mergedanken (versetzte Linda) bin ich so gram wie den Geistlichen selber. Wir können so we¬ nig eine Unsterblichkeit erleben als eine Ver¬ nichtung." -- "Ich versteh' das nicht, (sagte Julienne,) -- ach Idoine, wenn es nun keine Unsterblichkeit gäbe, was thäten Sie?" -- "J'aimerois" *) sagte sie leise zu ihr.
Plötzlich wurde vor ihnen wie aus weiter Ferne gesungen: "Freut" -- dann spät "Euch des" -- endlich "Lebens" -- "Das ist aus dem Gottesacker das Echo," sag¬ te Idoine und suchte zur Rückkehr zu bere¬ den. "Echo und Mondschein und Gottesacker zusammen (fuhr sie scherzend fort) sind wohl zu stark für Frauenherzen." -- Dabei berührte sie ihr Auge mit einem Wink an Julienne, gleichsam als thu' es ihr weh, daß die Gräfinn nur hinter dem Nebel ihrer Augen den schönen Abend von Fernen stehen sehe. "Die Sing¬ stimme klingt mir so bekannt," sagte Linda. "Roquairol ist's, nichts weiter, wollen wir
*) Ich würde lieben.
mergedanken (verſetzte Linda) bin ich ſo gram wie den Geiſtlichen ſelber. Wir können ſo we¬ nig eine Unſterblichkeit erleben als eine Ver¬ nichtung.“ — „Ich verſteh' das nicht, (ſagte Julienne,) — ach Idoine, wenn es nun keine Unſterblichkeit gäbe, was thäten Sie?“ — „J'aimerois“ *) ſagte ſie leiſe zu ihr.
Plötzlich wurde vor ihnen wie aus weiter Ferne geſungen: „Freut“ — dann ſpät „Euch des“ — endlich „Lebens“ — „Das iſt aus dem Gottesacker das Echo,“ ſag¬ te Idoine und ſuchte zur Rückkehr zu bere¬ den. „Echo und Mondſchein und Gottesacker zuſammen (fuhr ſie ſcherzend fort) ſind wohl zu ſtark für Frauenherzen.“ — Dabei berührte ſie ihr Auge mit einem Wink an Julienne, gleichſam als thu' es ihr weh, daß die Gräfinn nur hinter dem Nebel ihrer Augen den ſchönen Abend von Fernen ſtehen ſehe. „Die Sing¬ ſtimme klingt mir ſo bekannt,“ ſagte Linda. „Roquairol iſt's, nichts weiter, wollen wir
*) Ich würde lieben.
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mergedanken (verſetzte Linda) bin ich ſo gram
wie den Geiſtlichen ſelber. Wir können ſo we¬
nig eine Unſterblichkeit erleben als eine Ver¬
nichtung.“ — „Ich verſteh' das nicht, (ſagte
Julienne,) — ach Idoine, wenn es nun keine
Unſterblichkeit gäbe, was thäten Sie?“ —
„J'aimerois“ *) ſagte ſie leiſe zu ihr.
Plötzlich wurde vor ihnen wie aus weiter
Ferne geſungen: „Freut“ — dann ſpät
„Euch des“ — endlich „Lebens“ — „Das
iſt aus dem Gottesacker das Echo,“ ſag¬
te Idoine und ſuchte zur Rückkehr zu bere¬
den. „Echo und Mondſchein und Gottesacker
zuſammen (fuhr ſie ſcherzend fort) ſind wohl
zu ſtark für Frauenherzen.“ — Dabei berührte
ſie ihr Auge mit einem Wink an Julienne,
gleichſam als thu' es ihr weh, daß die Gräfinn
nur hinter dem Nebel ihrer Augen den ſchönen
Abend von Fernen ſtehen ſehe. „Die Sing¬
ſtimme klingt mir ſo bekannt,“ ſagte Linda.
„Roquairol iſt's, nichts weiter, wollen wir
*)
Ich würde lieben.
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/346>, abgerufen am 17.05.2024.
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