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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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zog sie einigen Tempesta's*) im borromäischen
Pallaste bei Weitem vor. Dann gieng er -- um
des Ritters öfter zu gedenken -- zu den Perso¬
nalien des Hofes über und gestand, daß der
deutsche Herr, Mr. de Bouverot in besonderer
Gnade stehe -- denn bei Hofleuten und Heili¬
gen thut die Gnade alles -- und daß der
Prinz ungemein an Nerven leide u. s. w.. Die
Hofleute, die sonst ihr Ich nach dem fremden
zuschneiden, fassen doch für einen, der nicht
am Hofe lebt, ihre ministeriellen Blätter dar¬
über so ausführlich und ernsthaft ab, daß ihr
Zeitungsleser dabei entweder lacht oder ein¬
schläft; ein Hofmann und das Buch des er¬
reurs et de la verite
nennen den Jesuitergeneral
Gott -- die Jesuiten Menschen -- und die
Nichtjesuiten Thiere. -- Schoppe horchte mit
einem fatalen Kräusel- und Schnörkelwerke
auf dem Gesichte zu; er hassete Höfe bitter.
Der Jüngling Albano dachte nicht viel besser;
ja da er gern wagte, lieber mit dem Arm des

*) Gemälde von Peter Molyn, den man wegen
seiner guten Gewitter nur Tempesta nannte.

zog ſie einigen Tempeſta's*) im borromäiſchen
Pallaſte bei Weitem vor. Dann gieng er — um
des Ritters öfter zu gedenken — zu den Perſo¬
nalien des Hofes über und geſtand, daß der
deutſche Herr, Mr. de Bouverot in beſonderer
Gnade ſtehe — denn bei Hofleuten und Heili¬
gen thut die Gnade alles — und daß der
Prinz ungemein an Nerven leide u. ſ. w.. Die
Hofleute, die ſonſt ihr Ich nach dem fremden
zuſchneiden, faſſen doch für einen, der nicht
am Hofe lebt, ihre miniſteriellen Blätter dar¬
über ſo ausführlich und ernſthaft ab, daß ihr
Zeitungsleſer dabei entweder lacht oder ein¬
ſchläft; ein Hofmann und das Buch des er¬
reurs et de la verité
nennen den Jeſuitergeneral
Gott — die Jeſuiten Menſchen — und die
Nichtjeſuiten Thiere. — Schoppe horchte mit
einem fatalen Kräuſel- und Schnörkelwerke
auf dem Geſichte zu; er haſſete Höfe bitter.
Der Jüngling Albano dachte nicht viel beſſer;
ja da er gern wagte, lieber mit dem Arm des

*) Gemälde von Peter Molyn, den man wegen
ſeiner guten Gewitter nur Tempeſta nannte.
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[31/0051] zog ſie einigen Tempeſta's *) im borromäiſchen Pallaſte bei Weitem vor. Dann gieng er — um des Ritters öfter zu gedenken — zu den Perſo¬ nalien des Hofes über und geſtand, daß der deutſche Herr, Mr. de Bouverot in beſonderer Gnade ſtehe — denn bei Hofleuten und Heili¬ gen thut die Gnade alles — und daß der Prinz ungemein an Nerven leide u. ſ. w.. Die Hofleute, die ſonſt ihr Ich nach dem fremden zuſchneiden, faſſen doch für einen, der nicht am Hofe lebt, ihre miniſteriellen Blätter dar¬ über ſo ausführlich und ernſthaft ab, daß ihr Zeitungsleſer dabei entweder lacht oder ein¬ ſchläft; ein Hofmann und das Buch des er¬ reurs et de la verité nennen den Jeſuitergeneral Gott — die Jeſuiten Menſchen — und die Nichtjeſuiten Thiere. — Schoppe horchte mit einem fatalen Kräuſel- und Schnörkelwerke auf dem Geſichte zu; er haſſete Höfe bitter. Der Jüngling Albano dachte nicht viel beſſer; ja da er gern wagte, lieber mit dem Arm des *) Gemälde von Peter Molyn, den man wegen ſeiner guten Gewitter nur Tempeſta nannte.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/51>, abgerufen am 22.11.2024.