Der Ritter nahm ihn auf eine über stei¬ nerne Säulen geführte Gallerie hinauf, die überall Limonienbäume mit Düften und kleinen regen vom Monde silbern geränderten Schat¬ ten vollstreueten. Er zog zwei Medaillons aus seiner Brieftasche, das eine bildete ein sonder¬ bar- jugendlich aussehendes weibliches Ge¬ sichtchen vor, mit der Umschrift: "Nous ne nous verrons jamais, mon fils."*) "Hier ist deine "Mutter, (sagte Gaspard und gab es ihm,) -- "und hier deine Schwester," und reichte ihm das zweite, dessen Züge zu einer unkenntlichen veralteten Gestalt einliefen mit der Umschrift: "Nous nous verrons un jour, mon frere."**) Er fieng nun seine Rede an, die er in so vie¬ len zwanglosen Heften (das eine Komma oft am einen Ende der Gallerie, das andere am andern) und so leise und in einem solchen Wech¬ sel von schnellem und trägem Gehen lieferte,
*) Wir sehen uns nie mein Sohn.
**) Wir sehen uns einst, mein Bruder.
5. Zykel.
Der Ritter nahm ihn auf eine über ſtei¬ nerne Säulen geführte Gallerie hinauf, die überall Limonienbäume mit Düften und kleinen regen vom Monde ſilbern geränderten Schat¬ ten vollſtreueten. Er zog zwei Medaillons aus ſeiner Brieftaſche, das eine bildete ein ſonder¬ bar- jugendlich ausſehendes weibliches Ge¬ ſichtchen vor, mit der Umſchrift: „Nous ne nous verrons jamais, mon fils.“*) „Hier iſt deine „Mutter, (ſagte Gaſpard und gab es ihm,) — „und hier deine Schweſter,“ und reichte ihm das zweite, deſſen Züge zu einer unkenntlichen veralteten Geſtalt einliefen mit der Umſchrift: „Nous nous verrons un jour, mon frère.“**) Er fieng nun ſeine Rede an, die er in ſo vie¬ len zwangloſen Heften (das eine Komma oft am einen Ende der Gallerie, das andere am andern) und ſo leiſe und in einem ſolchen Wech¬ ſel von ſchnellem und trägem Gehen lieferte,
*) Wir ſehen uns nie mein Sohn.
**) Wir ſehen uns einſt, mein Bruder.
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5. Zykel.
Der Ritter nahm ihn auf eine über ſtei¬
nerne Säulen geführte Gallerie hinauf, die
überall Limonienbäume mit Düften und kleinen
regen vom Monde ſilbern geränderten Schat¬
ten vollſtreueten. Er zog zwei Medaillons aus
ſeiner Brieftaſche, das eine bildete ein ſonder¬
bar- jugendlich ausſehendes weibliches Ge¬
ſichtchen vor, mit der Umſchrift: „Nous ne nous
verrons jamais, mon fils.“ *) „Hier iſt deine
„Mutter, (ſagte Gaſpard und gab es ihm,) —
„und hier deine Schweſter,“ und reichte ihm
das zweite, deſſen Züge zu einer unkenntlichen
veralteten Geſtalt einliefen mit der Umſchrift:
„Nous nous verrons un jour, mon frère.“ **)
Er fieng nun ſeine Rede an, die er in ſo vie¬
len zwangloſen Heften (das eine Komma oft
am einen Ende der Gallerie, das andere am
andern) und ſo leiſe und in einem ſolchen Wech¬
ſel von ſchnellem und trägem Gehen lieferte,
*) Wir ſehen uns nie mein Sohn.
**) Wir ſehen uns einſt, mein Bruder.
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/76>, abgerufen am 22.11.2024.
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