Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.aus, der vom Leichentuche erstickte Trommel¬ Wie wir im Frühlinge mehr an Tod, Mit komischem Humor fieng Schoppe aus, der vom Leichentuche erſtickte Trommel¬ Wie wir im Frühlinge mehr an Tod, Mit komiſchem Humor fieng Schoppe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0478" n="458"/> aus, der vom Leichentuche erſtickte Trommel¬<lb/> ſchlag; eine gedämpfte Trommel war ihm ein<lb/> von allen irrdiſchen Katakomben gebrochener<lb/> Wiederhall. Er hörte die ſtummen erwürgten<lb/> Klagen unſrer Herzen; er ſah höhere Weſen<lb/> oben herunterſchauen auf das dreiſtündige wei¬<lb/> nerliche Luſtſpiel unſers Lebens, worin das<lb/> rothe Kind des erſten Akts im fünften zum<lb/> Jubelgreiſ' ermattet und dann erwachſen und<lb/> gebückt vor dem herablaufenden Vorhange<lb/> verſchwindet.</p><lb/> <p>Wie wir im Frühlinge mehr an Tod,<lb/> Herbſt und Winter denken als im Sommer,<lb/> ſo malet ſich auch der feurigſte kräftigſte Jüng¬<lb/> ling öfter und heller in ſeiner Jahreszeit die<lb/> dunkle entblätterte vor als der Mann in ſei¬<lb/> ner nähern; denn in beiden Frühlingen ſchla¬<lb/> gen ſich die Flügel des Ideals weit auf und<lb/> haben nur in einer Zukunft Raum. Aber vor<lb/> den Jüngling tritt der Tod in blühender grie¬<lb/> chiſcher Geſtalt, vor den müden ältern Men¬<lb/> ſchen in gothiſcher.</p><lb/> <p>Mit <hi rendition="#g">komiſchem</hi> Humor fieng Schoppe<lb/> gewöhnlich an und endigte mit <hi rendition="#g">tragiſchem</hi>;<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [458/0478]
aus, der vom Leichentuche erſtickte Trommel¬
ſchlag; eine gedämpfte Trommel war ihm ein
von allen irrdiſchen Katakomben gebrochener
Wiederhall. Er hörte die ſtummen erwürgten
Klagen unſrer Herzen; er ſah höhere Weſen
oben herunterſchauen auf das dreiſtündige wei¬
nerliche Luſtſpiel unſers Lebens, worin das
rothe Kind des erſten Akts im fünften zum
Jubelgreiſ' ermattet und dann erwachſen und
gebückt vor dem herablaufenden Vorhange
verſchwindet.
Wie wir im Frühlinge mehr an Tod,
Herbſt und Winter denken als im Sommer,
ſo malet ſich auch der feurigſte kräftigſte Jüng¬
ling öfter und heller in ſeiner Jahreszeit die
dunkle entblätterte vor als der Mann in ſei¬
ner nähern; denn in beiden Frühlingen ſchla¬
gen ſich die Flügel des Ideals weit auf und
haben nur in einer Zukunft Raum. Aber vor
den Jüngling tritt der Tod in blühender grie¬
chiſcher Geſtalt, vor den müden ältern Men¬
ſchen in gothiſcher.
Mit komiſchem Humor fieng Schoppe
gewöhnlich an und endigte mit tragiſchem;
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