Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.sondern jene sanfte, worein die Sehnsucht des -- Im Menschen wohnt ein rauher blin¬ Hier trat er heraus in die erleuchtete Erde Z 2
ſondern jene ſanfte, worein die Sehnſucht des — Im Menſchen wohnt ein rauher blin¬ Hier trat er heraus in die erleuchtete Erde Z 2
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ſondern jene ſanfte, worein die Sehnſucht des
Herzens überquillt, wie im Frühling überfüllte
Zweige unverwundet weinen. — —
— Im Menſchen wohnt ein rauher blin¬
der Zyklope, der allemal in unſern Stürmen
zu reden anfängt und uns Zertrümmerung an¬
räth; furchtbar regte ſich jetzt in Zeſara die
ganze aufgewachte Kraft der Bruſt, der wilde
Geiſt, der uns auf Kuntursfittigen vor Ab¬
gründe ſchleppt und der Zyklope rief laut in
ihm: „ſtürze hinaus — knie vor ſie — ſag' ihr
„dein ganzes Herz — was iſt's wenn du dann
„auf ewig verloren biſt, haſt du nur einen
„Laut dieſer Seele vernommen — und dann
„kühle und opfere dich in den kalten Quellen
„zu ihren Füßen.“ — Wahrlich er dürſtete
nach dem friſchen Baſſin, worein die Fontainen
zurückſprangen — — Aber ach vor dieſer Sanf¬
ten, vor dieſer Gequälten und Frommen! —
„Nein ſagte der gute Geiſt in ihm, verwunde
„ſie nicht wieder wie ihr Bruder — o ſchone,
„ſchweige, ehre; dann liebſt du ſie.“
Hier trat er heraus in die erleuchtete Erde
wie in einen Himmelsſaal und nahm den offnen
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/375>, abgerufen am 16.07.2024. |