Neuigkeit, die insofern hier einen Platz verdient, weil einer da ist und ich den Sektor gern voll ha¬ ben möchte, indem ich bloß abschriebe.
"Der Professor Hoppedizel, der ausser dem Philosophiren und Prügeln nichts so liebt als Spas¬ machen, will so bald der Mond wieder später auf¬ geht, den machen, daß er ein Spitzbube ist. Ich traf ihn vor einigen Tagen an, daß er sich einen langen Bart zurecht sott, ferner Brecheisen ver¬ steckte und Masken wählte. Ich fragte ihn, auf welcher Redoute er stehlen wolle? Er sagte, in der Maussenbachschen -- kurz er will deinen Gerichts¬ prinzipal, dadurch daß er mit einer kleinen Bande einbricht und statt Beute Spaß macht, in einen theatralischen Kunst[-]Schrecken jagen. Zu wünschen wäre, dieser artistische und satyrische Räuberhaupt¬ mann würde für einen wahren genommen, und mit seinen Brech-Apparat auf Arrestanten- Wagen gebracht und öffentlich hereingefahren -- nicht etwan, damit der gute Hoppedizel dabei ver¬ sehret würde -- sondern nur damit dieser korsarische Stoiker auf die Folter käme und dadurch drei Men¬ schen auf einmal ins Licht setzte, erstlich sich, in¬ dem er weniger das Verbrechen als seine stoischen
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Neuigkeit, die inſofern hier einen Platz verdient, weil einer da iſt und ich den Sektor gern voll ha¬ ben moͤchte, indem ich bloß abſchriebe.
„Der Profeſſor Hoppedizel, der auſſer dem Philoſophiren und Pruͤgeln nichts ſo liebt als Spas¬ machen, will ſo bald der Mond wieder ſpaͤter auf¬ geht, den machen, daß er ein Spitzbube iſt. Ich traf ihn vor einigen Tagen an, daß er ſich einen langen Bart zurecht ſott, ferner Brecheiſen ver¬ ſteckte und Maſken waͤhlte. Ich fragte ihn, auf welcher Redoute er ſtehlen wolle? Er ſagte, in der Mauſſenbachſchen — kurz er will deinen Gerichts¬ prinzipal, dadurch daß er mit einer kleinen Bande einbricht und ſtatt Beute Spaß macht, in einen theatraliſchen Kunſt[-]Schrecken jagen. Zu wuͤnſchen waͤre, dieſer artiſtiſche und ſatyriſche Raͤuberhaupt¬ mann wuͤrde fuͤr einen wahren genommen, und mit ſeinen Brech-Apparat auf Arreſtanten- Wagen gebracht und oͤffentlich hereingefahren — nicht etwan, damit der gute Hoppedizel dabei ver¬ ſehret wuͤrde — ſondern nur damit dieſer korſariſche Stoiker auf die Folter kaͤme und dadurch drei Men¬ ſchen auf einmal ins Licht ſetzte, erſtlich ſich, in¬ dem er weniger das Verbrechen als ſeine ſtoiſchen
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Neuigkeit, die inſofern hier einen Platz verdient,
weil einer da iſt und ich den Sektor gern voll ha¬
ben moͤchte, indem ich bloß abſchriebe.
„Der Profeſſor Hoppedizel, der auſſer dem
Philoſophiren und Pruͤgeln nichts ſo liebt als Spas¬
machen, will ſo bald der Mond wieder ſpaͤter auf¬
geht, den machen, daß er ein Spitzbube iſt. Ich
traf ihn vor einigen Tagen an, daß er ſich einen
langen Bart zurecht ſott, ferner Brecheiſen ver¬
ſteckte und Maſken waͤhlte. Ich fragte ihn, auf
welcher Redoute er ſtehlen wolle? Er ſagte, in der
Mauſſenbachſchen — kurz er will deinen Gerichts¬
prinzipal, dadurch daß er mit einer kleinen Bande
einbricht und ſtatt Beute Spaß macht, in einen
theatraliſchen Kunſt-Schrecken jagen. Zu wuͤnſchen
waͤre, dieſer artiſtiſche und ſatyriſche Raͤuberhaupt¬
mann wuͤrde fuͤr einen wahren genommen, und
mit ſeinen Brech-Apparat auf Arreſtanten-
Wagen gebracht und oͤffentlich hereingefahren —
nicht etwan, damit der gute Hoppedizel dabei ver¬
ſehret wuͤrde — ſondern nur damit dieſer korſariſche
Stoiker auf die Folter kaͤme und dadurch drei Men¬
ſchen auf einmal ins Licht ſetzte, erſtlich ſich, in¬
dem er weniger das Verbrechen als ſeine ſtoiſchen
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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