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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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österreichischer, wünscht' ich selber genauer zu
wissen), ein vom Schicksal dreischneidig und glän¬
zend geschliffner Geist, hatte in der Jugend wil¬
de Kräfte, zu deren Spiel nur ein Schlachtfeld
oder Königreich geräumig gewesen wäre und
die sich im vornehmen Leben so wenig bewegen
konnten als ein Seekraken im Hafen -- er stillte
sie durch Gastrollen in allen Ständen, und Lust-
und Trauerspielen, durch das Treiben aller Wis¬
senschaften und durch eine ewige Reise -- er
wurde mit großen und kleinen Menschen und
Höfen vertraut und oft verflochten, zog aber
immer als ein Strom mit eignen Wellen durchs
Weltmeer. -- Und jetzt, nachdem er die Land-
und Seereise um das Leben, um dessen Freuden
und Kräfte und Systeme gemacht, fährt er
(besonders da ihm der Affe der Vergangenheit,
die Gegenwart immer nachläuft) in seinem Stu¬
diren und im geographischen Reisen fort, aber
stets für wissenschaftliche Zwecke, wie er denn
eben die europäischen Schlachtfelder bereiset.
Übrigens ist er gar nicht betrübt, noch weniger
froh, sondern gesetzt, auch hasset und liebt, oder
tadelt und lobt er die Menschen so wenig wie

öſterreichiſcher, wünſcht' ich ſelber genauer zu
wiſſen), ein vom Schickſal dreiſchneidig und glän¬
zend geſchliffner Geiſt, hatte in der Jugend wil¬
de Kräfte, zu deren Spiel nur ein Schlachtfeld
oder Königreich geräumig geweſen wäre und
die ſich im vornehmen Leben ſo wenig bewegen
konnten als ein Seekraken im Hafen — er ſtillte
ſie durch Gaſtrollen in allen Ständen, und Luſt-
und Trauerſpielen, durch das Treiben aller Wis¬
ſenſchaften und durch eine ewige Reiſe — er
wurde mit großen und kleinen Menſchen und
Höfen vertraut und oft verflochten, zog aber
immer als ein Strom mit eignen Wellen durchs
Weltmeer. — Und jetzt, nachdem er die Land-
und Seereiſe um das Leben, um deſſen Freuden
und Kräfte und Syſteme gemacht, fährt er
(beſonders da ihm der Affe der Vergangenheit,
die Gegenwart immer nachläuft) in ſeinem Stu¬
diren und im geographiſchen Reiſen fort, aber
ſtets für wiſſenſchaftliche Zwecke, wie er denn
eben die europäiſchen Schlachtfelder bereiſet.
Übrigens iſt er gar nicht betrübt, noch weniger
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[6/0026] öſterreichiſcher, wünſcht' ich ſelber genauer zu wiſſen), ein vom Schickſal dreiſchneidig und glän¬ zend geſchliffner Geiſt, hatte in der Jugend wil¬ de Kräfte, zu deren Spiel nur ein Schlachtfeld oder Königreich geräumig geweſen wäre und die ſich im vornehmen Leben ſo wenig bewegen konnten als ein Seekraken im Hafen — er ſtillte ſie durch Gaſtrollen in allen Ständen, und Luſt- und Trauerſpielen, durch das Treiben aller Wis¬ ſenſchaften und durch eine ewige Reiſe — er wurde mit großen und kleinen Menſchen und Höfen vertraut und oft verflochten, zog aber immer als ein Strom mit eignen Wellen durchs Weltmeer. — Und jetzt, nachdem er die Land- und Seereiſe um das Leben, um deſſen Freuden und Kräfte und Syſteme gemacht, fährt er (beſonders da ihm der Affe der Vergangenheit, die Gegenwart immer nachläuft) in ſeinem Stu¬ diren und im geographiſchen Reiſen fort, aber ſtets für wiſſenſchaftliche Zwecke, wie er denn eben die europäiſchen Schlachtfelder bereiſet. Übrigens iſt er gar nicht betrübt noch weniger froh, ſondern geſetzt, auch haſſet und liebt, oder tadelt und lobt er die Menſchen ſo wenig wie

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/26>, abgerufen am 27.11.2024.