Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800."auch den Bedienten hinschicken; der unter¬ "Wahrlich ein bloßer Nervenzufall ists „auch den Bedienten hinſchicken; der unter¬ „Wahrlich ein bloßer Nervenzufall iſts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0336" n="316"/> „auch den Bedienten hinſchicken; der unter¬<lb/> „ſchreibt ſich für Sie alle; mich aber dauert<lb/> „niemand wie die Tochter.“ — Nun brach<lb/> ein Sturm von Fragen nach dem unbekannten<lb/> Vorfalle los. „Es iſt ſo,“ fieng der Phyſikus<lb/> mürriſch an, legte ſich aber bald, weil er in<lb/> einigen Augen Waſſer für ſeine Mühle ſah, —<lb/> und weil er alle mediziniſche Schuld von ſich<lb/> auf den Hauptmann Roquairol zu wälzen<lb/> ſuchte — ſo gut er konnte, auf pathetiſches<lb/> Detail und log faſt ſentimental. Er ſchob mit<lb/> einem unbemerkten Winke der gerührten Frau<lb/> einen leeren Teller zu als Lakrymatorium, da¬<lb/> mit nichts umkäme. Aus den verfinſterten Au¬<lb/> gen des vergeblich-kämpfenden Jünglings riß<lb/> der erſte Lebensſchmerz einige große Tropfen.<lb/> „Iſt wohl eine Herſtellung möglich,“ fragte<lb/> Auguſti ſehr bekümmert, wegen ſeiner Verbin¬<lb/> dungen mit der Familie.</p><lb/> <p>„Wahrlich ein bloßer Nervenzufall iſts<lb/> „(verſetzte Schoppe keck) und weiter nichts;<lb/> „Whytt erzählt, daß eine Frau, die zu viel<lb/> „Säuere im Magen hatte (im <hi rendition="#g">Herzen</hi> wärs<lb/> „noch ärger) alles <hi rendition="#g">umnebelt</hi> erblickte, wie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0336]
„auch den Bedienten hinſchicken; der unter¬
„ſchreibt ſich für Sie alle; mich aber dauert
„niemand wie die Tochter.“ — Nun brach
ein Sturm von Fragen nach dem unbekannten
Vorfalle los. „Es iſt ſo,“ fieng der Phyſikus
mürriſch an, legte ſich aber bald, weil er in
einigen Augen Waſſer für ſeine Mühle ſah, —
und weil er alle mediziniſche Schuld von ſich
auf den Hauptmann Roquairol zu wälzen
ſuchte — ſo gut er konnte, auf pathetiſches
Detail und log faſt ſentimental. Er ſchob mit
einem unbemerkten Winke der gerührten Frau
einen leeren Teller zu als Lakrymatorium, da¬
mit nichts umkäme. Aus den verfinſterten Au¬
gen des vergeblich-kämpfenden Jünglings riß
der erſte Lebensſchmerz einige große Tropfen.
„Iſt wohl eine Herſtellung möglich,“ fragte
Auguſti ſehr bekümmert, wegen ſeiner Verbin¬
dungen mit der Familie.
„Wahrlich ein bloßer Nervenzufall iſts
„(verſetzte Schoppe keck) und weiter nichts;
„Whytt erzählt, daß eine Frau, die zu viel
„Säuere im Magen hatte (im Herzen wärs
„noch ärger) alles umnebelt erblickte, wie
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/336>, abgerufen am 16.07.2024. |