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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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zu machen war, kamen wenigstens zu adelichen Kno¬
chen. Also brauchen weder ich noch irgend eine
Stiftsdame uns zu schämen, daß wir mit dem künf¬
tigen jungen Falkenberg so viel Verkehr haben als
man künftig finden wird. -- Uebrigens möcht' ich[ nicht]
gern, daß die Anekdote weiter auskäme, und einem
Lesepublikum von Verstand braucht man das gar
nicht zu sagen. -- -- --

Die Hochzeit-Luperkalien setz' ich samt ihrem
längsten Tage und ihrer kürzesten Nacht niemals
herein -- bloß den Einzug darauf wollt' ich beschrei¬
ben. Allein da ich mich gestern zum Unglück mit
dem Vorsatze in's Bett legte, heute früh das
Schach- und Ehepaar mit drei Federzügen aus dem
Brautbette ins Ehebette zu schaffen, das 19 Stun¬
den davon steht, nämlich im Falkenbergischen Rit¬
tersitz Auenthal -- und da ich ganz natürlich nur
mit drei kleinen Winken das Wenige schildern wollte,
das wenige Pfeifen, Reiten und Pulver, womit die
guten Auenthaler ihre gnädige Neuvermählten em¬
pfingen: so gieng die ganze Nacht in meinem Kopfe
der Traum auf und ab, ich wäre selber ein heim¬
reisender Reichsgraf und der Reichs-Erb-Kasperl
und würde von meinen Unterthanen, weil sie mich

zu machen war, kamen wenigſtens zu adelichen Kno¬
chen. Alſo brauchen weder ich noch irgend eine
Stiftsdame uns zu ſchaͤmen, daß wir mit dem kuͤnf¬
tigen jungen Falkenberg ſo viel Verkehr haben als
man kuͤnftig finden wird. — Uebrigens moͤcht' ich[ nicht]
gern, daß die Anekdote weiter auskaͤme, und einem
Leſepublikum von Verſtand braucht man das gar
nicht zu ſagen. — — —

Die Hochzeit-Luperkalien ſetz' ich ſamt ihrem
laͤngſten Tage und ihrer kuͤrzeſten Nacht niemals
herein — bloß den Einzug darauf wollt' ich beſchrei¬
ben. Allein da ich mich geſtern zum Ungluͤck mit
dem Vorſatze in's Bett legte, heute fruͤh das
Schach- und Ehepaar mit drei Federzuͤgen aus dem
Brautbette ins Ehebette zu ſchaffen, das 19 Stun¬
den davon ſteht, naͤmlich im Falkenbergiſchen Rit¬
terſitz Auenthal — und da ich ganz natuͤrlich nur
mit drei kleinen Winken das Wenige ſchildern wollte,
das wenige Pfeifen, Reiten und Pulver, womit die
guten Auenthaler ihre gnaͤdige Neuvermaͤhlten em¬
pfingen: ſo gieng die ganze Nacht in meinem Kopfe
der Traum auf und ab, ich waͤre ſelber ein heim¬
reiſender Reichsgraf und der Reichs-Erb-Kaſperl
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[31/0067] zu machen war, kamen wenigſtens zu adelichen Kno¬ chen. Alſo brauchen weder ich noch irgend eine Stiftsdame uns zu ſchaͤmen, daß wir mit dem kuͤnf¬ tigen jungen Falkenberg ſo viel Verkehr haben als man kuͤnftig finden wird. — Uebrigens moͤcht' ich nicht gern, daß die Anekdote weiter auskaͤme, und einem Leſepublikum von Verſtand braucht man das gar nicht zu ſagen. — — — Die Hochzeit-Luperkalien ſetz' ich ſamt ihrem laͤngſten Tage und ihrer kuͤrzeſten Nacht niemals herein — bloß den Einzug darauf wollt' ich beſchrei¬ ben. Allein da ich mich geſtern zum Ungluͤck mit dem Vorſatze in's Bett legte, heute fruͤh das Schach- und Ehepaar mit drei Federzuͤgen aus dem Brautbette ins Ehebette zu ſchaffen, das 19 Stun¬ den davon ſteht, naͤmlich im Falkenbergiſchen Rit¬ terſitz Auenthal — und da ich ganz natuͤrlich nur mit drei kleinen Winken das Wenige ſchildern wollte, das wenige Pfeifen, Reiten und Pulver, womit die guten Auenthaler ihre gnaͤdige Neuvermaͤhlten em¬ pfingen: ſo gieng die ganze Nacht in meinem Kopfe der Traum auf und ab, ich waͤre ſelber ein heim¬ reiſender Reichsgraf und der Reichs-Erb-Kaſperl und wuͤrde von meinen Unterthanen, weil ſie mich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/67>, abgerufen am 01.05.2024.