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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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toleranten Staate) auf dem nämlichen Beete Boh¬
nen und Erbsen und Sallat und Kohlrüben; und
doch hatte im Zwerggarten ein Kind noch sein In¬
fusions-Gärtchen. Im blendenden und rothen Vo¬
gelhäuschen hatte eine flinke Frau gerade ihre wohl¬
riechende Feldbäckerei und zwei Kinderhemdchen hien¬
gen am Garten und zwei standen an der Hausthür
in welchen letztern zwei braune Kinder spielten und
uns observirten -- ihnen that am heutigen Mor¬
gen nichts wohl als ihren entblößten Füssen die Sonne,
O Natur! o Seligkeit! Du suchest wie die Wohl¬
thätigkeit gern die Armuth und das Verborgne
auf!

Das Klügste, was ich heute gesagt habe und
vermuthlich sagen werde, ist gewiß die Gras-Rede
am Morgen neben dem Häuschen. Als ich so den
stehenden Himmel, die Wind- und Blätterstille be¬
trachtete, in der der vertikale Flügel des Papillons
und das Härchen der Raupe unverbogen blieb: so
sagt' ich: "wir und dieses Räupchen stehen unter
und in drei allmächtigen Meeren, unter dem Luft¬
meer, unter dem Wassermeer und unter dem elek¬
trischen Meere: gleichwohl sind die brausenden Wo¬
gen dieser Ozeane, diese Meilen-Wellen, die ein

toleranten Staate) auf dem naͤmlichen Beete Boh¬
nen und Erbſen und Sallat und Kohlruͤben; und
doch hatte im Zwerggarten ein Kind noch ſein In¬
fuſions-Gaͤrtchen. Im blendenden und rothen Vo¬
gelhaͤuschen hatte eine flinke Frau gerade ihre wohl¬
riechende Feldbaͤckerei und zwei Kinderhemdchen hien¬
gen am Garten und zwei ſtanden an der Hausthuͤr
in welchen letztern zwei braune Kinder ſpielten und
uns obſervirten — ihnen that am heutigen Mor¬
gen nichts wohl als ihren entbloͤßten Fuͤſſen die Sonne,
O Natur! o Seligkeit! Du ſucheſt wie die Wohl¬
thaͤtigkeit gern die Armuth und das Verborgne
auf!

Das Kluͤgſte, was ich heute geſagt habe und
vermuthlich ſagen werde, iſt gewiß die Gras-Rede
am Morgen neben dem Haͤuschen. Als ich ſo den
ſtehenden Himmel, die Wind- und Blaͤtterſtille be¬
trachtete, in der der vertikale Fluͤgel des Papillons
und das Haͤrchen der Raupe unverbogen blieb: ſo
ſagt' ich: „wir und dieſes Raͤupchen ſtehen unter
und in drei allmaͤchtigen Meeren, unter dem Luft¬
meer, unter dem Waſſermeer und unter dem elek¬
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[328/0338] toleranten Staate) auf dem naͤmlichen Beete Boh¬ nen und Erbſen und Sallat und Kohlruͤben; und doch hatte im Zwerggarten ein Kind noch ſein In¬ fuſions-Gaͤrtchen. Im blendenden und rothen Vo¬ gelhaͤuschen hatte eine flinke Frau gerade ihre wohl¬ riechende Feldbaͤckerei und zwei Kinderhemdchen hien¬ gen am Garten und zwei ſtanden an der Hausthuͤr in welchen letztern zwei braune Kinder ſpielten und uns obſervirten — ihnen that am heutigen Mor¬ gen nichts wohl als ihren entbloͤßten Fuͤſſen die Sonne, O Natur! o Seligkeit! Du ſucheſt wie die Wohl¬ thaͤtigkeit gern die Armuth und das Verborgne auf! Das Kluͤgſte, was ich heute geſagt habe und vermuthlich ſagen werde, iſt gewiß die Gras-Rede am Morgen neben dem Haͤuschen. Als ich ſo den ſtehenden Himmel, die Wind- und Blaͤtterſtille be¬ trachtete, in der der vertikale Fluͤgel des Papillons und das Haͤrchen der Raupe unverbogen blieb: ſo ſagt' ich: „wir und dieſes Raͤupchen ſtehen unter und in drei allmaͤchtigen Meeren, unter dem Luft¬ meer, unter dem Waſſermeer und unter dem elek¬ triſchen Meere: gleichwohl ſind die brauſenden Wo¬ gen dieſer Ozeane, dieſe Meilen-Wellen, die ein

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/338>, abgerufen am 25.11.2024.