Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

dagogisches Siebengestirn leuchte nach, nämlich
die 7 Alter des Menschen, jedes Alter ins näch¬
ste hinein -- das Individuum gleiche sehr der
ganzen Menschheit, deren Revoluzionen und
Verbesserungen weiter nichts als Umarbeitun¬
gen einer Schikanedrischen Zauberflöte durch ei¬
nen Vulpius wären; indeß schwebe doch um
das tolle, dissonirende Stück ein Mozartischer
Wohllaut worüber man den Vater und den
Sprachmeister verwinde," --

"Wozu schleichen und brummen wir Sün¬
der hier herum? Laß uns zu Ratto!" sagte
Schoppe. Äußerst ungern bequemte sich Albano
dazu, er sagte, der Keller habe etwas Unheim¬
liches für ihn und eine schwüle Ahnung drücke
seine Brust. Schoppe erklärte die Ahnung aus
dem Druck der Balken seines eingestürzten Luft¬
schlosses, die auf seiner Brust noch lägen, und
aus der Erinnerung an den jetzt im Abgrund
fliegenden Roquairol, der einmal ihm im Kel¬
ler zugetrunken und nachher ihm in Lilar ge¬
beichtet habe. Albano folgte endlich, erinnerte
ihn aber an das Eintreffen einer andern Ah¬
nung, die er auf der Höhe vor Arkadien gehabt.

dagogiſches Siebengeſtirn leuchte nach, nämlich
die 7 Alter des Menſchen, jedes Alter ins näch¬
ſte hinein — das Individuum gleiche ſehr der
ganzen Menſchheit, deren Revoluzionen und
Verbeſſerungen weiter nichts als Umarbeitun¬
gen einer Schikanedriſchen Zauberflöte durch ei¬
nen Vulpius wären; indeß ſchwebe doch um
das tolle, diſſonirende Stück ein Mozartiſcher
Wohllaut worüber man den Vater und den
Sprachmeiſter verwinde,“ —

„Wozu ſchleichen und brummen wir Sün¬
der hier herum? Laß uns zu Ratto!“ ſagte
Schoppe. Äußerſt ungern bequemte ſich Albano
dazu, er ſagte, der Keller habe etwas Unheim¬
liches für ihn und eine ſchwüle Ahnung drücke
ſeine Bruſt. Schoppe erklärte die Ahnung aus
dem Druck der Balken ſeines eingeſtürzten Luft¬
ſchloſſes, die auf ſeiner Bruſt noch lägen, und
aus der Erinnerung an den jetzt im Abgrund
fliegenden Roquairol, der einmal ihm im Kel¬
ler zugetrunken und nachher ihm in Lilar ge¬
beichtet habe. Albano folgte endlich, erinnerte
ihn aber an das Eintreffen einer andern Ah¬
nung, die er auf der Höhe vor Arkadien gehabt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0362" n="350"/>
dagogi&#x017F;ches Siebenge&#x017F;tirn leuchte nach, nämlich<lb/>
die 7 Alter des Men&#x017F;chen, jedes Alter ins näch¬<lb/>
&#x017F;te hinein &#x2014; das Individuum gleiche &#x017F;ehr der<lb/>
ganzen Men&#x017F;chheit, deren Revoluzionen und<lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erungen weiter nichts als Umarbeitun¬<lb/>
gen einer Schikanedri&#x017F;chen Zauberflöte durch ei¬<lb/>
nen Vulpius wären; indeß &#x017F;chwebe doch um<lb/>
das tolle, di&#x017F;&#x017F;onirende Stück ein Mozarti&#x017F;cher<lb/>
Wohllaut worüber man den Vater und den<lb/>
Sprachmei&#x017F;ter verwinde,&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wozu &#x017F;chleichen und brummen wir Sün¬<lb/>
der hier herum? Laß uns zu Ratto!&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
Schoppe. Äußer&#x017F;t ungern bequemte &#x017F;ich Albano<lb/>
dazu, er &#x017F;agte, der Keller habe etwas Unheim¬<lb/>
liches für ihn und eine &#x017F;chwüle Ahnung drücke<lb/>
&#x017F;eine Bru&#x017F;t. Schoppe erklärte die Ahnung aus<lb/>
dem Druck der Balken &#x017F;eines einge&#x017F;türzten Luft¬<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;es, die auf &#x017F;einer Bru&#x017F;t noch lägen, und<lb/>
aus der Erinnerung an den jetzt im Abgrund<lb/>
fliegenden Roquairol, der einmal ihm im Kel¬<lb/>
ler zugetrunken und nachher ihm in Lilar ge¬<lb/>
beichtet habe. Albano folgte endlich, erinnerte<lb/>
ihn aber an das Eintreffen einer andern Ah¬<lb/>
nung, die er auf der Höhe vor Arkadien gehabt.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0362] dagogiſches Siebengeſtirn leuchte nach, nämlich die 7 Alter des Menſchen, jedes Alter ins näch¬ ſte hinein — das Individuum gleiche ſehr der ganzen Menſchheit, deren Revoluzionen und Verbeſſerungen weiter nichts als Umarbeitun¬ gen einer Schikanedriſchen Zauberflöte durch ei¬ nen Vulpius wären; indeß ſchwebe doch um das tolle, diſſonirende Stück ein Mozartiſcher Wohllaut worüber man den Vater und den Sprachmeiſter verwinde,“ — „Wozu ſchleichen und brummen wir Sün¬ der hier herum? Laß uns zu Ratto!“ ſagte Schoppe. Äußerſt ungern bequemte ſich Albano dazu, er ſagte, der Keller habe etwas Unheim¬ liches für ihn und eine ſchwüle Ahnung drücke ſeine Bruſt. Schoppe erklärte die Ahnung aus dem Druck der Balken ſeines eingeſtürzten Luft¬ ſchloſſes, die auf ſeiner Bruſt noch lägen, und aus der Erinnerung an den jetzt im Abgrund fliegenden Roquairol, der einmal ihm im Kel¬ ler zugetrunken und nachher ihm in Lilar ge¬ beichtet habe. Albano folgte endlich, erinnerte ihn aber an das Eintreffen einer andern Ah¬ nung, die er auf der Höhe vor Arkadien gehabt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/362
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/362>, abgerufen am 23.11.2024.