Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793."Henken sollte man dich, sagte der Rittmeister "Sie greifen zu weit, sagte der Rittmeister; "Die Negermarketender (sagte der Doktor, aber „Henken ſollte man dich, ſagte der Rittmeiſter „Sie greifen zu weit, ſagte der Rittmeiſter; „Die Negermarketender (ſagte der Doktor, aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0189" n="153"/> <p>„Henken ſollte man dich, ſagte der Rittmeiſter<lb/> zu ſeinem Kerl — arme Diebe ins Ungluͤck zu brin¬<lb/> gen, die keinem Menſchen etwas nehmen ſondern<lb/> nur Kirchen.“ — „Aber fuͤr ſolche Schuften (ſagt'<lb/> ich) gehoͤrt doch auch keine Hoftrauer, des Auf¬<lb/> wands wegen. Warum darf man uͤberhaupt nicht<lb/> ſeinen leiblichen Vater, aber wohl den Landesvater<lb/> betrauern? — Oder warum verſtattet die Kammer<lb/> den Landeskindern noch das Weinen, da doch das<lb/> die Thraͤnendruͤſen des Staats erſchoͤpft und da<lb/> die Thraͤnen noch ſteuerfrei ſind?“ —</p><lb/> <p>„Sie greifen zu weit, ſagte der Rittmeiſter;<lb/> gerade ſo wie bisher muß die zeitige Regierung<lb/> bleiben, wenn ſie ſich von allen vorigen durch die<lb/> Sorgfalt auszeichnen ſoll, womit ſie uͤber unſern<lb/> Flor, uͤber alle unſere Pfennige und Pulsſchlaͤge<lb/> wacht.“</p><lb/> <p>„Die Negermarketender (ſagte der Doktor, aber<lb/> unpaſſend genug) wachen noch mehr; einen Skla¬<lb/> venhandelsmann kuͤmmert die Unpaͤßlichkeit ſeines<lb/> ſolchen Stuͤck — Menſchen oder Sklaven mehr als<lb/> ſeine Frau ihre. Sogar Motion und Tanz ſoll<lb/> ſein menſchlicher Viehſtand haben und er pruͤgelt<lb/> ihn dazu.“<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0189]
„Henken ſollte man dich, ſagte der Rittmeiſter
zu ſeinem Kerl — arme Diebe ins Ungluͤck zu brin¬
gen, die keinem Menſchen etwas nehmen ſondern
nur Kirchen.“ — „Aber fuͤr ſolche Schuften (ſagt'
ich) gehoͤrt doch auch keine Hoftrauer, des Auf¬
wands wegen. Warum darf man uͤberhaupt nicht
ſeinen leiblichen Vater, aber wohl den Landesvater
betrauern? — Oder warum verſtattet die Kammer
den Landeskindern noch das Weinen, da doch das
die Thraͤnendruͤſen des Staats erſchoͤpft und da
die Thraͤnen noch ſteuerfrei ſind?“ —
„Sie greifen zu weit, ſagte der Rittmeiſter;
gerade ſo wie bisher muß die zeitige Regierung
bleiben, wenn ſie ſich von allen vorigen durch die
Sorgfalt auszeichnen ſoll, womit ſie uͤber unſern
Flor, uͤber alle unſere Pfennige und Pulsſchlaͤge
wacht.“
„Die Negermarketender (ſagte der Doktor, aber
unpaſſend genug) wachen noch mehr; einen Skla¬
venhandelsmann kuͤmmert die Unpaͤßlichkeit ſeines
ſolchen Stuͤck — Menſchen oder Sklaven mehr als
ſeine Frau ihre. Sogar Motion und Tanz ſoll
ſein menſchlicher Viehſtand haben und er pruͤgelt
ihn dazu.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/189 |
Zitationshilfe: | Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/189>, abgerufen am 16.02.2025. |