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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Natur und der Doktor sagte, er sei so theuer wie
ein Apotheker. Daher wollt' er gar einer werden.

Er wurd' auch einer, aber nach dem Mecklen¬
burgischen Idiodikon: denn in diesem heißet jeder
Materialladen eine Apotheke. Nämlich in Unter¬
scheerau änderte er die Religion und den Nah¬
rungszweig und bauete sich einen Laden, der bloß
für Käufer Hechel und Mausefalle war. Hier hielt
er sich einen Ladenjungen, ein Küchenmensch, ei¬
nen Friseur, einen Barbier und einen Vorleser des
Morgenseegens -- alle diese Personen machten nur
Eine Person aus, seine eigne, diese war und
that wie ein Ensoph alles.

Da bei unserem Schelm als einem unvollkom¬
nen Karakter Tugenden in Fehler vererzt seyn
müssen -- ich würd' ihn sonst keinem Roman-Bau¬
herrn antragen: -- so nehme man mirs nicht übel,
daß ich auch seine weisse Seite neben seine schwar¬
ze bringe, wie man auf Böheimischen Tafeln im¬
mer weisse und schwarze Gerichte neben einander
stellet.

Er gieng damals Sonntags aus seinem Laden
bei aller erlaubter Sparsamkeit doch gut gekleidet
heraus. Seinen Hut, seine Ringfinger und seine

Natur und der Doktor ſagte, er ſei ſo theuer wie
ein Apotheker. Daher wollt' er gar einer werden.

Er wurd' auch einer, aber nach dem Mecklen¬
burgiſchen Idiodikon: denn in dieſem heißet jeder
Materialladen eine Apotheke. Naͤmlich in Unter¬
ſcheerau aͤnderte er die Religion und den Nah¬
rungszweig und bauete ſich einen Laden, der bloß
fuͤr Kaͤufer Hechel und Mauſefalle war. Hier hielt
er ſich einen Ladenjungen, ein Kuͤchenmenſch, ei¬
nen Friſeur, einen Barbier und einen Vorleſer des
Morgenſeegens — alle dieſe Perſonen machten nur
Eine Perſon aus, ſeine eigne, dieſe war und
that wie ein Enſoph alles.

Da bei unſerem Schelm als einem unvollkom¬
nen Karakter Tugenden in Fehler vererzt ſeyn
muͤſſen — ich wuͤrd' ihn ſonſt keinem Roman-Bau¬
herrn antragen: — ſo nehme man mirs nicht uͤbel,
daß ich auch ſeine weiſſe Seite neben ſeine ſchwar¬
ze bringe, wie man auf Boͤheimiſchen Tafeln im¬
mer weiſſe und ſchwarze Gerichte neben einander
ſtellet.

Er gieng damals Sonntags aus ſeinem Laden
bei aller erlaubter Sparſamkeit doch gut gekleidet
heraus. Seinen Hut, ſeine Ringfinger und ſeine

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[232/0268] Natur und der Doktor ſagte, er ſei ſo theuer wie ein Apotheker. Daher wollt' er gar einer werden. Er wurd' auch einer, aber nach dem Mecklen¬ burgiſchen Idiodikon: denn in dieſem heißet jeder Materialladen eine Apotheke. Naͤmlich in Unter¬ ſcheerau aͤnderte er die Religion und den Nah¬ rungszweig und bauete ſich einen Laden, der bloß fuͤr Kaͤufer Hechel und Mauſefalle war. Hier hielt er ſich einen Ladenjungen, ein Kuͤchenmenſch, ei¬ nen Friſeur, einen Barbier und einen Vorleſer des Morgenſeegens — alle dieſe Perſonen machten nur Eine Perſon aus, ſeine eigne, dieſe war und that wie ein Enſoph alles. Da bei unſerem Schelm als einem unvollkom¬ nen Karakter Tugenden in Fehler vererzt ſeyn muͤſſen — ich wuͤrd' ihn ſonſt keinem Roman-Bau¬ herrn antragen: — ſo nehme man mirs nicht uͤbel, daß ich auch ſeine weiſſe Seite neben ſeine ſchwar¬ ze bringe, wie man auf Boͤheimiſchen Tafeln im¬ mer weiſſe und ſchwarze Gerichte neben einander ſtellet. Er gieng damals Sonntags aus ſeinem Laden bei aller erlaubter Sparſamkeit doch gut gekleidet heraus. Seinen Hut, ſeine Ringfinger und ſeine

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/268>, abgerufen am 29.11.2024.