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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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O Liane, o Zesaro, so glücklich müssen euere
schönen Seelen werden! --

Der Jüngling blieb noch einige Minuten
in der um ihn fortarbeitenden Zauberwelt,
deren Töne und Fontainen wie die Wasser und
Maschinen in dem einsamen Bergwerke rausch¬
ten; aber am Ende war etwas Gewaltsames
im einsamen Forttönen und Schimmern des
Thals, worin er so allein zurückgelassen war.
Hastig schritt er auf dem nähern Wege und
mit Wasseradern beworfen, durch den Lauben-
Vorhang, und trat wieder in die freie Morgen-
Erde Lilars hinaus. Wie sonderbar! wie fern!
wie verändert war alles! In seine weit offne
innere Welt drang die äußere mit vollen Strö¬
men ein. Er selber war verändert; er konnte
nicht in die Eichennacht an das felsigte Eben¬
bild des Vaters treten. Als er über die in
Zweigen stehende Brücke war, sah er auf dem
breiten silberweißen Gartenwege die sanfte Ge¬
sellschaft langsam gehen und er pries Lianen
seelig, die nun an ihr bewegtes Herz das müt¬
terliche drücken konnte. -- Die Kleine drehte sich
oft tanzend um und sah ihn vielleicht, aber

O Liane, o Zeſaro, ſo glücklich müſſen euere
ſchönen Seelen werden! —

Der Jüngling blieb noch einige Minuten
in der um ihn fortarbeitenden Zauberwelt,
deren Töne und Fontainen wie die Waſſer und
Maſchinen in dem einſamen Bergwerke rauſch¬
ten; aber am Ende war etwas Gewaltſames
im einſamen Forttönen und Schimmern des
Thals, worin er ſo allein zurückgelaſſen war.
Haſtig ſchritt er auf dem nähern Wege und
mit Waſſeradern beworfen, durch den Lauben-
Vorhang, und trat wieder in die freie Morgen-
Erde Lilars hinaus. Wie ſonderbar! wie fern!
wie verändert war alles! In ſeine weit offne
innere Welt drang die äußere mit vollen Strö¬
men ein. Er ſelber war verändert; er konnte
nicht in die Eichennacht an das felſigte Eben¬
bild des Vaters treten. Als er über die in
Zweigen ſtehende Brücke war, ſah er auf dem
breiten ſilberweißen Gartenwege die ſanfte Ge¬
ſellſchaft langſam gehen und er pries Lianen
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terliche drücken konnte. — Die Kleine drehte ſich
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[440/0460] O Liane, o Zeſaro, ſo glücklich müſſen euere ſchönen Seelen werden! — Der Jüngling blieb noch einige Minuten in der um ihn fortarbeitenden Zauberwelt, deren Töne und Fontainen wie die Waſſer und Maſchinen in dem einſamen Bergwerke rauſch¬ ten; aber am Ende war etwas Gewaltſames im einſamen Forttönen und Schimmern des Thals, worin er ſo allein zurückgelaſſen war. Haſtig ſchritt er auf dem nähern Wege und mit Waſſeradern beworfen, durch den Lauben- Vorhang, und trat wieder in die freie Morgen- Erde Lilars hinaus. Wie ſonderbar! wie fern! wie verändert war alles! In ſeine weit offne innere Welt drang die äußere mit vollen Strö¬ men ein. Er ſelber war verändert; er konnte nicht in die Eichennacht an das felſigte Eben¬ bild des Vaters treten. Als er über die in Zweigen ſtehende Brücke war, ſah er auf dem breiten ſilberweißen Gartenwege die ſanfte Ge¬ ſellſchaft langſam gehen und er pries Lianen ſeelig, die nun an ihr bewegtes Herz das müt¬ terliche drücken konnte. — Die Kleine drehte ſich oft tanzend um und ſah ihn vielleicht, aber

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/460>, abgerufen am 22.11.2024.