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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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als sittlicher Stolz: "so wirf ihn einmal weg
auf immer!" sagt' er.-- "Ach, (sagte sie bäng¬
lich,) weiß ich denn, daß er kein Leid gegen
sich selber vorhat? -- Dann würf' ich mir's
ewig vor.' ' Unwillkührlich mußte er mit dieser
liebenden heiligen Furcht die Härte der Fürstinn
vergleichen, die es so froh und stolz erzählen
konnte, daß manches verliebte Leben das Opfer
ihres spröden Herzens und koketten Gesichts ge¬
worden. "Was willst Du nun thun?" fragt'
er. "Ich weine, (sagte sie,) ach Alban, das
ist ja genug, daß Du mir Gehör und Rath
gegeben; ich bin wieder ganz heiter. Aber wer¬
de wieder sein Freund."

Er schwieg, über die weibliche Unart ein
wenig erzürnt, die unter dem Vorwand, Rath
zu suchen, nur Gehör verlangt. "Was ist das,
(fragt' er, ein Blatt ihr zeigend,) das ist völ¬
lig meine Hand und ich hab' es nie geschrie¬
ben?" -- Sie sah es an und sagte: "Karl pro¬
bire oft so in den Händen bei ihr." Es wun¬
derte ihn und er sagte: "überall nur Nachspie¬
len und Nachmachen! Aber wie kannst Du den¬
ken, daß ich ihm vergebe?" -- Einige Reise¬

als ſittlicher Stolz: „ſo wirf ihn einmal weg
auf immer!“ ſagt' er.— „Ach, (ſagte ſie bäng¬
lich,) weiß ich denn, daß er kein Leid gegen
ſich ſelber vorhat? — Dann würf' ich mir's
ewig vor.' ' Unwillkührlich mußte er mit dieſer
liebenden heiligen Furcht die Härte der Fürſtinn
vergleichen, die es ſo froh und ſtolz erzählen
konnte, daß manches verliebte Leben das Opfer
ihres ſpröden Herzens und koketten Geſichts ge¬
worden. „Was willſt Du nun thun?“ fragt'
er. „Ich weine, (ſagte ſie,) ach Alban, das
iſt ja genug, daß Du mir Gehör und Rath
gegeben; ich bin wieder ganz heiter. Aber wer¬
de wieder ſein Freund.“

Er ſchwieg, über die weibliche Unart ein
wenig erzürnt, die unter dem Vorwand, Rath
zu ſuchen, nur Gehör verlangt. „Was iſt das,
(fragt' er, ein Blatt ihr zeigend,) das iſt völ¬
lig meine Hand und ich hab' es nie geſchrie¬
ben?“ — Sie ſah es an und ſagte: „Karl pro¬
bire oft ſo in den Händen bei ihr.“ Es wun¬
derte ihn und er ſagte: „überall nur Nachſpie¬
len und Nachmachen! Aber wie kannſt Du den¬
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[271/0283] als ſittlicher Stolz: „ſo wirf ihn einmal weg auf immer!“ ſagt' er.— „Ach, (ſagte ſie bäng¬ lich,) weiß ich denn, daß er kein Leid gegen ſich ſelber vorhat? — Dann würf' ich mir's ewig vor.' ' Unwillkührlich mußte er mit dieſer liebenden heiligen Furcht die Härte der Fürſtinn vergleichen, die es ſo froh und ſtolz erzählen konnte, daß manches verliebte Leben das Opfer ihres ſpröden Herzens und koketten Geſichts ge¬ worden. „Was willſt Du nun thun?“ fragt' er. „Ich weine, (ſagte ſie,) ach Alban, das iſt ja genug, daß Du mir Gehör und Rath gegeben; ich bin wieder ganz heiter. Aber wer¬ de wieder ſein Freund.“ Er ſchwieg, über die weibliche Unart ein wenig erzürnt, die unter dem Vorwand, Rath zu ſuchen, nur Gehör verlangt. „Was iſt das, (fragt' er, ein Blatt ihr zeigend,) das iſt völ¬ lig meine Hand und ich hab' es nie geſchrie¬ ben?“ — Sie ſah es an und ſagte: „Karl pro¬ bire oft ſo in den Händen bei ihr.“ Es wun¬ derte ihn und er ſagte: „überall nur Nachſpie¬ len und Nachmachen! Aber wie kannſt Du den¬ ken, daß ich ihm vergebe?“ — Einige Reiſe¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/283>, abgerufen am 25.11.2024.