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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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wurde von lauter dunkel-glühenden Augen hin¬
ter Larven verschlungen und umblitzt; er nahm
seine innere und äußere ab, drang an sie und
forderte mit einiger Eile -- weil sie abzureisen
drohte --, und mit einiger Zuversicht -- auf dem
Liebhabertheater errungen --, und mit panto¬
mimischer Heftigkeit -- womit er auf diesem
immer die schönsten Nachtmusiken der klatschen¬
den Hände gewonnen --, nichts vor der Hand
als Gegenliebe. Werthers Lotte kehrte ihm
stolz den prangenden Rücken voll Locken, er lief
außer sich nach Hause, nahm Werthers Anzug
und Pistole und kam wieder. Dann trat er
mit einem physiognomischen Orkan des Gesichts
vor sie hin und sagte -- das Gewehr vorzei¬
gend -- er mache sich hier auf dem Saale todt,
falls sie ihn verstoße. Sie sah ihn ein wenig
zu vornehm an und fragte: was er wolle.
Aber Werther -- halb trunken von Lottens
Reizen, von Werthers Leiden und von Punsch --
drückte nach dem fünften oder sechsten Nein
(an öffentliches Agiren schon gewöhnt) vor
der ganzen Masquerade das Schießgewehr
auf sich ab, lädirte aber glücklicher Weise nur

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wurde von lauter dunkel-glühenden Augen hin¬
ter Larven verſchlungen und umblitzt; er nahm
ſeine innere und äußere ab, drang an ſie und
forderte mit einiger Eile — weil ſie abzureiſen
drohte —, und mit einiger Zuverſicht — auf dem
Liebhabertheater errungen —, und mit panto¬
mimiſcher Heftigkeit — womit er auf dieſem
immer die ſchönſten Nachtmuſiken der klatſchen¬
den Hände gewonnen —, nichts vor der Hand
als Gegenliebe. Werthers Lotte kehrte ihm
ſtolz den prangenden Rücken voll Locken, er lief
außer ſich nach Hauſe, nahm Werthers Anzug
und Piſtole und kam wieder. Dann trat er
mit einem phyſiognomiſchen Orkan des Geſichts
vor ſie hin und ſagte — das Gewehr vorzei¬
gend — er mache ſich hier auf dem Saale todt,
falls ſie ihn verſtoße. Sie ſah ihn ein wenig
zu vornehm an und fragte: was er wolle.
Aber Werther — halb trunken von Lottens
Reizen, von Werthers Leiden und von Punſch —
drückte nach dem fünften oder ſechſten Nein
(an öffentliches Agiren ſchon gewöhnt) vor
der ganzen Maſquerade das Schießgewehr
auf ſich ab, lädirte aber glücklicher Weiſe nur

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[179/0199] wurde von lauter dunkel-glühenden Augen hin¬ ter Larven verſchlungen und umblitzt; er nahm ſeine innere und äußere ab, drang an ſie und forderte mit einiger Eile — weil ſie abzureiſen drohte —, und mit einiger Zuverſicht — auf dem Liebhabertheater errungen —, und mit panto¬ mimiſcher Heftigkeit — womit er auf dieſem immer die ſchönſten Nachtmuſiken der klatſchen¬ den Hände gewonnen —, nichts vor der Hand als Gegenliebe. Werthers Lotte kehrte ihm ſtolz den prangenden Rücken voll Locken, er lief außer ſich nach Hauſe, nahm Werthers Anzug und Piſtole und kam wieder. Dann trat er mit einem phyſiognomiſchen Orkan des Geſichts vor ſie hin und ſagte — das Gewehr vorzei¬ gend — er mache ſich hier auf dem Saale todt, falls ſie ihn verſtoße. Sie ſah ihn ein wenig zu vornehm an und fragte: was er wolle. Aber Werther — halb trunken von Lottens Reizen, von Werthers Leiden und von Punſch — drückte nach dem fünften oder ſechſten Nein (an öffentliches Agiren ſchon gewöhnt) vor der ganzen Maſquerade das Schießgewehr auf ſich ab, lädirte aber glücklicher Weiſe nur M 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/199>, abgerufen am 24.11.2024.