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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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"Sie sey Ihnen gern gewährt! Übermorgen
fahr' ich zur Mutter und Tochter und bestim¬
me diese gewiß für die Reise, in sofern es von
mir abhängt. Aber ich thu' es -- um auch
offen zu seyn -- bloß aus ächter Freundschaft
für Sie; denn das Fräulein gefällt mir nicht
ganz mit ihrem Mystizismus und liebt gewiß
nicht wie Sie; sie thut Alles für die Menschen
bloß aus Liebe zu Gott; und das lieb' ich
nicht." --

"Ach, so dacht' ich sonst auch; aber wen
"soll die Göttliche sonst lieben als Gott" sagt'
er in sich und die Nacht versunken und für die
Fürstin zu hyperbolisch -- sein schimmerndes
Auge hieng fest am weißen Bergschloß und
Frühlinge wehten vom Monde herab auf dem
beglänzten Wege seiner Augen hin und her; und
der schöne Jüngling weinte und drückte heftig
der Fürstin Hand, aber er wußte beides nicht.
Sie ehrte sein Herz und stört' es nicht.

Endlich kamen Beide die hohe Treppe her¬
unter, wo sie der Astronom freudig erwartete
und beiden gestand, wie sehr ihn, frei zu re¬

„Sie ſey Ihnen gern gewährt! Übermorgen
fahr' ich zur Mutter und Tochter und beſtim¬
me dieſe gewiß für die Reiſe, in ſofern es von
mir abhängt. Aber ich thu' es — um auch
offen zu ſeyn — bloß aus ächter Freundſchaft
für Sie; denn das Fräulein gefällt mir nicht
ganz mit ihrem Myſtiziſmus und liebt gewiß
nicht wie Sie; ſie thut Alles für die Menſchen
bloß aus Liebe zu Gott; und das lieb' ich
nicht.“ —

„Ach, ſo dacht' ich ſonſt auch; aber wen
„ſoll die Göttliche ſonſt lieben als Gott“ ſagt'
er in ſich und die Nacht verſunken und für die
Fürſtin zu hyperboliſch — ſein ſchimmerndes
Auge hieng feſt am weißen Bergſchloß und
Frühlinge wehten vom Monde herab auf dem
beglänzten Wege ſeiner Augen hin und her; und
der ſchöne Jüngling weinte und drückte heftig
der Fürſtin Hand, aber er wußte beides nicht.
Sie ehrte ſein Herz und ſtört' es nicht.

Endlich kamen Beide die hohe Treppe her¬
unter, wo ſie der Aſtronom freudig erwartete
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[335/0347] „Sie ſey Ihnen gern gewährt! Übermorgen fahr' ich zur Mutter und Tochter und beſtim¬ me dieſe gewiß für die Reiſe, in ſofern es von mir abhängt. Aber ich thu' es — um auch offen zu ſeyn — bloß aus ächter Freundſchaft für Sie; denn das Fräulein gefällt mir nicht ganz mit ihrem Myſtiziſmus und liebt gewiß nicht wie Sie; ſie thut Alles für die Menſchen bloß aus Liebe zu Gott; und das lieb' ich nicht.“ — „Ach, ſo dacht' ich ſonſt auch; aber wen „ſoll die Göttliche ſonſt lieben als Gott“ ſagt' er in ſich und die Nacht verſunken und für die Fürſtin zu hyperboliſch — ſein ſchimmerndes Auge hieng feſt am weißen Bergſchloß und Frühlinge wehten vom Monde herab auf dem beglänzten Wege ſeiner Augen hin und her; und der ſchöne Jüngling weinte und drückte heftig der Fürſtin Hand, aber er wußte beides nicht. Sie ehrte ſein Herz und ſtört' es nicht. Endlich kamen Beide die hohe Treppe her¬ unter, wo ſie der Aſtronom freudig erwartete und beiden geſtand, wie ſehr ihn, frei zu re¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/347>, abgerufen am 24.11.2024.