Neu-Oesterreich, Neu-Preußen etc. zu machen wissen.
Allein dieses sah bisher kein Regent als der Scheerauische ein, der diese Grundsätze seinem ge¬ heimen Kabinette vorlegte, aber schon vor dem Votiren seinen Entschluß gefasset hatte: daß nun die Leute alles Gewürz bei ihm nehmen sollten. Er selber schaft nun gleich der Natur, auf seinen Molucken die Gewürze, die sein Land isset, indem er durch den Kommerzien-Agenten von Röper den Saamen dieser Gewürze -- Pfeffer-Körner, Nüs¬ se etc. aber nicht zum Pflanzen sondern zum Kochen aus Amsterdam spediren lässet. Daher umschnüret (weil die Molucken bei der Gewürz-Defraudation litten) ein Pfeffer- und Zimmt-Kordon von Ka¬ detten und Husaren das Land: niemand könnte eine Muskatnuß einschwärzen als die Muskattaube in ihrem dünnen Gedärm. Alles was meine schee¬ rauische Leser aus den Läden nehmen, der Kauf¬ laden mag einem großen Hause gehören, das mehr Schiffe und Reisediener, auf den Beinen erhält als ich Setzer, oder er mag von einem armen Höcker gemiethet seyn, dessen Schilderung mich schon dauert, dessen Stratza eine Schiefertafel
Neu-Oeſterreich, Neu-Preußen ꝛc. zu machen wiſſen.
Allein dieſes ſah bisher kein Regent als der Scheerauiſche ein, der dieſe Grundſaͤtze ſeinem ge¬ heimen Kabinette vorlegte, aber ſchon vor dem Votiren ſeinen Entſchluß gefaſſet hatte: daß nun die Leute alles Gewuͤrz bei ihm nehmen ſollten. Er ſelber ſchaft nun gleich der Natur, auf ſeinen Molucken die Gewuͤrze, die ſein Land iſſet, indem er durch den Kommerzien-Agenten von Roͤper den Saamen dieſer Gewuͤrze — Pfeffer-Koͤrner, Nuͤſ¬ ſe ꝛc. aber nicht zum Pflanzen ſondern zum Kochen aus Amſterdam ſpediren laͤſſet. Daher umſchnuͤret (weil die Molucken bei der Gewuͤrz-Defraudation litten) ein Pfeffer- und Zimmt-Kordon von Ka¬ detten und Huſaren das Land: niemand koͤnnte eine Muſkatnuß einſchwaͤrzen als die Muſkattaube in ihrem duͤnnen Gedaͤrm. Alles was meine ſchee¬ rauiſche Leſer aus den Laͤden nehmen, der Kauf¬ laden mag einem großen Hauſe gehoͤren, das mehr Schiffe und Reiſediener, auf den Beinen erhaͤlt als ich Setzer, oder er mag von einem armen Hoͤcker gemiethet ſeyn, deſſen Schilderung mich ſchon dauert, deſſen Stratza eine Schiefertafel
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Neu-Oeſterreich, Neu-Preußen ꝛc. zu machen
wiſſen.
Allein dieſes ſah bisher kein Regent als der
Scheerauiſche ein, der dieſe Grundſaͤtze ſeinem ge¬
heimen Kabinette vorlegte, aber ſchon vor dem
Votiren ſeinen Entſchluß gefaſſet hatte: daß nun
die Leute alles Gewuͤrz bei ihm nehmen ſollten.
Er ſelber ſchaft nun gleich der Natur, auf ſeinen
Molucken die Gewuͤrze, die ſein Land iſſet, indem
er durch den Kommerzien-Agenten von Roͤper den
Saamen dieſer Gewuͤrze — Pfeffer-Koͤrner, Nuͤſ¬
ſe ꝛc. aber nicht zum Pflanzen ſondern zum Kochen
aus Amſterdam ſpediren laͤſſet. Daher umſchnuͤret
(weil die Molucken bei der Gewuͤrz-Defraudation
litten) ein Pfeffer- und Zimmt-Kordon von Ka¬
detten und Huſaren das Land: niemand koͤnnte
eine Muſkatnuß einſchwaͤrzen als die Muſkattaube
in ihrem duͤnnen Gedaͤrm. Alles was meine ſchee¬
rauiſche Leſer aus den Laͤden nehmen, der Kauf¬
laden mag einem großen Hauſe gehoͤren, das mehr
Schiffe und Reiſediener, auf den Beinen erhaͤlt
als ich Setzer, oder er mag von einem armen
Hoͤcker gemiethet ſeyn, deſſen Schilderung mich
ſchon dauert, deſſen Stratza eine Schiefertafel
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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/262>, abgerufen am 19.02.2025.
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