Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.No. 21. Unvollkommner Karakter, so für Romanenschreiber im Zei¬ Im Roman gefallen wie in der Welt keine voll¬ Im Zeitungskomptoir steht ein halber Schelm Dieser unvollkommne Karakter wurde im Kir¬ No. 21. Unvollkommner Karakter, ſo für Romanenſchreiber im Zei¬ Im Roman gefallen wie in der Welt keine voll¬ Im Zeitungskomptoir ſteht ein halber Schelm Dieſer unvollkommne Karakter wurde im Kir¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0266" n="230"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">No</hi>. 21.<lb/></head> <argument> <p rendition="#c">Unvollkommner Karakter, ſo für Romanenſchreiber im Zei¬<lb/> tungskomptoir zu verkaufen ſteht<choice><sic>,</sic><corr>.</corr></choice></p> </argument><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">I</hi>m Roman gefallen wie in der Welt keine voll¬<lb/> kommen-gute Menſchen: aber auch auf der an¬<lb/> dern Seite wird einer weder Leſern noch Neben-<lb/> Menſchen gefallen, der ganz und gar ein Schelm<lb/> iſt — bloß halb, oder dreiviertel muß ers ſeyn wie<lb/> alles in der großen Welt, Lob und Zote und<lb/> Wahrheit und Luͤge.</p><lb/> <p>Im Zeitungskomptoir ſteht ein halber Schelm<lb/> und wird allen Romanſchreibern im Scheerauiſchen<lb/> um das Wenige, was ſie dafuͤr geben <choice><sic>koͤunen</sic><corr>koͤnnen</corr></choice>,<lb/> verkaͤuflich erlaſſen. Ich verſichere die H. Schrei¬<lb/> ber, daß ich etwann nicht die Unvollkommenhei¬<lb/> ten dieſes Schelms uͤbertreibe, um ihn theuerer<lb/> abzuſetzen: der Innhaber nimmt den Schelm wie¬<lb/> der zuruͤck, wenn er nicht Bosheit genug hat.</p><lb/> <p>Dieſer unvollkommne Karakter wurde im Kir¬<lb/> chenſtaat gezeugt und an der Graͤnze von Unter-<lb/> Italien geboren; und kaufte ſich, nach ſeiner Taufe<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0266]
No. 21.
Unvollkommner Karakter, ſo für Romanenſchreiber im Zei¬
tungskomptoir zu verkaufen ſteht.
Im Roman gefallen wie in der Welt keine voll¬
kommen-gute Menſchen: aber auch auf der an¬
dern Seite wird einer weder Leſern noch Neben-
Menſchen gefallen, der ganz und gar ein Schelm
iſt — bloß halb, oder dreiviertel muß ers ſeyn wie
alles in der großen Welt, Lob und Zote und
Wahrheit und Luͤge.
Im Zeitungskomptoir ſteht ein halber Schelm
und wird allen Romanſchreibern im Scheerauiſchen
um das Wenige, was ſie dafuͤr geben koͤnnen,
verkaͤuflich erlaſſen. Ich verſichere die H. Schrei¬
ber, daß ich etwann nicht die Unvollkommenhei¬
ten dieſes Schelms uͤbertreibe, um ihn theuerer
abzuſetzen: der Innhaber nimmt den Schelm wie¬
der zuruͤck, wenn er nicht Bosheit genug hat.
Dieſer unvollkommne Karakter wurde im Kir¬
chenſtaat gezeugt und an der Graͤnze von Unter-
Italien geboren; und kaufte ſich, nach ſeiner Taufe
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