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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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nöthigen Strichgewitter aus den Akten aufge¬
zogen, auf die schauernde Tochter mit einem
kalten Morgenwolkenbruche niederzugehen such¬
te. Im gedachten Dekretalbriefchen setzt' ers
auf anderthalb Bogen mehr auseinander, was
er gestern gemeint -- Scheidung auf der Stel¬
le -- und bog sechs Scheidungsgründe an, --
erstlich sein verstimmtes Verhältniß mit dem
Vliesritter -- zweitens ihre und des Grafen
Jugend -- drittens die nahe Hofdamenstelle
-- viertens sey sie seine Tochter und dieses das
erste Opfer, auf welches ihr Vater für alle
seine bisherigen Anspruch mache -- fünftens
sehe sie an seinem nachsichtigen Ja zur Liebe
ihres Bruders, dessen anscheinende Besserung er
ihr zum Vorbilde vorhalte, daß er nur für das
Glück seiner Kinder lebe und sorge -- sechstens
send' er sie in die Festung * * * zu seinem
Bruder, dem Kommendanten, falls sie wider¬
spenstig sey, um sie zu entfernen, zu bestrafen
und zu rechte zu bringen, und weder Weinen
noch Fußfallen, noch Mutter noch Hölle sollen
ihn beugen; und er schenk' ihr drei Tage Zeit
zur Vernunft. --

nöthigen Strichgewitter aus den Akten aufge¬
zogen, auf die ſchauernde Tochter mit einem
kalten Morgenwolkenbruche niederzugehen ſuch¬
te. Im gedachten Dekretalbriefchen ſetzt' ers
auf anderthalb Bogen mehr auseinander, was
er geſtern gemeint — Scheidung auf der Stel¬
le — und bog ſechs Scheidungsgründe an, —
erſtlich ſein verſtimmtes Verhältniß mit dem
Vliesritter — zweitens ihre und des Grafen
Jugend — drittens die nahe Hofdamenſtelle
— viertens ſey ſie ſeine Tochter und dieſes das
erſte Opfer, auf welches ihr Vater für alle
ſeine bisherigen Anſpruch mache — fünftens
ſehe ſie an ſeinem nachſichtigen Ja zur Liebe
ihres Bruders, deſſen anſcheinende Beſſerung er
ihr zum Vorbilde vorhalte, daß er nur für das
Glück ſeiner Kinder lebe und ſorge — ſechstens
ſend' er ſie in die Feſtung * * * zu ſeinem
Bruder, dem Kommendanten, falls ſie wider¬
ſpenſtig ſey, um ſie zu entfernen, zu beſtrafen
und zu rechte zu bringen, und weder Weinen
noch Fußfallen, noch Mutter noch Hölle ſollen
ihn beugen; und er ſchenk' ihr drei Tage Zeit
zur Vernunft. —

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[118/0130] nöthigen Strichgewitter aus den Akten aufge¬ zogen, auf die ſchauernde Tochter mit einem kalten Morgenwolkenbruche niederzugehen ſuch¬ te. Im gedachten Dekretalbriefchen ſetzt' ers auf anderthalb Bogen mehr auseinander, was er geſtern gemeint — Scheidung auf der Stel¬ le — und bog ſechs Scheidungsgründe an, — erſtlich ſein verſtimmtes Verhältniß mit dem Vliesritter — zweitens ihre und des Grafen Jugend — drittens die nahe Hofdamenſtelle — viertens ſey ſie ſeine Tochter und dieſes das erſte Opfer, auf welches ihr Vater für alle ſeine bisherigen Anſpruch mache — fünftens ſehe ſie an ſeinem nachſichtigen Ja zur Liebe ihres Bruders, deſſen anſcheinende Beſſerung er ihr zum Vorbilde vorhalte, daß er nur für das Glück ſeiner Kinder lebe und ſorge — ſechstens ſend' er ſie in die Feſtung * * * zu ſeinem Bruder, dem Kommendanten, falls ſie wider¬ ſpenſtig ſey, um ſie zu entfernen, zu beſtrafen und zu rechte zu bringen, und weder Weinen noch Fußfallen, noch Mutter noch Hölle ſollen ihn beugen; und er ſchenk' ihr drei Tage Zeit zur Vernunft. —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/130>, abgerufen am 26.11.2024.