Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.ne Scharfsinn reden. Ein Mann von Verstand In der I. Kaste laufen die jämmerlichsten, die es In der II. Kaste rennen die Gelehrten und Fet¬ Die III. Kaste nehmen die wenigen ein, in deren ne Scharfſinn reden. Ein Mann von Verſtand In der I. Kaſte laufen die jaͤmmerlichſten, die es In der II. Kaſte rennen die Gelehrten und Fet¬ Die III. Kaſte nehmen die wenigen ein, in deren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0343" n="333"/> ne Scharfſinn reden. Ein Mann von Verſtand<lb/> und Logik wuͤrde meines Beduͤnkens alle Spatzierer<lb/> wie die Oſtindier, in <hi rendition="#g">vier</hi> Kaſten zerwerfen.</p><lb/> <p>In der <hi rendition="#aq">I</hi>. Kaſte laufen die jaͤmmerlichſten, die es<lb/> aus Eitelkeit und Mode thun und entweder ihr Ge¬<lb/> fuͤhl oder ihre Kleidung oder ihren Gang zeigen<lb/> wollen.</p><lb/> <p>In der <hi rendition="#aq">II</hi>. Kaſte rennen die Gelehrten und Fet¬<lb/> ten, um ſich eine Motion zu machen und weniger<lb/> um zu genießen als um verdauen was ſie ſchon ge¬<lb/> noſſen haben: in dieſes paſſive unſchuldige Fach ſind<lb/> auch die zu werfen, die es thun ohne Urſache und<lb/> ohne Genuß oder als Begleiter oder aus einem thie¬<lb/> riſchen Wohlbehagen am ſchoͤnen Wetter.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#aq">III</hi>. Kaſte nehmen die wenigen ein, in deren<lb/> Kopfe die Augen des Landſchaftsmahlers ſtehen, in<lb/> deren Herz die großen Umriſſe des Welt-<choice><sic>Als</sic><corr>Alls</corr></choice> drin¬<lb/> gen, und die der unermeßlichen Schoͤnheitslinie<lb/> nachblicken, welche mit Epheufaſern um alle Weſen<lb/> flieſſet — und welche die Sonne und den Blutstro¬<lb/> pfen und die Erbſe ruͤndet und alle Blaͤtter und<lb/> Fruͤchte zu Zirkeln ausſchneidet. — O wie wenig<lb/> ſolcher Augen ruhen auf den Gebirgen und auf der<lb/> ſinkenden Sonne und auf der ſinkenden Blume!<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0343]
ne Scharfſinn reden. Ein Mann von Verſtand
und Logik wuͤrde meines Beduͤnkens alle Spatzierer
wie die Oſtindier, in vier Kaſten zerwerfen.
In der I. Kaſte laufen die jaͤmmerlichſten, die es
aus Eitelkeit und Mode thun und entweder ihr Ge¬
fuͤhl oder ihre Kleidung oder ihren Gang zeigen
wollen.
In der II. Kaſte rennen die Gelehrten und Fet¬
ten, um ſich eine Motion zu machen und weniger
um zu genießen als um verdauen was ſie ſchon ge¬
noſſen haben: in dieſes paſſive unſchuldige Fach ſind
auch die zu werfen, die es thun ohne Urſache und
ohne Genuß oder als Begleiter oder aus einem thie¬
riſchen Wohlbehagen am ſchoͤnen Wetter.
Die III. Kaſte nehmen die wenigen ein, in deren
Kopfe die Augen des Landſchaftsmahlers ſtehen, in
deren Herz die großen Umriſſe des Welt-Alls drin¬
gen, und die der unermeßlichen Schoͤnheitslinie
nachblicken, welche mit Epheufaſern um alle Weſen
flieſſet — und welche die Sonne und den Blutstro¬
pfen und die Erbſe ruͤndet und alle Blaͤtter und
Fruͤchte zu Zirkeln ausſchneidet. — O wie wenig
ſolcher Augen ruhen auf den Gebirgen und auf der
ſinkenden Sonne und auf der ſinkenden Blume!
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/343>, abgerufen am 16.02.2025. |