Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800."werde sterben, eh' ich dich gesehen habe." -- „werde ſterben, eh' ich dich geſehen habe.“ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0347" n="327"/> „werde ſterben, eh' ich dich geſehen habe.“ —<lb/> „Und wenn du mich auch, ſagte das ſterbende<lb/> „Herz in ſeiner Bruſt, niemals ſiehſt: ſo will<lb/> „ich dich doch lieben. — Und wenn du auch<lb/> „bald vergehſt, Liane, ſo erwähl' ich gern den<lb/> „Schmerz und gehe treu mit dir bis du im<lb/> „Himmel biſt.“ . . . . Der Himmel und die<lb/> Hölle hatten vor ihm zugleich ihre Vorhänge<lb/> aufgezogen — nur wenige und dieſelben Töne<lb/> und höchſte und unterbrochene konnt' er noch leiſe<lb/> beſtreifen — und endlich ſanken die Hände un¬<lb/> ter — und er fieng zu weinen an, aber ohne<lb/> zu harte Schmerzen, wie das Gewitter, das<lb/> ſeine Blitze und Donner aufgelöſet hat, nur<lb/> noch mit einem leiſen weiten Regen über der<lb/> Erde ſteht. — —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [327/0347]
„werde ſterben, eh' ich dich geſehen habe.“ —
„Und wenn du mich auch, ſagte das ſterbende
„Herz in ſeiner Bruſt, niemals ſiehſt: ſo will
„ich dich doch lieben. — Und wenn du auch
„bald vergehſt, Liane, ſo erwähl' ich gern den
„Schmerz und gehe treu mit dir bis du im
„Himmel biſt.“ . . . . Der Himmel und die
Hölle hatten vor ihm zugleich ihre Vorhänge
aufgezogen — nur wenige und dieſelben Töne
und höchſte und unterbrochene konnt' er noch leiſe
beſtreifen — und endlich ſanken die Hände un¬
ter — und er fieng zu weinen an, aber ohne
zu harte Schmerzen, wie das Gewitter, das
ſeine Blitze und Donner aufgelöſet hat, nur
noch mit einem leiſen weiten Regen über der
Erde ſteht. — —
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