam — Er erſtarrte vor des Wahnſinnigen Anblick, rief: „Herr und Gott, ſeyd Ihr hinter mir und vor mir? ſeyd Ihr roth und grün“ — und ſtürzte ſeitwärts in die alte Kreuzkapelle hinein, um die heil. Jung¬ frau knieend anzurufen. Schoppe ſpannte ſeine Kontursſchwingen aus, ſchoß hinzu und ſchlug ſie vor der Kapelle zuſammen: „dreh Dich um, Spaniard, ich freſſe Dich von vorne“ ſagte er. „Heilige Mutter Gottes, hilf mir, — guter

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/515>, abgerufen am 15.05.2024.