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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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Er wurde an demselben Abend auf herku¬
lanische Bilderbücher -- die mit Charitons
Brief Eine Post genommen hatten -- von der
Fürstin eingeladen. Sie trat ihm mit jener er¬
heiterten Liebesmine entgegen, welche man vor
einem aufspannt, der vor uns sogleich wie wir
hoffen, seinen gränzenlosen Dank aus dem Her¬
zen ziehen wird. Aber er hatte Nichts daraus
zu ziehen. Sie fragte endlich betroffen, ob er
heute keine Briefe aus Spanien erhalten. Sie
vergaß, daß die Post gegen kein Haus höflich
und eilig ist als gegen das Fürstenhaus. Da
aber sein Brief schon gewiß in seinem Zimmer
lag: so erlaubte sie sich, die Rolle der Zeit zu
nehmen, welche Alles an den Tag bringt und
sagte, was im Briefe stehe, "daß sie nehmlich im
"Herbste eine kleine Kunstreise nach Rom un¬
"ternehme, auf der sie sein Vater begleiten wer¬
"de und Er diesen, wenn Er wolle; das sey das
"ganze Geheimniß." -- Es war das halbe;
denn sie setzte bald darauf hinzu, daß sie der
besten Zeichnerin in der Stadt am liebsten die
Freude dieser Reise zuwende, sobald diese nur
genese -- Lianen.

Wie

Er wurde an demſelben Abend auf herku¬
laniſche Bilderbücher — die mit Charitons
Brief Eine Poſt genommen hatten — von der
Fürſtin eingeladen. Sie trat ihm mit jener er¬
heiterten Liebesmine entgegen, welche man vor
einem aufſpannt, der vor uns ſogleich wie wir
hoffen, ſeinen gränzenloſen Dank aus dem Her¬
zen ziehen wird. Aber er hatte Nichts daraus
zu ziehen. Sie fragte endlich betroffen, ob er
heute keine Briefe aus Spanien erhalten. Sie
vergaß, daß die Poſt gegen kein Haus höflich
und eilig iſt als gegen das Fürſtenhaus. Da
aber ſein Brief ſchon gewiß in ſeinem Zimmer
lag: ſo erlaubte ſie ſich, die Rolle der Zeit zu
nehmen, welche Alles an den Tag bringt und
ſagte, was im Briefe ſtehe, „daß ſie nehmlich im
„Herbſte eine kleine Kunſtreiſe nach Rom un¬
„ternehme, auf der ſie ſein Vater begleiten wer¬
„de und Er dieſen, wenn Er wolle; das ſey das
„ganze Geheimniß.“ — Es war das halbe;
denn ſie ſetzte bald darauf hinzu, daß ſie der
beſten Zeichnerin in der Stadt am liebſten die
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[256/0268] Er wurde an demſelben Abend auf herku¬ laniſche Bilderbücher — die mit Charitons Brief Eine Poſt genommen hatten — von der Fürſtin eingeladen. Sie trat ihm mit jener er¬ heiterten Liebesmine entgegen, welche man vor einem aufſpannt, der vor uns ſogleich wie wir hoffen, ſeinen gränzenloſen Dank aus dem Her¬ zen ziehen wird. Aber er hatte Nichts daraus zu ziehen. Sie fragte endlich betroffen, ob er heute keine Briefe aus Spanien erhalten. Sie vergaß, daß die Poſt gegen kein Haus höflich und eilig iſt als gegen das Fürſtenhaus. Da aber ſein Brief ſchon gewiß in ſeinem Zimmer lag: ſo erlaubte ſie ſich, die Rolle der Zeit zu nehmen, welche Alles an den Tag bringt und ſagte, was im Briefe ſtehe, „daß ſie nehmlich im „Herbſte eine kleine Kunſtreiſe nach Rom un¬ „ternehme, auf der ſie ſein Vater begleiten wer¬ „de und Er dieſen, wenn Er wolle; das ſey das „ganze Geheimniß.“ — Es war das halbe; denn ſie ſetzte bald darauf hinzu, daß ſie der beſten Zeichnerin in der Stadt am liebſten die Freude dieſer Reiſe zuwende, ſobald dieſe nur geneſe — Lianen. Wie

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/268>, abgerufen am 24.11.2024.