Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

weg, Hesus verschlänge ein tausendjähriges Reich
auf einmal; ich sorge, er würde vom Götter¬
trank zu wild und wäre zu schwer zu bändi¬
gen von mir.

Abends. Ists nicht schon so weit mit dem
Pastor, daß er sich einen Autor aus dem Wim¬
mer-Jahrzehnd des Säkuls (er schämt sich ihn
zu nennen) geborgt hat und sich vom dummen
Zeuge rühren lassen will, indem er über den
Effekt nachsinnt, den der Autor im 14ten Jahre
auf ihn gemacht. Freilich stößet er ihm im
jetzigen wie ein Nachtwächter am Tage auf;
aber er ruft sich doch das Rufen zurück und
hat neue Rührung über die alte. So lächelt
mich die Deklinazion cornu in der Grammatik
noch bis auf diese Stunde an, weil ich mich
entsinne, wie leicht und behend ich in den gold¬
nen Kindheitsmonden den ganzen Singularis
behielt.

Simon Jud. Verdammt! Ein schönes
Gesicht und ein falscher Maxdor machen im
Kurs von einem Jahre ein Paar hundert, Schel¬
me die sich bloß im Wunsche zu behalten und
wegzuschaffen unterscheiden. Hesus feindet und

weg, Heſus verſchlänge ein tauſendjähriges Reich
auf einmal; ich ſorge, er würde vom Götter¬
trank zu wild und wäre zu ſchwer zu bändi¬
gen von mir.

Abends. Iſts nicht ſchon ſo weit mit dem
Pastor, daß er ſich einen Autor aus dem Wim¬
mer-Jahrzehnd des Säkuls (er ſchämt ſich ihn
zu nennen) geborgt hat und ſich vom dummen
Zeuge rühren laſſen will, indem er über den
Effekt nachſinnt, den der Autor im 14ten Jahre
auf ihn gemacht. Freilich ſtößet er ihm im
jetzigen wie ein Nachtwächter am Tage auf;
aber er ruft ſich doch das Rufen zurück und
hat neue Rührung über die alte. So lächelt
mich die Deklinazion cornu in der Grammatik
noch bis auf dieſe Stunde an, weil ich mich
entſinne, wie leicht und behend ich in den gold¬
nen Kindheitsmonden den ganzen Singularis
behielt.

Simon Jud. Verdammt! Ein ſchönes
Geſicht und ein falſcher Maxdor machen im
Kurs von einem Jahre ein Paar hundert, Schel¬
me die ſich bloß im Wunſche zu behalten und
wegzuſchaffen unterſcheiden. Heſus feindet und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0358" n="346"/>
weg, He&#x017F;us ver&#x017F;chlänge ein tau&#x017F;endjähriges Reich<lb/>
auf einmal; ich &#x017F;orge, er würde vom Götter¬<lb/>
trank zu wild und wäre zu &#x017F;chwer zu bändi¬<lb/>
gen von mir.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Abends</hi>. I&#x017F;ts nicht &#x017F;chon &#x017F;o weit mit dem<lb/><hi rendition="#aq">Pastor</hi>, daß er &#x017F;ich einen Autor aus dem Wim¬<lb/>
mer-Jahrzehnd des Säkuls (er &#x017F;chämt &#x017F;ich ihn<lb/>
zu nennen) geborgt hat und &#x017F;ich vom dummen<lb/>
Zeuge rühren la&#x017F;&#x017F;en will, indem er über den<lb/>
Effekt nach&#x017F;innt, den der Autor im 14ten Jahre<lb/>
auf ihn gemacht. Freilich &#x017F;tößet er ihm im<lb/>
jetzigen wie ein Nachtwächter am Tage auf;<lb/>
aber er ruft &#x017F;ich doch das Rufen zurück und<lb/>
hat neue Rührung über die alte. So lächelt<lb/>
mich die Deklinazion <hi rendition="#aq">cornu</hi> in der Grammatik<lb/>
noch bis auf die&#x017F;e Stunde an, weil ich mich<lb/>
ent&#x017F;inne, wie leicht und behend ich in den gold¬<lb/>
nen Kindheitsmonden den ganzen <hi rendition="#aq">Singularis</hi><lb/>
behielt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Simon Jud</hi>. Verdammt! Ein &#x017F;chönes<lb/>
Ge&#x017F;icht und ein fal&#x017F;cher Maxdor machen im<lb/>
Kurs von einem Jahre ein Paar hundert, Schel¬<lb/>
me die &#x017F;ich bloß im Wun&#x017F;che zu behalten und<lb/>
wegzu&#x017F;chaffen unter&#x017F;cheiden. He&#x017F;us feindet und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0358] weg, Heſus verſchlänge ein tauſendjähriges Reich auf einmal; ich ſorge, er würde vom Götter¬ trank zu wild und wäre zu ſchwer zu bändi¬ gen von mir. Abends. Iſts nicht ſchon ſo weit mit dem Pastor, daß er ſich einen Autor aus dem Wim¬ mer-Jahrzehnd des Säkuls (er ſchämt ſich ihn zu nennen) geborgt hat und ſich vom dummen Zeuge rühren laſſen will, indem er über den Effekt nachſinnt, den der Autor im 14ten Jahre auf ihn gemacht. Freilich ſtößet er ihm im jetzigen wie ein Nachtwächter am Tage auf; aber er ruft ſich doch das Rufen zurück und hat neue Rührung über die alte. So lächelt mich die Deklinazion cornu in der Grammatik noch bis auf dieſe Stunde an, weil ich mich entſinne, wie leicht und behend ich in den gold¬ nen Kindheitsmonden den ganzen Singularis behielt. Simon Jud. Verdammt! Ein ſchönes Geſicht und ein falſcher Maxdor machen im Kurs von einem Jahre ein Paar hundert, Schel¬ me die ſich bloß im Wunſche zu behalten und wegzuſchaffen unterſcheiden. Heſus feindet und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/358
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/358>, abgerufen am 24.11.2024.