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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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dem Umsturz der Schreckensbilder nicht so kühn,
und daher hat gegen die vielarmige, aus Ne-
beln schlagende Zukunft nur die große Seele
Muth, gegen die ausgerechnete nackte Ver-
gangenheit aber ein jeder -- Luther stand noch
in den witterhaften Grubenwettern, die er an-
zündete, und für uns entwickelte zu einer
Luft. -- Folglich bewundere ich's auch nicht
am meisten, daß er, zu kräftig, ein bloßer glei-
tender Dielenglätter (Zimmerfrotteur) der Kirche
zu seyn, lieber gleich Simson die Säulen an-
griff und umwarf. Sogar dies, daß er einen
kernderben Deutschen in allen festen Muskeln
und feinsten Nerven, einen Geharnischten voll
Kriegslust und voll Ton- und Kinderliebe dar-
stellte, sogar diese Gottesaussteuer reicht nicht
an sein anderes, schönstes Herzens-Gut hinan,
daß Er nämlich -- weder ein Dichter, noch
ein Schwärmer, sondern vielmehr ein vielsei-
tiger Geschäftsseher -- doch an Gott, an sich
und sein Recht glaubte, und mit diesem heili-
gen Glauben des Rechts, ohne welchen das
Leben weder Ziel hat, noch Glück, wie neben

dem Umſturz der Schreckensbilder nicht ſo kuͤhn,
und daher hat gegen die vielarmige, aus Ne-
beln ſchlagende Zukunft nur die große Seele
Muth, gegen die ausgerechnete nackte Ver-
gangenheit aber ein jeder — Luther ſtand noch
in den witterhaften Grubenwettern, die er an-
zuͤndete, und fuͤr uns entwickelte zu einer
Luft. — Folglich bewundere ich’s auch nicht
am meiſten, daß er, zu kraͤftig, ein bloßer glei-
tender Dielenglaͤtter (Zimmerfrotteur) der Kirche
zu ſeyn, lieber gleich Simſon die Saͤulen an-
griff und umwarf. Sogar dies, daß er einen
kernderben Deutſchen in allen feſten Muskeln
und feinſten Nerven, einen Geharniſchten voll
Kriegsluſt und voll Ton- und Kinderliebe dar-
ſtellte, ſogar dieſe Gottesausſteuer reicht nicht
an ſein anderes, ſchoͤnſtes Herzens-Gut hinan,
daß Er naͤmlich — weder ein Dichter, noch
ein Schwärmer, ſondern vielmehr ein vielſei-
tiger Geſchaͤftsſeher — doch an Gott, an ſich
und ſein Recht glaubte, und mit dieſem heili-
gen Glauben des Rechts, ohne welchen das
Leben weder Ziel hat, noch Gluͤck, wie neben

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[176/0182] dem Umſturz der Schreckensbilder nicht ſo kuͤhn, und daher hat gegen die vielarmige, aus Ne- beln ſchlagende Zukunft nur die große Seele Muth, gegen die ausgerechnete nackte Ver- gangenheit aber ein jeder — Luther ſtand noch in den witterhaften Grubenwettern, die er an- zuͤndete, und fuͤr uns entwickelte zu einer Luft. — Folglich bewundere ich’s auch nicht am meiſten, daß er, zu kraͤftig, ein bloßer glei- tender Dielenglaͤtter (Zimmerfrotteur) der Kirche zu ſeyn, lieber gleich Simſon die Saͤulen an- griff und umwarf. Sogar dies, daß er einen kernderben Deutſchen in allen feſten Muskeln und feinſten Nerven, einen Geharniſchten voll Kriegsluſt und voll Ton- und Kinderliebe dar- ſtellte, ſogar dieſe Gottesausſteuer reicht nicht an ſein anderes, ſchoͤnſtes Herzens-Gut hinan, daß Er naͤmlich — weder ein Dichter, noch ein Schwärmer, ſondern vielmehr ein vielſei- tiger Geſchaͤftsſeher — doch an Gott, an ſich und ſein Recht glaubte, und mit dieſem heili- gen Glauben des Rechts, ohne welchen das Leben weder Ziel hat, noch Gluͤck, wie neben

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/182>, abgerufen am 22.11.2024.