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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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rungene Braut unter poetisches Wasser, den
Krieg der andern Götter gegen den Jungfern¬
räuber Hymen vortragend. Der Musensohn,
der die Sache versifizirt hatte, agirte selber
mit als Musenvater. Ich darf sagen, daß diese
eigne Erfindung des Ministers recht gut auf¬
genommen wurde sowohl von Haarhaar als
Hohenflies.

Froulay trat geschmückt und gepudert, als
streckte er sich auf dem Paradebette zwischen
Trauergueridons aus, vor sie als Sprecher des Lan¬
des hin, das seinen frohen Theil an ihrer Ver¬
mählung mit dem Bräutigamsrocke zu bezeugen
wünschte. Die Fürstin kürzte und schnitt alles
Festlügen mit einer feinen Damens-Scheere ab.

Froulay hatt' unter andern Wagen auch ei¬
nen mit mehrern überall her verschriebnen Trom¬
petern und Paukern mitgebracht, auf welchem
scherzeshalber Schoppe mit stand, der darum
nicht oft aus großen Aufzügen der Menschen
wegblieb, wie er sagte, weil die Menschen nie
lächerlicher aussähen als wenn sie etwas in
Massa und Menge thäten. Um Salz in die
Feier zu bringen, stellt' er auf seinem Wagen

rungene Braut unter poetiſches Waſſer, den
Krieg der andern Götter gegen den Jungfern¬
räuber Hymen vortragend. Der Muſenſohn,
der die Sache verſifizirt hatte, agirte ſelber
mit als Muſenvater. Ich darf ſagen, daß dieſe
eigne Erfindung des Miniſters recht gut auf¬
genommen wurde ſowohl von Haarhaar als
Hohenflies.

Froulay trat geſchmückt und gepudert, als
ſtreckte er ſich auf dem Paradebette zwiſchen
Trauergueridons aus, vor ſie als Sprecher des Lan¬
des hin, das ſeinen frohen Theil an ihrer Ver¬
mählung mit dem Bräutigamsrocke zu bezeugen
wünſchte. Die Fürſtin kürzte und ſchnitt alles
Feſtlügen mit einer feinen Damens-Scheere ab.

Froulay hatt' unter andern Wagen auch ei¬
nen mit mehrern überall her verſchriebnen Trom¬
petern und Paukern mitgebracht, auf welchem
ſcherzeshalber Schoppe mit ſtand, der darum
nicht oft aus großen Aufzügen der Menſchen
wegblieb, wie er ſagte, weil die Menſchen nie
lächerlicher ausſähen als wenn ſie etwas in
Maſſa und Menge thäten. Um Salz in die
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[159/0171] rungene Braut unter poetiſches Waſſer, den Krieg der andern Götter gegen den Jungfern¬ räuber Hymen vortragend. Der Muſenſohn, der die Sache verſifizirt hatte, agirte ſelber mit als Muſenvater. Ich darf ſagen, daß dieſe eigne Erfindung des Miniſters recht gut auf¬ genommen wurde ſowohl von Haarhaar als Hohenflies. Froulay trat geſchmückt und gepudert, als ſtreckte er ſich auf dem Paradebette zwiſchen Trauergueridons aus, vor ſie als Sprecher des Lan¬ des hin, das ſeinen frohen Theil an ihrer Ver¬ mählung mit dem Bräutigamsrocke zu bezeugen wünſchte. Die Fürſtin kürzte und ſchnitt alles Feſtlügen mit einer feinen Damens-Scheere ab. Froulay hatt' unter andern Wagen auch ei¬ nen mit mehrern überall her verſchriebnen Trom¬ petern und Paukern mitgebracht, auf welchem ſcherzeshalber Schoppe mit ſtand, der darum nicht oft aus großen Aufzügen der Menſchen wegblieb, wie er ſagte, weil die Menſchen nie lächerlicher ausſähen als wenn ſie etwas in Maſſa und Menge thäten. Um Salz in die Feier zu bringen, ſtellt' er auf ſeinem Wagen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/171>, abgerufen am 24.11.2024.