sen, (sagte Linda,) wie ich noch keine wegge¬ lassen." -- Weiber, die Vorreden und Noten lesen, sind bedeutende; bei Männern wäre höch¬ stens das Gegentheil wahr. -- "Wir können reisen, alles ist fertig," sagte Julienne.
112. Zykel.
Wie wehte draussen -- als sie in die festli¬ che Welt kamen -- das kühle Himmelsblau herab statt der Erdenlüfte! Wie glänzte die Welt und der Tag -- und die Zukunft! Wie schäumte im Lebenskelche der Liebestrank, für jeden der drei Menschen aus zwei berauschen¬ den Mitteln gemacht, glänzend über! --
Sie folgten dem Wege nach dem Gipfel des Epomeo, aber in ausweichender Freiheit und in einem Wechsel der Natur, der nirgends wei¬ ter auf der Erde so ist. Sie begegneten Thä¬ lern mit Lorbeern und Kirschen, mit Rosen und Primeln zugleich. -- Es kamen kühle Schluch¬ ten mit reifen Orangen und Äpfeln ausgefüllt, neben heissen Felsen von Aloe und Granaten und an die Gipfel des Kirsch- und Apfelbaums rührten oben die Wein- und Orangenblüthen. -- In den blühenden Klüften schlugen sichere
ſen, (ſagte Linda,) wie ich noch keine wegge¬ laſſen.“ — Weiber, die Vorreden und Noten leſen, ſind bedeutende; bei Männern wäre höch¬ ſtens das Gegentheil wahr. — „Wir können reiſen, alles iſt fertig,“ ſagte Julienne.
112. Zykel.
Wie wehte drauſſen — als ſie in die feſtli¬ che Welt kamen — das kühle Himmelsblau herab ſtatt der Erdenlüfte! Wie glänzte die Welt und der Tag — und die Zukunft! Wie ſchäumte im Lebenskelche der Liebestrank, für jeden der drei Menſchen aus zwei berauſchen¬ den Mitteln gemacht, glänzend über! —
Sie folgten dem Wege nach dem Gipfel des Epomeo, aber in ausweichender Freiheit und in einem Wechſel der Natur, der nirgends wei¬ ter auf der Erde ſo iſt. Sie begegneten Thä¬ lern mit Lorbeern und Kirſchen, mit Roſen und Primeln zugleich. — Es kamen kühle Schluch¬ ten mit reifen Orangen und Äpfeln ausgefüllt, neben heiſſen Felſen von Aloe und Granaten und an die Gipfel des Kirſch- und Apfelbaums rührten oben die Wein- und Orangenblüthen. — In den blühenden Klüften ſchlugen ſichere
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ſen, (ſagte Linda,) wie ich noch keine wegge¬
laſſen.“ — Weiber, die Vorreden und Noten
leſen, ſind bedeutende; bei Männern wäre höch¬
ſtens das Gegentheil wahr. — „Wir können
reiſen, alles iſt fertig,“ ſagte Julienne.
112. Zykel.
Wie wehte drauſſen — als ſie in die feſtli¬
che Welt kamen — das kühle Himmelsblau
herab ſtatt der Erdenlüfte! Wie glänzte die
Welt und der Tag — und die Zukunft! Wie
ſchäumte im Lebenskelche der Liebestrank, für
jeden der drei Menſchen aus zwei berauſchen¬
den Mitteln gemacht, glänzend über! —
Sie folgten dem Wege nach dem Gipfel des
Epomeo, aber in ausweichender Freiheit und
in einem Wechſel der Natur, der nirgends wei¬
ter auf der Erde ſo iſt. Sie begegneten Thä¬
lern mit Lorbeern und Kirſchen, mit Roſen und
Primeln zugleich. — Es kamen kühle Schluch¬
ten mit reifen Orangen und Äpfeln ausgefüllt,
neben heiſſen Felſen von Aloe und Granaten
und an die Gipfel des Kirſch- und Apfelbaums
rührten oben die Wein- und Orangenblüthen.
— In den blühenden Klüften ſchlugen ſichere
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/171>, abgerufen am 26.11.2024.
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