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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809.

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per machten und nicht die verschiedenen Arten
wenigstens der angenehmen Unmäßigkeiten
durchgingen, um nachher besser zu verordnen.
Ob sich nicht ein ganzes Collegium medicum
so in die verschiedenen Unmäßigkeiten theilen
könnte, daß z. B. das eine Mitglied sich aufs
Saufen, das andere aufs Essen, das dritte
aufs Denken legte, das vierte aufs sechste Ge-
bot, davon oder von der Unnützlichkeit wün-
sche er doch einen Beweis zu vernehmen, und
zwar um so mehr, da z. B. so viele glückliche
Kuren der Aphroditen- oder Cypris-Seuche
durch junge Aerzte in Residenzstädten bewiesen,
daß ein solches Vorarbeiten, und solche sich
selber gelesene Selbst-Privatissima der Praxis
gar nicht schaden -- Er wolle nicht hoffen,
daß man sich dabey ans Laster stoße, das hier
als ein Pestimpfstoff der Arzt ja nur so wie
der Schauspieler oder Dichter an sich selber
darstelle, um zu lehren und zu heilen."

"Ich weiß fast -- versetzte Strykius, der
da saß mit dem Oelblatt im Schnabel und
wie Buridans Esel zwischen Ernst und Lächeln

per machten und nicht die verſchiedenen Arten
wenigſtens der angenehmen Unmaͤßigkeiten
durchgingen, um nachher beſſer zu verordnen.
Ob ſich nicht ein ganzes Collegium medicum
ſo in die verſchiedenen Unmaͤßigkeiten theilen
koͤnnte, daß z. B. das eine Mitglied ſich aufs
Saufen, das andere aufs Eſſen, das dritte
aufs Denken legte, das vierte aufs ſechſte Ge-
bot, davon oder von der Unnuͤtzlichkeit wuͤn-
ſche er doch einen Beweis zu vernehmen, und
zwar um ſo mehr, da z. B. ſo viele gluͤckliche
Kuren der Aphroditen- oder Cypris-Seuche
durch junge Aerzte in Reſidenzſtaͤdten bewieſen,
daß ein ſolches Vorarbeiten, und ſolche ſich
ſelber geleſene Selbſt-Privatiſſima der Praxis
gar nicht ſchaden — Er wolle nicht hoffen,
daß man ſich dabey ans Laſter ſtoße, das hier
als ein Peſtimpfſtoff der Arzt ja nur ſo wie
der Schauſpieler oder Dichter an ſich ſelber
darſtelle, um zu lehren und zu heilen.”

„Ich weiß faſt — verſetzte Strykius, der
da ſaß mit dem Oelblatt im Schnabel und
wie Buridans Eſel zwiſchen Ernſt und Laͤcheln

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[103/0109] per machten und nicht die verſchiedenen Arten wenigſtens der angenehmen Unmaͤßigkeiten durchgingen, um nachher beſſer zu verordnen. Ob ſich nicht ein ganzes Collegium medicum ſo in die verſchiedenen Unmaͤßigkeiten theilen koͤnnte, daß z. B. das eine Mitglied ſich aufs Saufen, das andere aufs Eſſen, das dritte aufs Denken legte, das vierte aufs ſechſte Ge- bot, davon oder von der Unnuͤtzlichkeit wuͤn- ſche er doch einen Beweis zu vernehmen, und zwar um ſo mehr, da z. B. ſo viele gluͤckliche Kuren der Aphroditen- oder Cypris-Seuche durch junge Aerzte in Reſidenzſtaͤdten bewieſen, daß ein ſolches Vorarbeiten, und ſolche ſich ſelber geleſene Selbſt-Privatiſſima der Praxis gar nicht ſchaden — Er wolle nicht hoffen, daß man ſich dabey ans Laſter ſtoße, das hier als ein Peſtimpfſtoff der Arzt ja nur ſo wie der Schauſpieler oder Dichter an ſich ſelber darſtelle, um zu lehren und zu heilen.” „Ich weiß faſt — verſetzte Strykius, der da ſaß mit dem Oelblatt im Schnabel und wie Buridans Eſel zwiſchen Ernſt und Laͤcheln

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/109>, abgerufen am 24.11.2024.