Brust voll Liebe neben ihr und sie sah nicht in meine, weil sie keine in der ihrigen fand. -- Und so ists so bitter, wenn der Mensch, unter den gemeinen Herzen der Erde verarmend, durch das edelste doch nichts wird als zum letz¬ tenmahl unglücklich.
Der Regen zischte durch die Blätter, das Feuer schlug durch den Wald, und der wilde Jäger des Sturms trieb seine unsinnige Jagd. Das erfreuete ihn als eine kühlende Hand, woran ein Freund ihn führte. Da er nicht durch die Höhle sondern aussen am Bergrücken zu seinem hohen Donnerhäuschen hinaufstieg: so sah er eine dicke, graue Regennacht das grü¬ ne Lilar belasten und aus dem gebognen Tar¬ tarus ruhte unter dem Blitz der erleuchtete Sturm. Er fuhr zusammen bei dem Eintritt in sein Häuschen vor einem Schrei, den seine Aeolsharfe unter den Griffen des Windes that; denn sie hatte einst, von der Abendsonne be¬ glänzt, seine junge Liebe ätherisch wie Sterne eingekleidet und war ihr mit allen Tönen nach¬ gefolgt, da sie hinausgieng über das leidende Leben.
Bruſt voll Liebe neben ihr und ſie ſah nicht in meine, weil ſie keine in der ihrigen fand. — Und ſo iſts ſo bitter, wenn der Menſch, unter den gemeinen Herzen der Erde verarmend, durch das edelſte doch nichts wird als zum letz¬ tenmahl unglücklich.
Der Regen ziſchte durch die Blätter, das Feuer ſchlug durch den Wald, und der wilde Jäger des Sturms trieb ſeine unſinnige Jagd. Das erfreuete ihn als eine kühlende Hand, woran ein Freund ihn führte. Da er nicht durch die Höhle ſondern auſſen am Bergrücken zu ſeinem hohen Donnerhäuschen hinaufſtieg: ſo ſah er eine dicke, graue Regennacht das grü¬ ne Lilar belaſten und aus dem gebognen Tar¬ tarus ruhte unter dem Blitz der erleuchtete Sturm. Er fuhr zuſammen bei dem Eintritt in ſein Häuschen vor einem Schrei, den ſeine Aeolsharfe unter den Griffen des Windes that; denn ſie hatte einſt, von der Abendſonne be¬ glänzt, ſeine junge Liebe ätheriſch wie Sterne eingekleidet und war ihr mit allen Tönen nach¬ gefolgt, da ſie hinausgieng über das leidende Leben.
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Bruſt voll Liebe neben ihr und ſie ſah nicht in
meine, weil ſie keine in der ihrigen fand. —
Und ſo iſts ſo bitter, wenn der Menſch, unter
den gemeinen Herzen der Erde verarmend,
durch das edelſte doch nichts wird als zum letz¬
tenmahl unglücklich.
Der Regen ziſchte durch die Blätter, das
Feuer ſchlug durch den Wald, und der wilde
Jäger des Sturms trieb ſeine unſinnige Jagd.
Das erfreuete ihn als eine kühlende Hand,
woran ein Freund ihn führte. Da er nicht
durch die Höhle ſondern auſſen am Bergrücken
zu ſeinem hohen Donnerhäuschen hinaufſtieg:
ſo ſah er eine dicke, graue Regennacht das grü¬
ne Lilar belaſten und aus dem gebognen Tar¬
tarus ruhte unter dem Blitz der erleuchtete
Sturm. Er fuhr zuſammen bei dem Eintritt
in ſein Häuschen vor einem Schrei, den ſeine
Aeolsharfe unter den Griffen des Windes that;
denn ſie hatte einſt, von der Abendſonne be¬
glänzt, ſeine junge Liebe ätheriſch wie Sterne
eingekleidet und war ihr mit allen Tönen nach¬
gefolgt, da ſie hinausgieng über das leidende
Leben.
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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/55>, abgerufen am 02.02.2025.
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