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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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und die Weiber bedürften und bewiesen mehr
Geduld bei Personen, und wir mehr bei
Sachen.

Die Ministerinn, die mehr ihren Sohn als
seinen Freund zu hören glaubte, schwieg und
trat näher ans Fenster. Unter den Kriegs¬
troublen hatte der Abend seinen licht-vollen
Mond auf die Morgenberge gewälzt und die
Güsse seines Lichts flossen jetzt von allen Sei¬
ten herein durch den ganzen vor dem Morgen¬
zimmer ausgespannten Garten und blieben in
seinen breiten Alleen und in seinen Blumenzir¬
keln stehen: als auf einmal ein rundes Häus¬
chen durch aufschießende vom Mondlicht zu
Ehrenbogen entzündete Wasserstralen bis an
sein welsches umgittertes Dach umlodert wurde.
Stillgerührt sagte die Ministerinn: "auf je¬
"nem Wasserhäuschen steht meine Liane; sie
"gebraucht die Ausdünstung der Fontainen;
"der Arzt verspricht sich viel davon. Und die
"Vorsicht geb' es!" --

Allein der erschütterte Zesara konnte mit
seinen so scharfen Augen doch mitten im Blend¬
werke des wagrechten Mondenscheins und hin¬

und die Weiber bedürften und bewieſen mehr
Geduld bei Perſonen, und wir mehr bei
Sachen.

Die Miniſterinn, die mehr ihren Sohn als
ſeinen Freund zu hören glaubte, ſchwieg und
trat näher ans Fenſter. Unter den Kriegs¬
troublen hatte der Abend ſeinen licht-vollen
Mond auf die Morgenberge gewälzt und die
Güſſe ſeines Lichts floſſen jetzt von allen Sei¬
ten herein durch den ganzen vor dem Morgen¬
zimmer ausgeſpannten Garten und blieben in
ſeinen breiten Alleen und in ſeinen Blumenzir¬
keln ſtehen: als auf einmal ein rundes Häus¬
chen durch aufſchießende vom Mondlicht zu
Ehrenbogen entzündete Waſſerſtralen bis an
ſein welſches umgittertes Dach umlodert wurde.
Stillgerührt ſagte die Miniſterinn: „auf je¬
„nem Waſſerhäuschen ſteht meine Liane; ſie
„gebraucht die Ausdünſtung der Fontainen;
„der Arzt verſpricht ſich viel davon. Und die
„Vorſicht geb' es!“ —

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[344/0364] und die Weiber bedürften und bewieſen mehr Geduld bei Perſonen, und wir mehr bei Sachen. Die Miniſterinn, die mehr ihren Sohn als ſeinen Freund zu hören glaubte, ſchwieg und trat näher ans Fenſter. Unter den Kriegs¬ troublen hatte der Abend ſeinen licht-vollen Mond auf die Morgenberge gewälzt und die Güſſe ſeines Lichts floſſen jetzt von allen Sei¬ ten herein durch den ganzen vor dem Morgen¬ zimmer ausgeſpannten Garten und blieben in ſeinen breiten Alleen und in ſeinen Blumenzir¬ keln ſtehen: als auf einmal ein rundes Häus¬ chen durch aufſchießende vom Mondlicht zu Ehrenbogen entzündete Waſſerſtralen bis an ſein welſches umgittertes Dach umlodert wurde. Stillgerührt ſagte die Miniſterinn: „auf je¬ „nem Waſſerhäuschen ſteht meine Liane; ſie „gebraucht die Ausdünſtung der Fontainen; „der Arzt verſpricht ſich viel davon. Und die „Vorſicht geb' es!“ — Allein der erſchütterte Zeſara konnte mit ſeinen ſo ſcharfen Augen doch mitten im Blend¬ werke des wagrechten Mondenſcheins und hin¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/364>, abgerufen am 24.11.2024.