Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.ten und vorn gesorgt wäre, hernach hätte der Herr Unsere zwei Freunde sind weit von uns und ten und vorn geſorgt waͤre, hernach haͤtte der Herr Unſere zwei Freunde ſind weit von uns und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0365" n="329"/> ten und vorn geſorgt waͤre, hernach haͤtte der Herr<lb/> ſich der Natur genaͤhert und uͤber eine lebendige<lb/> rennende Maus ein kuͤnſtliches zweites Mausfell<lb/> als Ueberrock und Frak gezogen, damit Natur<lb/> und Kunſt in einander ſtecken — laͤcherlich! Maͤu¬<lb/> ſe fahren zwar jezt um den Einſiedler herum, aber<lb/> ſicher nur in Einer Unterzieh-Haut. . . .</p><lb/> <p>Unſere zwei Freunde ſind weit von uns und<lb/> ſchon im ſogenannten langen Abendthal des Parks,<lb/> durch welches aus der untergehenden Sonne ein<lb/> ſchwebender Gold-Strom fiel. Am weſtlichen ſanft<lb/> erhoͤhten Ende des Thales ſchienen die zerſtreuten<lb/> Baͤume auf der zerrinnenden Sonne zu gruͤnen;<lb/> am oͤſtlichen ſah man uͤber die Fortſetzung des<lb/> Parks hinuͤber bis ans gluͤhende Schloß, auf deſſen<lb/> Scheiben ſich die Sonne und das Abend-Feuer¬<lb/> werk verdoppelten. Hier ſah die Fuͤrſtin allemal<lb/> den erſten Untergang der Sonne; dann hob ſie ein<lb/> ſanft aufgewundner Weg auf das hohe Geſtade<lb/> dieſes Thals, wo der Tag noch in ſeinem Sterben<lb/> war und noch einmal mit dem brechenden Sonnen-<lb/> Auge vaͤterlich den großen Kinderkreis anblickte bis<lb/> ihm ſeine Nacht das Auge zudruͤckte und ſie in ih¬<lb/> ren muͤtterlichen Schooß die verlaſſene Erde nahm.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0365]
ten und vorn geſorgt waͤre, hernach haͤtte der Herr
ſich der Natur genaͤhert und uͤber eine lebendige
rennende Maus ein kuͤnſtliches zweites Mausfell
als Ueberrock und Frak gezogen, damit Natur
und Kunſt in einander ſtecken — laͤcherlich! Maͤu¬
ſe fahren zwar jezt um den Einſiedler herum, aber
ſicher nur in Einer Unterzieh-Haut. . . .
Unſere zwei Freunde ſind weit von uns und
ſchon im ſogenannten langen Abendthal des Parks,
durch welches aus der untergehenden Sonne ein
ſchwebender Gold-Strom fiel. Am weſtlichen ſanft
erhoͤhten Ende des Thales ſchienen die zerſtreuten
Baͤume auf der zerrinnenden Sonne zu gruͤnen;
am oͤſtlichen ſah man uͤber die Fortſetzung des
Parks hinuͤber bis ans gluͤhende Schloß, auf deſſen
Scheiben ſich die Sonne und das Abend-Feuer¬
werk verdoppelten. Hier ſah die Fuͤrſtin allemal
den erſten Untergang der Sonne; dann hob ſie ein
ſanft aufgewundner Weg auf das hohe Geſtade
dieſes Thals, wo der Tag noch in ſeinem Sterben
war und noch einmal mit dem brechenden Sonnen-
Auge vaͤterlich den großen Kinderkreis anblickte bis
ihm ſeine Nacht das Auge zudruͤckte und ſie in ih¬
ren muͤtterlichen Schooß die verlaſſene Erde nahm.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/365>, abgerufen am 03.07.2024. |