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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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innen, dann fragte sie leise: "Albano, ist Sie
noch in Deinem Herzen?" -- "Ja, Linda,"
sagte er. "O Du redlicher und treuer Mensch,
(rief sie begeistert und legte ihr Haupt an seine
Brust und betete:) heiliger Gott, gieb deinen
Unsterblichen alles, nur laß mir ewig dieses
Menschen Brust, damit er recht geliebt wird,
recht unaussprechlich und damit ich nicht un¬
tergehe! -- Willst Du, Lieber, (lispelte sie plötzlich
und richtete sich auf, ihn anblickend mit unend¬
licher Liebe und Hingebung,) daß ich in Lilar
wohne, so gebiet' es nur."

Dieses weibliche gehorchende Ergeben eines
so freien mächtigen Geistes machte ihn sprach¬
los -- wie ein Adler faßte ihn die Liebesflam¬
me und hob ihn empor -- er glühte an ihrem
blühenden Angesicht und die Brautfackel der
untergehenden Sonne schlug mit großen Flam¬
men zwischen beide herein. "Linda, (fieng er end¬
lich mit zitternder feierlicher Stimme an,) wenn
wir es wissen könnten, daß wir uns je verließen
oder verlöhren -- O! Linda, (fuhr er müh¬
sam fort, unter seinen Thränen und Küssen,)
wenn das möglich wäre, es sey durch meine

innen, dann fragte ſie leiſe: „Albano, iſt Sie
noch in Deinem Herzen?“ — „Ja, Linda,“
ſagte er. „O Du redlicher und treuer Menſch,
(rief ſie begeiſtert und legte ihr Haupt an ſeine
Bruſt und betete:) heiliger Gott, gieb deinen
Unſterblichen alles, nur laß mir ewig dieſes
Menſchen Bruſt, damit er recht geliebt wird,
recht unausſprechlich und damit ich nicht un¬
tergehe! — Willſt Du, Lieber, (liſpelte ſie plötzlich
und richtete ſich auf, ihn anblickend mit unend¬
licher Liebe und Hingebung,) daß ich in Lilar
wohne, ſo gebiet' es nur.“

Dieſes weibliche gehorchende Ergeben eines
ſo freien mächtigen Geiſtes machte ihn ſprach¬
los — wie ein Adler faßte ihn die Liebesflam¬
me und hob ihn empor — er glühte an ihrem
blühenden Angeſicht und die Brautfackel der
untergehenden Sonne ſchlug mit großen Flam¬
men zwiſchen beide herein. „Linda, (fieng er end¬
lich mit zitternder feierlicher Stimme an,) wenn
wir es wiſſen könnten, daß wir uns je verließen
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[249/0261] innen, dann fragte ſie leiſe: „Albano, iſt Sie noch in Deinem Herzen?“ — „Ja, Linda,“ ſagte er. „O Du redlicher und treuer Menſch, (rief ſie begeiſtert und legte ihr Haupt an ſeine Bruſt und betete:) heiliger Gott, gieb deinen Unſterblichen alles, nur laß mir ewig dieſes Menſchen Bruſt, damit er recht geliebt wird, recht unausſprechlich und damit ich nicht un¬ tergehe! — Willſt Du, Lieber, (liſpelte ſie plötzlich und richtete ſich auf, ihn anblickend mit unend¬ licher Liebe und Hingebung,) daß ich in Lilar wohne, ſo gebiet' es nur.“ Dieſes weibliche gehorchende Ergeben eines ſo freien mächtigen Geiſtes machte ihn ſprach¬ los — wie ein Adler faßte ihn die Liebesflam¬ me und hob ihn empor — er glühte an ihrem blühenden Angeſicht und die Brautfackel der untergehenden Sonne ſchlug mit großen Flam¬ men zwiſchen beide herein. „Linda, (fieng er end¬ lich mit zitternder feierlicher Stimme an,) wenn wir es wiſſen könnten, daß wir uns je verließen oder verlöhren — O! Linda, (fuhr er müh¬ ſam fort, unter ſeinen Thränen und Küſſen,) wenn das möglich wäre, es ſey durch meine

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/261>, abgerufen am 15.05.2024.