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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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wärmste Freund ihres Lebens zum erstenmale
nur verhüllt und stumm zu ihr.

Der Lektor führte sie bald weg an ihren
Sitz unter dem zweiten Lüstre -- ihr gegen¬
über saß die Mutter (wahrscheinlich darum,
damit die gute unwissende Tochter, die doch
nicht immer die Augenlieder senken konnte,
diese freundlich und mit Anstand gegen ein ge¬
liebtes Wesen heben durfte) -- der deutsche
Herr, als Bekannter, setzte sich ohne Weiteres
zu ihrer Rechten, Augusti zur Linken -- Ze¬
sara als Graf kam oben weit hinauf neben
die höchste Dame. -- --

Der Henker hol's! -- das ist leider so oft
mein eigner Fall! Ich behaupte oben den Eh¬
renplatz -- und bemerke unten eine Meile von
mir die Tochter, aber als Myop nur halb und
kann den ganzen Abend nichts machen. --
Rangirt mich doch ungescheuet hinunter zu ihr
-- ihr habt mit nichts weniger als einem auf¬
geblasenen Manne zu thun -- warum sollen
denn auch auf der Erde, wie im Himmel, ge¬
rade die größten Wandelsterne am weitesten
von ihrer Sonne absitzen? --

wärmſte Freund ihres Lebens zum erſtenmale
nur verhüllt und ſtumm zu ihr.

Der Lektor führte ſie bald weg an ihren
Sitz unter dem zweiten Lüſtre — ihr gegen¬
über ſaß die Mutter (wahrſcheinlich darum,
damit die gute unwiſſende Tochter, die doch
nicht immer die Augenlieder ſenken konnte,
dieſe freundlich und mit Anſtand gegen ein ge¬
liebtes Weſen heben durfte) — der deutſche
Herr, als Bekannter, ſetzte ſich ohne Weiteres
zu ihrer Rechten, Auguſti zur Linken — Ze¬
ſara als Graf kam oben weit hinauf neben
die höchſte Dame. — —

Der Henker hol's! — das iſt leider ſo oft
mein eigner Fall! Ich behaupte oben den Eh¬
renplatz — und bemerke unten eine Meile von
mir die Tochter, aber als Myop nur halb und
kann den ganzen Abend nichts machen. —
Rangirt mich doch ungeſcheuet hinunter zu ihr
— ihr habt mit nichts weniger als einem auf¬
geblaſenen Manne zu thun — warum ſollen
denn auch auf der Erde, wie im Himmel, ge¬
rade die größten Wandelſterne am weiteſten
von ihrer Sonne abſitzen? —

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[383/0403] wärmſte Freund ihres Lebens zum erſtenmale nur verhüllt und ſtumm zu ihr. Der Lektor führte ſie bald weg an ihren Sitz unter dem zweiten Lüſtre — ihr gegen¬ über ſaß die Mutter (wahrſcheinlich darum, damit die gute unwiſſende Tochter, die doch nicht immer die Augenlieder ſenken konnte, dieſe freundlich und mit Anſtand gegen ein ge¬ liebtes Weſen heben durfte) — der deutſche Herr, als Bekannter, ſetzte ſich ohne Weiteres zu ihrer Rechten, Auguſti zur Linken — Ze¬ ſara als Graf kam oben weit hinauf neben die höchſte Dame. — — Der Henker hol's! — das iſt leider ſo oft mein eigner Fall! Ich behaupte oben den Eh¬ renplatz — und bemerke unten eine Meile von mir die Tochter, aber als Myop nur halb und kann den ganzen Abend nichts machen. — Rangirt mich doch ungeſcheuet hinunter zu ihr — ihr habt mit nichts weniger als einem auf¬ geblaſenen Manne zu thun — warum ſollen denn auch auf der Erde, wie im Himmel, ge¬ rade die größten Wandelſterne am weiteſten von ihrer Sonne abſitzen? —

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/403>, abgerufen am 25.11.2024.