sondern jene sanfte, worein die Sehnsucht des Herzens überquillt, wie im Frühling überfüllte Zweige unverwundet weinen. -- --
-- Im Menschen wohnt ein rauher blin¬ der Zyklope, der allemal in unsern Stürmen zu reden anfängt und uns Zertrümmerung an¬ räth; furchtbar regte sich jetzt in Zesara die ganze aufgewachte Kraft der Brust, der wilde Geist, der uns auf Kuntursfittigen vor Ab¬ gründe schleppt und der Zyklope rief laut in ihm: "stürze hinaus -- knie vor sie -- sag' ihr "dein ganzes Herz -- was ist's wenn du dann "auf ewig verloren bist, hast du nur einen "Laut dieser Seele vernommen -- und dann "kühle und opfere dich in den kalten Quellen "zu ihren Füßen." -- Wahrlich er dürstete nach dem frischen Bassin, worein die Fontainen zurücksprangen -- -- Aber ach vor dieser Sanf¬ ten, vor dieser Gequälten und Frommen! -- "Nein sagte der gute Geist in ihm, verwunde "sie nicht wieder wie ihr Bruder -- o schone, "schweige, ehre; dann liebst du sie."
Hier trat er heraus in die erleuchtete Erde wie in einen Himmelssaal und nahm den offnen
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ſondern jene ſanfte, worein die Sehnſucht des Herzens überquillt, wie im Frühling überfüllte Zweige unverwundet weinen. — —
— Im Menſchen wohnt ein rauher blin¬ der Zyklope, der allemal in unſern Stürmen zu reden anfängt und uns Zertrümmerung an¬ räth; furchtbar regte ſich jetzt in Zeſara die ganze aufgewachte Kraft der Bruſt, der wilde Geiſt, der uns auf Kuntursfittigen vor Ab¬ gründe ſchleppt und der Zyklope rief laut in ihm: „ſtürze hinaus — knie vor ſie — ſag' ihr „dein ganzes Herz — was iſt's wenn du dann „auf ewig verloren biſt, haſt du nur einen „Laut dieſer Seele vernommen — und dann „kühle und opfere dich in den kalten Quellen „zu ihren Füßen.“ — Wahrlich er dürſtete nach dem friſchen Baſſin, worein die Fontainen zurückſprangen — — Aber ach vor dieſer Sanf¬ ten, vor dieſer Gequälten und Frommen! — „Nein ſagte der gute Geiſt in ihm, verwunde „ſie nicht wieder wie ihr Bruder — o ſchone, „ſchweige, ehre; dann liebſt du ſie.“
Hier trat er heraus in die erleuchtete Erde wie in einen Himmelsſaal und nahm den offnen
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ſondern jene ſanfte, worein die Sehnſucht des
Herzens überquillt, wie im Frühling überfüllte
Zweige unverwundet weinen. — —
— Im Menſchen wohnt ein rauher blin¬
der Zyklope, der allemal in unſern Stürmen
zu reden anfängt und uns Zertrümmerung an¬
räth; furchtbar regte ſich jetzt in Zeſara die
ganze aufgewachte Kraft der Bruſt, der wilde
Geiſt, der uns auf Kuntursfittigen vor Ab¬
gründe ſchleppt und der Zyklope rief laut in
ihm: „ſtürze hinaus — knie vor ſie — ſag' ihr
„dein ganzes Herz — was iſt's wenn du dann
„auf ewig verloren biſt, haſt du nur einen
„Laut dieſer Seele vernommen — und dann
„kühle und opfere dich in den kalten Quellen
„zu ihren Füßen.“ — Wahrlich er dürſtete
nach dem friſchen Baſſin, worein die Fontainen
zurückſprangen — — Aber ach vor dieſer Sanf¬
ten, vor dieſer Gequälten und Frommen! —
„Nein ſagte der gute Geiſt in ihm, verwunde
„ſie nicht wieder wie ihr Bruder — o ſchone,
„ſchweige, ehre; dann liebſt du ſie.“
Hier trat er heraus in die erleuchtete Erde
wie in einen Himmelsſaal und nahm den offnen
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/375>, abgerufen am 06.05.2024.
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