leiblichen und geistigen Plebejern das Feld nicht zum Besäen, sondern zum Verheeren räumen mußten, am schmerzlichsten nahe an ein großes weibliches Herz.
Als Louvet mit andern von der Bergpar- tey am 31. May verjagten Republikanern in Caen bey Barbaroux wohnte: so kam öfters eine schöne stolze Jungfrau von einem Bedien- ten begleitet dahin, und wartete im Saale auf Barbaroux mit einer scheinbaren Vorbitte für einen ihrer Verwandten; wiewohl in der wahren Absicht, um die verjagten Republika- ner näher zu prüfen. Die Jungfrau war schon unter die Unsterblichen gegangen, da sich Lou- vet ihrer wieder erinnerte, als einer hohen Gestalt voll jungfräulicher Würde, Milde und Schönheit, sittsam, sanft entschlossen, eine Blume gleich der Sonnenblume, die den gan- zen Tag mit ihrer einfachen Blüte der Sonne folgt, die aber nach dem Untergang und vor dem Gewitter, sich mit Flammen füllt.
Er hatte Charlotte Corday gesehen.
Ihr Leben war schon früher ein ungewöhn-
leiblichen und geiſtigen Plebejern das Feld nicht zum Beſaͤen, ſondern zum Verheeren räumen mußten, am ſchmerzlichſten nahe an ein großes weibliches Herz.
Als Louvet mit andern von der Bergpar- tey am 31. May verjagten Republikanern in Caen bey Barbaroux wohnte: ſo kam öfters eine ſchoͤne ſtolze Jungfrau von einem Bedien- ten begleitet dahin, und wartete im Saale auf Barbaroux mit einer ſcheinbaren Vorbitte fuͤr einen ihrer Verwandten; wiewohl in der wahren Abſicht, um die verjagten Republika- ner naͤher zu pruͤfen. Die Jungfrau war ſchon unter die Unſterblichen gegangen, da ſich Lou- vet ihrer wieder erinnerte, als einer hohen Geſtalt voll jungfraͤulicher Wuͤrde, Milde und Schönheit, ſittſam, ſanft entſchloſſen, eine Blume gleich der Sonnenblume, die den gan- zen Tag mit ihrer einfachen Bluͤte der Sonne folgt, die aber nach dem Untergang und vor dem Gewitter, ſich mit Flammen fuͤllt.
Er hatte Charlotte Corday geſehen.
Ihr Leben war ſchon fruͤher ein ungewöhn-
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leiblichen und geiſtigen Plebejern das Feld
nicht zum Beſaͤen, ſondern zum Verheeren
räumen mußten, am ſchmerzlichſten nahe an
ein großes weibliches Herz.
Als Louvet mit andern von der Bergpar-
tey am 31. May verjagten Republikanern in
Caen bey Barbaroux wohnte: ſo kam öfters
eine ſchoͤne ſtolze Jungfrau von einem Bedien-
ten begleitet dahin, und wartete im Saale
auf Barbaroux mit einer ſcheinbaren Vorbitte
fuͤr einen ihrer Verwandten; wiewohl in der
wahren Abſicht, um die verjagten Republika-
ner naͤher zu pruͤfen. Die Jungfrau war ſchon
unter die Unſterblichen gegangen, da ſich Lou-
vet ihrer wieder erinnerte, als einer hohen
Geſtalt voll jungfraͤulicher Wuͤrde, Milde und
Schönheit, ſittſam, ſanft entſchloſſen, eine
Blume gleich der Sonnenblume, die den gan-
zen Tag mit ihrer einfachen Bluͤte der Sonne
folgt, die aber nach dem Untergang und vor
dem Gewitter, ſich mit Flammen fuͤllt.
Er hatte Charlotte Corday geſehen.
Ihr Leben war ſchon fruͤher ein ungewöhn-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/238>, abgerufen am 16.02.2025.
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