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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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den. Der müßige Reiter konnte sogar bekräf¬
tigen, daß der Oheim früher denselben ge¬
nommen.

Spät abends kam Albano im Prinzengar¬
ten an. Er sah einige Wagen an dem Hofe
des kleinen Gartenschlosses. Endlich begegneten
ihm Leute seines Vaters, die ihm sagen konn¬
ten, Schoppe sey ruhig, froh und lange in dem
Garten mit einem Herrn von Hasenreffer aus
Haarhaar umhergegangen und mit ihm nach
der Stadt gefahren. "An einem Menschen hat
er doch wieder einen Schutzgeist und Wärter"
dachte Albano und der kalte Regen, der ihn
bisher quälte, war weggezogen, obgleich der
Himmel noch trübe blieb. Er wich mit seinem
angegriffnen Herzen, das in dieser Landschaft
nur von einem dunkeln Horizont umgeben war,
jeder Gesellschaft und dem Lustschloß aus. Fern
vorübergehend wagt' er es, einen traurigen
Blick auf die Schlummerinsel zu werfen, wo
Roquairol's Grabhügel, wie ein ausgebrannter
Vulkan, neben der weissen Sphinx zu sehen war.
"Still liegt endlich das unbändige Schwungrad
um, aus dem Strom der Zeit gehoben, nur

den. Der müßige Reiter konnte ſogar bekräf¬
tigen, daß der Oheim früher denſelben ge¬
nommen.

Spät abends kam Albano im Prinzengar¬
ten an. Er ſah einige Wagen an dem Hofe
des kleinen Gartenſchloſſes. Endlich begegneten
ihm Leute ſeines Vaters, die ihm ſagen konn¬
ten, Schoppe ſey ruhig, froh und lange in dem
Garten mit einem Herrn von Haſenreffer aus
Haarhaar umhergegangen und mit ihm nach
der Stadt gefahren. „An einem Menſchen hat
er doch wieder einen Schutzgeiſt und Wärter“
dachte Albano und der kalte Regen, der ihn
bisher quälte, war weggezogen, obgleich der
Himmel noch trübe blieb. Er wich mit ſeinem
angegriffnen Herzen, das in dieſer Landſchaft
nur von einem dunkeln Horizont umgeben war,
jeder Geſellſchaft und dem Luſtſchloß aus. Fern
vorübergehend wagt' er es, einen traurigen
Blick auf die Schlummerinſel zu werfen, wo
Roquairol's Grabhügel, wie ein ausgebrannter
Vulkan, neben der weiſſen Sphinx zu ſehen war.
„Still liegt endlich das unbändige Schwungrad
um, aus dem Strom der Zeit gehoben, nur

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[486/0498] den. Der müßige Reiter konnte ſogar bekräf¬ tigen, daß der Oheim früher denſelben ge¬ nommen. Spät abends kam Albano im Prinzengar¬ ten an. Er ſah einige Wagen an dem Hofe des kleinen Gartenſchloſſes. Endlich begegneten ihm Leute ſeines Vaters, die ihm ſagen konn¬ ten, Schoppe ſey ruhig, froh und lange in dem Garten mit einem Herrn von Haſenreffer aus Haarhaar umhergegangen und mit ihm nach der Stadt gefahren. „An einem Menſchen hat er doch wieder einen Schutzgeiſt und Wärter“ dachte Albano und der kalte Regen, der ihn bisher quälte, war weggezogen, obgleich der Himmel noch trübe blieb. Er wich mit ſeinem angegriffnen Herzen, das in dieſer Landſchaft nur von einem dunkeln Horizont umgeben war, jeder Geſellſchaft und dem Luſtſchloß aus. Fern vorübergehend wagt' er es, einen traurigen Blick auf die Schlummerinſel zu werfen, wo Roquairol's Grabhügel, wie ein ausgebrannter Vulkan, neben der weiſſen Sphinx zu ſehen war. „Still liegt endlich das unbändige Schwungrad um, aus dem Strom der Zeit gehoben, nur

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/498>, abgerufen am 18.05.2024.