was besserem gemacht als zu schimmern; aber da sie zu nichts Gelegenheit hatte als zum Schimmern: so vergaß sie, daß es jenes bessere gebe. Aber wer zu etwas höherem geboren ist als zur Welt- oder Hofglückseligkeit: der fühlt in bittern Stun¬ den seine versäumte Bestimmung. -- Es wird sich hieher eine neue Ursache schicken, die Oefeln aus Scheerau warf: er sollte und wollte auf fürst¬ lichen Befehl für den Geburtstag der Residentin ein Geburtstagsdrama auf der Drehscheibe seines Pultes formen. Das Drama sollte Beziehungen haben. Auf dem Liebhabertheater zu Oberscheerau -- wo der Fürst nicht wie auf dem Kriegstheater Figurant sondern erster Akteur war und wo er ei¬ ne ordentliche Hoftruppe erreichte und ersparte -- sollte es vom Fürsten, von Oefel und einigen andern gespielet werden. Der Fürst hatte noch Au¬ gen, die Residentin anzublicken, noch eine Zun¬ ge, sie zu lieben, noch Tage, es ihr zu beweisen, noch ein Theater, ihr zu huldigen: gleichwohl haßte er sie schon, weil sie zu edel für ihn war; denn seine Theaterrolle sollte (wie unten gedruckt werden soll) mehr ihm als ihr Dienste thun. -- Oefel (der Ambassadeur und Hoftheaterdichter und
was beſſerem gemacht als zu ſchimmern; aber da ſie zu nichts Gelegenheit hatte als zum Schimmern: ſo vergaß ſie, daß es jenes beſſere gebe. Aber wer zu etwas hoͤherem geboren iſt als zur Welt- oder Hofgluͤckſeligkeit: der fuͤhlt in bittern Stun¬ den ſeine verſaͤumte Beſtimmung. — Es wird ſich hieher eine neue Urſache ſchicken, die Oefeln aus Scheerau warf: er ſollte und wollte auf fuͤrſt¬ lichen Befehl fuͤr den Geburtstag der Reſidentin ein Geburtstagsdrama auf der Drehſcheibe ſeines Pultes formen. Das Drama ſollte Beziehungen haben. Auf dem Liebhabertheater zu Oberſcheerau — wo der Fuͤrſt nicht wie auf dem Kriegstheater Figurant ſondern erſter Akteur war und wo er ei¬ ne ordentliche Hoftruppe erreichte und erſparte — ſollte es vom Fuͤrſten, von Oefel und einigen andern geſpielet werden. Der Fuͤrſt hatte noch Au¬ gen, die Reſidentin anzublicken, noch eine Zun¬ ge, ſie zu lieben, noch Tage, es ihr zu beweiſen, noch ein Theater, ihr zu huldigen: gleichwohl haßte er ſie ſchon, weil ſie zu edel fuͤr ihn war; denn ſeine Theaterrolle ſollte (wie unten gedruckt werden ſoll) mehr ihm als ihr Dienſte thun. — Oefel (der Ambaſſadeur und Hoftheaterdichter und
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ſo vergaß ſie, daß es jenes beſſere gebe. Aber
wer zu etwas hoͤherem geboren iſt als zur Welt-
oder Hofgluͤckſeligkeit: der fuͤhlt in bittern Stun¬
den ſeine verſaͤumte Beſtimmung. — Es wird
ſich hieher eine neue Urſache ſchicken, die Oefeln
aus Scheerau warf: er ſollte und wollte auf fuͤrſt¬
lichen Befehl fuͤr den Geburtstag der Reſidentin
ein Geburtstagsdrama auf der Drehſcheibe ſeines
Pultes formen. Das Drama ſollte Beziehungen
haben. Auf dem Liebhabertheater zu Oberſcheerau
— wo der Fuͤrſt nicht wie auf dem Kriegstheater
Figurant ſondern erſter Akteur war und wo er ei¬
ne ordentliche Hoftruppe erreichte und erſparte
— ſollte es vom Fuͤrſten, von Oefel und einigen
andern geſpielet werden. Der Fuͤrſt hatte noch Au¬
gen, die Reſidentin anzublicken, noch eine Zun¬
ge, ſie zu lieben, noch Tage, es ihr zu beweiſen,
noch ein Theater, ihr zu huldigen: gleichwohl
haßte er ſie ſchon, weil ſie zu edel fuͤr ihn war;
denn ſeine Theaterrolle ſollte (wie unten gedruckt
werden ſoll) mehr ihm als ihr Dienſte thun. —
Oefel (der Ambaſſadeur und Hoftheaterdichter und
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/12>, abgerufen am 29.03.2024.
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