Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.Lehren -- vorgelobt; jetzt führt' er den Be¬ Wie mußte das alles unsern Freund für Lehren — vorgelobt; jetzt führt' er den Be¬ Wie mußte das alles unſern Freund für <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0221" n="201"/> Lehren — vorgelobt; jetzt führt' er den Be¬<lb/> weis aus den großen Rollen, die der Wildfang<lb/> immer gut ſpiele, Uebrigens war es nicht ſeine<lb/> Schuld, daß er den Miniſters Sohn nicht un¬<lb/> gemein herunterſetzte, dem er nicht nur die<lb/> theatraliſchen Siege beneidete, ſondern auch<lb/> die erotiſchen. Denn der phantaſiereiche Ro¬<lb/> quairol hatte mit dem Selbſtſchuſſe des 13ten<lb/> Jahres das ganze weibliche Geſchlecht ſalutirt<lb/> und gewonnen und ſich zum Opferprieſter aus<lb/> einem Opferthiere gemacht und zum Regiſſeur<lb/> des ans Liebhabertheater geſtoßenen Liebhabe¬<lb/> rinnentheater, indeß der ſcheue blöde Falterle<lb/> mit ſeiner todtgebohrnen Phantaſie keine Schöne<lb/> zu einem andern Schritte brachte, als zum<lb/> Rückpas im Menuet, und ſtatt der Setzung<lb/> ſeines Ichs zu nichts als zur Fingerſetzung.<lb/> Aber der Eitle kann andern kein Lob verſagen,<lb/> das ſein eignes wird.</p><lb/> <p>Wie mußte das alles unſern Freund für<lb/> einen Jüngling gewinnen, den er bald als<lb/> Karl Moor — bald als Hamlet — als Kla¬<lb/> vigo — als Egmont durch ſeine Seele gehen<lb/> ſah! — Was den bekannten Retudenſchuß in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0221]
Lehren — vorgelobt; jetzt führt' er den Be¬
weis aus den großen Rollen, die der Wildfang
immer gut ſpiele, Uebrigens war es nicht ſeine
Schuld, daß er den Miniſters Sohn nicht un¬
gemein herunterſetzte, dem er nicht nur die
theatraliſchen Siege beneidete, ſondern auch
die erotiſchen. Denn der phantaſiereiche Ro¬
quairol hatte mit dem Selbſtſchuſſe des 13ten
Jahres das ganze weibliche Geſchlecht ſalutirt
und gewonnen und ſich zum Opferprieſter aus
einem Opferthiere gemacht und zum Regiſſeur
des ans Liebhabertheater geſtoßenen Liebhabe¬
rinnentheater, indeß der ſcheue blöde Falterle
mit ſeiner todtgebohrnen Phantaſie keine Schöne
zu einem andern Schritte brachte, als zum
Rückpas im Menuet, und ſtatt der Setzung
ſeines Ichs zu nichts als zur Fingerſetzung.
Aber der Eitle kann andern kein Lob verſagen,
das ſein eignes wird.
Wie mußte das alles unſern Freund für
einen Jüngling gewinnen, den er bald als
Karl Moor — bald als Hamlet — als Kla¬
vigo — als Egmont durch ſeine Seele gehen
ſah! — Was den bekannten Retudenſchuß in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/221 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/221>, abgerufen am 23.07.2024. |