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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Götter sprang Chariton ihrer Liane entgegen
und passete die schnell angelegten Kleider nur
noch durch ein leichtes Rücken und Zucken gar
an. "Das ist, (sagte Roquairol, nachdem er
von Rabetten das nickende Ja sehr leicht dazu
erhalten, weil sie seine französische Bitte um
dasselbe nicht verstanden,) meine Gemahlin seit
Gestern --" und er genoß ohne Umstände das
Du-Recht, das sie seit dem freundlichen Zu¬
spruche des Ministers mit jungfräulichen Ah¬
nungen lieber annahm.

Da Liane freundlich vier Gäste des Mit¬
tags bei Chariton anmeldete: so standen in
den schwarzen Augen der Griechin Freuden¬
blitze und das kleine Gesicht mit italiänischen,
großen Augenbraunenbogen wurde ein fest¬
stehendes Lächeln, das nicht Küchenverlegenheit
sondern nur zungenlose Freudigkeit war, welche
ihren weissen Zahnhalbzirkel noch weiter glän¬
zen ließ, da Karl vollends sagte: "Du kannst
"ihr ja helfen, Frau!" "Das versteht sich!" sagte
Rabette ganz entzückt, weil ihr Herz weiter
keine andere Lippen hatte als ihre beiden
Hände, für welche es so viel war als wenn sie

Götter ſprang Chariton ihrer Liane entgegen
und paſſete die ſchnell angelegten Kleider nur
noch durch ein leichtes Rücken und Zucken gar
an. „Das iſt, (ſagte Roquairol, nachdem er
von Rabetten das nickende Ja ſehr leicht dazu
erhalten, weil ſie ſeine franzöſiſche Bitte um
daſſelbe nicht verſtanden,) meine Gemahlin ſeit
Geſtern —“ und er genoß ohne Umſtände das
Du-Recht, das ſie ſeit dem freundlichen Zu¬
ſpruche des Miniſters mit jungfräulichen Ah¬
nungen lieber annahm.

Da Liane freundlich vier Gäſte des Mit¬
tags bei Chariton anmeldete: ſo ſtanden in
den ſchwarzen Augen der Griechin Freuden¬
blitze und das kleine Geſicht mit italiäniſchen,
großen Augenbraunenbogen wurde ein feſt¬
ſtehendes Lächeln, das nicht Küchenverlegenheit
ſondern nur zungenloſe Freudigkeit war, welche
ihren weiſſen Zahnhalbzirkel noch weiter glän¬
zen ließ, da Karl vollends ſagte: „Du kannſt
„ihr ja helfen, Frau!“ „Das verſteht ſich!“ ſagte
Rabette ganz entzückt, weil ihr Herz weiter
keine andere Lippen hatte als ihre beiden
Hände, für welche es ſo viel war als wenn ſie

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[60/0072] Götter ſprang Chariton ihrer Liane entgegen und paſſete die ſchnell angelegten Kleider nur noch durch ein leichtes Rücken und Zucken gar an. „Das iſt, (ſagte Roquairol, nachdem er von Rabetten das nickende Ja ſehr leicht dazu erhalten, weil ſie ſeine franzöſiſche Bitte um daſſelbe nicht verſtanden,) meine Gemahlin ſeit Geſtern —“ und er genoß ohne Umſtände das Du-Recht, das ſie ſeit dem freundlichen Zu¬ ſpruche des Miniſters mit jungfräulichen Ah¬ nungen lieber annahm. Da Liane freundlich vier Gäſte des Mit¬ tags bei Chariton anmeldete: ſo ſtanden in den ſchwarzen Augen der Griechin Freuden¬ blitze und das kleine Geſicht mit italiäniſchen, großen Augenbraunenbogen wurde ein feſt¬ ſtehendes Lächeln, das nicht Küchenverlegenheit ſondern nur zungenloſe Freudigkeit war, welche ihren weiſſen Zahnhalbzirkel noch weiter glän¬ zen ließ, da Karl vollends ſagte: „Du kannſt „ihr ja helfen, Frau!“ „Das verſteht ſich!“ ſagte Rabette ganz entzückt, weil ihr Herz weiter keine andere Lippen hatte als ihre beiden Hände, für welche es ſo viel war als wenn ſie

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/72>, abgerufen am 24.11.2024.