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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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chester, Punsch und Kuchen genoß, sollte wieder
aufgeräumter ans Weinen und Trauerspielen
gegangen werden.

Der Fürst ritt am Morgen der langweili¬
gen Einholungs-Wagenfahrt über die Gränze
voraus mit Bouverot und Albano; alle drei
als die einzigen im Lande unabhängigen, bei
dem Feste nicht interessirten Leute. Der arme
Luigi! Ich hab' es schon im ersten Band des
Titans sehr deutlich gesagt, daß der fürstliche
Bräutigam, der heute die Decke beschlägt, bloß
ein Landes-Vater seyn kann, keiner für das
Haus; unter seinem Fürsten-Himmel ist wie
auf der ersten Schachfelder-Gasse Alles zu ma¬
chen und zu regeneriren, Offiziere, selber die
Schachköniginn, aber der Schach nicht. Es wä¬
re zu wünschen -- da der Umstand das Fest
ins Lächerliche schattirt --, der Bräutigam
könnte manchen ihn auslachenden alten Fami¬
lien -- die es so oft selber im heraldischen und
medizinischen Sinne zugleich sind -- zur Be¬
schämung nur einige Dutzend von den Prinzen
um den Traualtar gestellet zeigen, die er in
Kalabrien, Wallis, Asturien, in der Dauphine

cheſter, Punſch und Kuchen genoß, ſollte wieder
aufgeräumter ans Weinen und Trauerſpielen
gegangen werden.

Der Fürſt ritt am Morgen der langweili¬
gen Einholungs-Wagenfahrt über die Gränze
voraus mit Bouverot und Albano; alle drei
als die einzigen im Lande unabhängigen, bei
dem Feſte nicht intereſſirten Leute. Der arme
Luigi! Ich hab' es ſchon im erſten Band des
Titans ſehr deutlich geſagt, daß der fürſtliche
Bräutigam, der heute die Decke beſchlägt, bloß
ein Landes-Vater ſeyn kann, keiner für das
Haus; unter ſeinem Fürſten-Himmel iſt wie
auf der erſten Schachfelder-Gaſſe Alles zu ma¬
chen und zu regeneriren, Offiziere, ſelber die
Schachköniginn, aber der Schach nicht. Es wä¬
re zu wünſchen — da der Umſtand das Feſt
ins Lächerliche ſchattirt —, der Bräutigam
könnte manchen ihn auslachenden alten Fami¬
lien — die es ſo oft ſelber im heraldiſchen und
mediziniſchen Sinne zugleich ſind — zur Be¬
ſchämung nur einige Dutzend von den Prinzen
um den Traualtar geſtellet zeigen, die er in
Kalabrien, Wallis, Aſturien, in der Dauphiné

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[151/0163] cheſter, Punſch und Kuchen genoß, ſollte wieder aufgeräumter ans Weinen und Trauerſpielen gegangen werden. Der Fürſt ritt am Morgen der langweili¬ gen Einholungs-Wagenfahrt über die Gränze voraus mit Bouverot und Albano; alle drei als die einzigen im Lande unabhängigen, bei dem Feſte nicht intereſſirten Leute. Der arme Luigi! Ich hab' es ſchon im erſten Band des Titans ſehr deutlich geſagt, daß der fürſtliche Bräutigam, der heute die Decke beſchlägt, bloß ein Landes-Vater ſeyn kann, keiner für das Haus; unter ſeinem Fürſten-Himmel iſt wie auf der erſten Schachfelder-Gaſſe Alles zu ma¬ chen und zu regeneriren, Offiziere, ſelber die Schachköniginn, aber der Schach nicht. Es wä¬ re zu wünſchen — da der Umſtand das Feſt ins Lächerliche ſchattirt —, der Bräutigam könnte manchen ihn auslachenden alten Fami¬ lien — die es ſo oft ſelber im heraldiſchen und mediziniſchen Sinne zugleich ſind — zur Be¬ ſchämung nur einige Dutzend von den Prinzen um den Traualtar geſtellet zeigen, die er in Kalabrien, Wallis, Aſturien, in der Dauphiné

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/163>, abgerufen am 24.11.2024.