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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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den seines Ehrentempels genug. Doch dieß ist
mehr Scherz; was ich aber ernsthaft vorschlage,
ist, daß, da wir Geld einmal in Händen ha-
ben, wir es vertheilen, und beyden, sowohl
Luthern etwas setzen, das uns Ehre macht,
als auch Adam. -- -- Und warum ihnen
allein? Denn ich gelange jetzt auf den Haupt-
und Standpunkt. Warum wollen wir, wenn
allen Festen eines gewissen großen Fürsten im-
mer ein Thaler abging, plötzlich so unerhört
verschwenden, daß wir mit sechstausend solcher
abgängigen Thaler nur ein einziges Rosenfest,
eigentlich ein Eichenfest eines einzigen Mannes
begehen wollen, als ob nicht der Sechstau-
send-thaler-Stock eine ungeheure Summe für
einen Mann aus Luthers Zeiten wäre, wo ein
Hering einen Heller kostete und Brennholz
gar keinen? Wollen wir den Ruhm verlie-
ren, daß wir bisher einerseits immer als
Männer in Kredit gestanden, welche das Geld
(auch für Ehrensachen) nie weggeworfen, son-
dern jeden Heller ansahen, und umwandten,
ehe wir ihn einsteckten? Wir sind ferner auf

den ſeines Ehrentempels genug. Doch dieß iſt
mehr Scherz; was ich aber ernſthaft vorſchlage,
iſt, daß, da wir Geld einmal in Händen ha-
ben, wir es vertheilen, und beyden, ſowohl
Luthern etwas ſetzen, das uns Ehre macht,
als auch Adam. — — Und warum ihnen
allein? Denn ich gelange jetzt auf den Haupt-
und Standpunkt. Warum wollen wir, wenn
allen Feſten eines gewiſſen großen Fürſten im-
mer ein Thaler abging, ploͤtzlich ſo unerhoͤrt
verſchwenden, daß wir mit ſechstauſend ſolcher
abgängigen Thaler nur ein einziges Roſenfeſt,
eigentlich ein Eichenfeſt eines einzigen Mannes
begehen wollen, als ob nicht der Sechstau-
ſend-thaler-Stock eine ungeheure Summe fuͤr
einen Mann aus Luthers Zeiten waͤre, wo ein
Hering einen Heller koſtete und Brennholz
gar keinen? Wollen wir den Ruhm verlie-
ren, daß wir bisher einerſeits immer als
Männer in Kredit geſtanden, welche das Geld
(auch fuͤr Ehrenſachen) nie weggeworfen, ſon-
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[150/0156] den ſeines Ehrentempels genug. Doch dieß iſt mehr Scherz; was ich aber ernſthaft vorſchlage, iſt, daß, da wir Geld einmal in Händen ha- ben, wir es vertheilen, und beyden, ſowohl Luthern etwas ſetzen, das uns Ehre macht, als auch Adam. — — Und warum ihnen allein? Denn ich gelange jetzt auf den Haupt- und Standpunkt. Warum wollen wir, wenn allen Feſten eines gewiſſen großen Fürſten im- mer ein Thaler abging, ploͤtzlich ſo unerhoͤrt verſchwenden, daß wir mit ſechstauſend ſolcher abgängigen Thaler nur ein einziges Roſenfeſt, eigentlich ein Eichenfeſt eines einzigen Mannes begehen wollen, als ob nicht der Sechstau- ſend-thaler-Stock eine ungeheure Summe fuͤr einen Mann aus Luthers Zeiten waͤre, wo ein Hering einen Heller koſtete und Brennholz gar keinen? Wollen wir den Ruhm verlie- ren, daß wir bisher einerſeits immer als Männer in Kredit geſtanden, welche das Geld (auch fuͤr Ehrenſachen) nie weggeworfen, ſon- dern jeden Heller anſahen, und umwandten, ehe wir ihn einſteckten? Wir ſind ferner auf

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/156>, abgerufen am 02.05.2024.