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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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rei so verdorben werden kann, daß das Publikum
um das ganze Werk so gut wie gebracht ist -- daß
es auch nach dem Druck in ein Hetzhaus und eine
Marterkammer gerathen kann, wo ein kritischer
Brodherr und Kunstrichter-Ordensgeneral seine Re¬
zensenten mit ihren langen Zähnen sitzen hat, die
meiner zarten Beata und ihrem Amanten Fleisch und
Kleider abreissen und deren Stube jener Stube voll
Spinnen gleicht, die ein gewisser Pariser hielt und
die bei seinem Eintritt allemal auf seine ausgezognen
blutigen Taubenfedern zum Saugen von der Dek¬
ke niederfuhren und aus deren Fabrikaten er mit
Mühe jährlich einen seidnen Strumpf erzielte . . . .
Alle diese Martern thu' ich mir selber an, bloß des
Lesers wegen, der am meisten verlöre wenn er mich
nicht zu lesen bekäme; aber es ist diesem harten Men¬
schen einerlei was die ausstehen, die ihn ergötzen. --
Hab' ich endlich meine Hand von diesen Nägeln des
Kreuzes losgemacht: so ekelt mich das Leben selber an
als ein so elendes langweiliges Ding von Monochord
daß jedem Angst werden muß, ders ausrechnet, wie
oft er noch Athem holen und die Brust auf- und
nieder heben muß bis sie erstarret, oder wie oft er

dieſes Buch auf dem Poſtwagen oder in der Drucke¬
rei ſo verdorben werden kann, daß das Publikum
um das ganze Werk ſo gut wie gebracht iſt — daß
es auch nach dem Druck in ein Hetzhaus und eine
Marterkammer gerathen kann, wo ein kritiſcher
Brodherr und Kunſtrichter-Ordensgeneral ſeine Re¬
zenſenten mit ihren langen Zaͤhnen ſitzen hat, die
meiner zarten Beata und ihrem Amanten Fleiſch und
Kleider abreiſſen und deren Stube jener Stube voll
Spinnen gleicht, die ein gewiſſer Pariſer hielt und
die bei ſeinem Eintritt allemal auf ſeine ausgezognen
blutigen Taubenfedern zum Saugen von der Dek¬
ke niederfuhren und aus deren Fabrikaten er mit
Muͤhe jaͤhrlich einen ſeidnen Strumpf erzielte . . . .
Alle dieſe Martern thu' ich mir ſelber an, bloß des
Leſers wegen, der am meiſten verloͤre wenn er mich
nicht zu leſen bekaͤme; aber es iſt dieſem harten Men¬
ſchen einerlei was die ausſtehen, die ihn ergoͤtzen. —
Hab' ich endlich meine Hand von dieſen Naͤgeln des
Kreuzes losgemacht: ſo ekelt mich das Leben ſelber an
als ein ſo elendes langweiliges Ding von Monochord
daß jedem Angſt werden muß, ders ausrechnet, wie
oft er noch Athem holen und die Bruſt auf- und
nieder heben muß bis ſie erſtarret, oder wie oft er

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[252/0262] dieſes Buch auf dem Poſtwagen oder in der Drucke¬ rei ſo verdorben werden kann, daß das Publikum um das ganze Werk ſo gut wie gebracht iſt — daß es auch nach dem Druck in ein Hetzhaus und eine Marterkammer gerathen kann, wo ein kritiſcher Brodherr und Kunſtrichter-Ordensgeneral ſeine Re¬ zenſenten mit ihren langen Zaͤhnen ſitzen hat, die meiner zarten Beata und ihrem Amanten Fleiſch und Kleider abreiſſen und deren Stube jener Stube voll Spinnen gleicht, die ein gewiſſer Pariſer hielt und die bei ſeinem Eintritt allemal auf ſeine ausgezognen blutigen Taubenfedern zum Saugen von der Dek¬ ke niederfuhren und aus deren Fabrikaten er mit Muͤhe jaͤhrlich einen ſeidnen Strumpf erzielte . . . . Alle dieſe Martern thu' ich mir ſelber an, bloß des Leſers wegen, der am meiſten verloͤre wenn er mich nicht zu leſen bekaͤme; aber es iſt dieſem harten Men¬ ſchen einerlei was die ausſtehen, die ihn ergoͤtzen. — Hab' ich endlich meine Hand von dieſen Naͤgeln des Kreuzes losgemacht: ſo ekelt mich das Leben ſelber an als ein ſo elendes langweiliges Ding von Monochord daß jedem Angſt werden muß, ders ausrechnet, wie oft er noch Athem holen und die Bruſt auf- und nieder heben muß bis ſie erſtarret, oder wie oft er

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/262>, abgerufen am 22.11.2024.