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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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So lang' er krank war und phantasierte: hieng
Amandus an seinen glühenden Augen und litt eben
so viel und vergab ihm alles -- als der Doktor
sagte, früh sei er wieder auf: so kam Amandus
früh nicht und wollte wieder hartherzig sein.

Oefel genoß jezt den Sieg seines Plans. Er
trug sich selber die Einlenkung des alten Falken¬
bergs auf und schrieb eigenhändig an den Mann.
Da er mit Dinte den guten Vater auf den mosai¬
schen Berg stellete, hinter dem Berg den Prospekt
des gelobten Landes der Gesandschaft, und mitten
ins Kanaan den jungen Legationssekretair: so
hatte der gute Mann die Freude vieler Eltern, die
ihre Kinder gern das werden sehen was sie selber
zu werden hasseten oder nicht vermochten. Er kam
zu mir mit dem Brief selber und ritt unter mein
Fenster. -- Alles was Gustav noch innerlich gegen
seine Versetzung ins alte Schloß zu sagen hatte,
war daß die schöne Beata im neuen wohnte, das
vom alten bloß durch eine halbierte Mauer abge¬
schieden war und daß er Amandus Verdacht be¬
währte. Aber zum Glück verfiel er nach dem Ent¬
schlusse auf das eigentliche Motiv, das ihm densel¬
ben eingegeben hatte und das Veredlung und Er¬

So lang' er krank war und phantaſierte: hieng
Amandus an ſeinen gluͤhenden Augen und litt eben
ſo viel und vergab ihm alles — als der Doktor
ſagte, fruͤh ſei er wieder auf: ſo kam Amandus
fruͤh nicht und wollte wieder hartherzig ſein.

Oefel genoß jezt den Sieg ſeines Plans. Er
trug ſich ſelber die Einlenkung des alten Falken¬
bergs auf und ſchrieb eigenhaͤndig an den Mann.
Da er mit Dinte den guten Vater auf den moſai¬
ſchen Berg ſtellete, hinter dem Berg den Proſpekt
des gelobten Landes der Geſandſchaft, und mitten
ins Kanaan den jungen Legationsſekretair: ſo
hatte der gute Mann die Freude vieler Eltern, die
ihre Kinder gern das werden ſehen was ſie ſelber
zu werden haſſeten oder nicht vermochten. Er kam
zu mir mit dem Brief ſelber und ritt unter mein
Fenſter. — Alles was Guſtav noch innerlich gegen
ſeine Verſetzung ins alte Schloß zu ſagen hatte,
war daß die ſchoͤne Beata im neuen wohnte, das
vom alten bloß durch eine halbierte Mauer abge¬
ſchieden war und daß er Amandus Verdacht be¬
waͤhrte. Aber zum Gluͤck verfiel er nach dem Ent¬
ſchluſſe auf das eigentliche Motiv, das ihm denſel¬
ben eingegeben hatte und das Veredlung und Er¬

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[356/0392] So lang' er krank war und phantaſierte: hieng Amandus an ſeinen gluͤhenden Augen und litt eben ſo viel und vergab ihm alles — als der Doktor ſagte, fruͤh ſei er wieder auf: ſo kam Amandus fruͤh nicht und wollte wieder hartherzig ſein. Oefel genoß jezt den Sieg ſeines Plans. Er trug ſich ſelber die Einlenkung des alten Falken¬ bergs auf und ſchrieb eigenhaͤndig an den Mann. Da er mit Dinte den guten Vater auf den moſai¬ ſchen Berg ſtellete, hinter dem Berg den Proſpekt des gelobten Landes der Geſandſchaft, und mitten ins Kanaan den jungen Legationsſekretair: ſo hatte der gute Mann die Freude vieler Eltern, die ihre Kinder gern das werden ſehen was ſie ſelber zu werden haſſeten oder nicht vermochten. Er kam zu mir mit dem Brief ſelber und ritt unter mein Fenſter. — Alles was Guſtav noch innerlich gegen ſeine Verſetzung ins alte Schloß zu ſagen hatte, war daß die ſchoͤne Beata im neuen wohnte, das vom alten bloß durch eine halbierte Mauer abge¬ ſchieden war und daß er Amandus Verdacht be¬ waͤhrte. Aber zum Gluͤck verfiel er nach dem Ent¬ ſchluſſe auf das eigentliche Motiv, das ihm denſel¬ ben eingegeben hatte und das Veredlung und Er¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/392>, abgerufen am 24.11.2024.