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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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mühle, und hundert Menschen flögen in die
Luft: was hätt' ich denn verschuldet? Nichts,
rein nichts!"

Gewiß, sagt' ich, aber eine unbesiegliche
Trauer bliebe Ihnen doch zurück. Da über-
haupt der Mensch nicht bloß groß wollen
(was er je in der Minute ist, wo er will)
sondern auch groß handeln will: so muß er
durchaus noch auf etwas, was jenseits des
Reichs der Absicht liegt, hinüberstreben; zwey
gleich "reine Helden der Menschheit, wovon
der eine im Kerker rasten muß, der andere
ein weites Leben ausschaffen darf, würden den
Unterschied ihrer äußeren Rollen wie einen
zwischen Unglück und Glück empfinden. Kurz
wir wollen wirklich etwas; wir wollen die
Stadt Gottes nicht bloß bewohnen, sondern
auch vergrößern. Nur dringen wir vor lauter
Verboten selten zu den Geboten selber hindurch,
und brauchen sechs Wochentage, um auf einem
Sonntage anzulanden. O, was zu fliehen
ist, weiß sogar der Teufel; aber was zu suchen
ist, nur der Engel.

muͤhle, und hundert Menſchen floͤgen in die
Luft: was haͤtt’ ich denn verſchuldet? Nichts,
rein nichts!“

Gewiß, ſagt’ ich, aber eine unbeſiegliche
Trauer bliebe Ihnen doch zuruͤck. Da uͤber-
haupt der Menſch nicht bloß groß wollen
(was er je in der Minute iſt, wo er will)
ſondern auch groß handeln will: ſo muß er
durchaus noch auf etwas, was jenſeits des
Reichs der Abſicht liegt, hinuͤberſtreben; zwey
gleich „reine Helden der Menſchheit, wovon
der eine im Kerker raſten muß, der andere
ein weites Leben ausſchaffen darf, wuͤrden den
Unterſchied ihrer aͤußeren Rollen wie einen
zwiſchen Ungluͤck und Gluͤck empfinden. Kurz
wir wollen wirklich etwas; wir wollen die
Stadt Gottes nicht bloß bewohnen, ſondern
auch vergroͤßern. Nur dringen wir vor lauter
Verboten ſelten zu den Geboten ſelber hindurch,
und brauchen ſechs Wochentage, um auf einem
Sonntage anzulanden. O, was zu fliehen
iſt, weiß ſogar der Teufel; aber was zu ſuchen
iſt, nur der Engel.

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[220/0226] muͤhle, und hundert Menſchen floͤgen in die Luft: was haͤtt’ ich denn verſchuldet? Nichts, rein nichts!“ Gewiß, ſagt’ ich, aber eine unbeſiegliche Trauer bliebe Ihnen doch zuruͤck. Da uͤber- haupt der Menſch nicht bloß groß wollen (was er je in der Minute iſt, wo er will) ſondern auch groß handeln will: ſo muß er durchaus noch auf etwas, was jenſeits des Reichs der Abſicht liegt, hinuͤberſtreben; zwey gleich „reine Helden der Menſchheit, wovon der eine im Kerker raſten muß, der andere ein weites Leben ausſchaffen darf, wuͤrden den Unterſchied ihrer aͤußeren Rollen wie einen zwiſchen Ungluͤck und Gluͤck empfinden. Kurz wir wollen wirklich etwas; wir wollen die Stadt Gottes nicht bloß bewohnen, ſondern auch vergroͤßern. Nur dringen wir vor lauter Verboten ſelten zu den Geboten ſelber hindurch, und brauchen ſechs Wochentage, um auf einem Sonntage anzulanden. O, was zu fliehen iſt, weiß ſogar der Teufel; aber was zu ſuchen iſt, nur der Engel.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/226>, abgerufen am 22.11.2024.