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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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endlich sprang er von der obersten Sprosse
seiner Jakobsleiter mit allen Sinnen in einen
unbedeckten lebendigen Himmel hinaus; ein
lichter Berggipfel nur von Blumenkelchen bunt¬
gesäumt, empfieng ihn und wiegte ihn unter
den Sternen und ein weißer Altar leuchtete
hell neben ihm im Mondenlichte. -- --

Aber schaue hinunter, feuriger Mensch mit
deinem frischen Herzen voll Jugend, auf das
herrliche unermeßliche Zauber-Lilar! Eine däm¬
mernde zweite Welt, wie leise Töne sie uns
malen, ein offner Morgentraum dehnt sich vor
dir mit hohen Triumphthoren, mit lispelnden
Irrgängen, mit glückseeligen Inseln aus --
der helle Schnee des gesunknen Mondes liegt
nur noch auf den Hainen und Triumphbogen
und auf dem Silberstaube der Springwasser, und
die aus allen Wassern und Thälern quellende
Nacht schwimmt über die elysischen Felder des
himmlischen Schattenreichs, in welchem dem
irrdischen Gedächtnisse die unbekannten Gestalten
wie hiesige Otaheiti-Ufer, Hirtenländer, daphni¬
sche Haine und Pappelinseln erscheinen -- selt¬
same Lichter schweifen durch das dunkle Laub

endlich ſprang er von der oberſten Sproſſe
ſeiner Jakobsleiter mit allen Sinnen in einen
unbedeckten lebendigen Himmel hinaus; ein
lichter Berggipfel nur von Blumenkelchen bunt¬
geſäumt, empfieng ihn und wiegte ihn unter
den Sternen und ein weißer Altar leuchtete
hell neben ihm im Mondenlichte. — —

Aber ſchaue hinunter, feuriger Menſch mit
deinem friſchen Herzen voll Jugend, auf das
herrliche unermeßliche Zauber-Lilar! Eine däm¬
mernde zweite Welt, wie leiſe Töne ſie uns
malen, ein offner Morgentraum dehnt ſich vor
dir mit hohen Triumphthoren, mit liſpelnden
Irrgängen, mit glückſeeligen Inſeln aus —
der helle Schnee des geſunknen Mondes liegt
nur noch auf den Hainen und Triumphbogen
und auf dem Silberſtaube der Springwaſſer, und
die aus allen Waſſern und Thälern quellende
Nacht ſchwimmt über die elyſiſchen Felder des
himmliſchen Schattenreichs, in welchem dem
irrdiſchen Gedächtniſſe die unbekannten Geſtalten
wie hieſige Otaheiti-Ufer, Hirtenländer, daphni¬
ſche Haine und Pappelinſeln erſcheinen — ſelt¬
ſame Lichter ſchweifen durch das dunkle Laub

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[236/0256] endlich ſprang er von der oberſten Sproſſe ſeiner Jakobsleiter mit allen Sinnen in einen unbedeckten lebendigen Himmel hinaus; ein lichter Berggipfel nur von Blumenkelchen bunt¬ geſäumt, empfieng ihn und wiegte ihn unter den Sternen und ein weißer Altar leuchtete hell neben ihm im Mondenlichte. — — Aber ſchaue hinunter, feuriger Menſch mit deinem friſchen Herzen voll Jugend, auf das herrliche unermeßliche Zauber-Lilar! Eine däm¬ mernde zweite Welt, wie leiſe Töne ſie uns malen, ein offner Morgentraum dehnt ſich vor dir mit hohen Triumphthoren, mit liſpelnden Irrgängen, mit glückſeeligen Inſeln aus — der helle Schnee des geſunknen Mondes liegt nur noch auf den Hainen und Triumphbogen und auf dem Silberſtaube der Springwaſſer, und die aus allen Waſſern und Thälern quellende Nacht ſchwimmt über die elyſiſchen Felder des himmliſchen Schattenreichs, in welchem dem irrdiſchen Gedächtniſſe die unbekannten Geſtalten wie hieſige Otaheiti-Ufer, Hirtenländer, daphni¬ ſche Haine und Pappelinſeln erſcheinen — ſelt¬ ſame Lichter ſchweifen durch das dunkle Laub

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/256>, abgerufen am 24.11.2024.