und belohnen, was sich unsere frühen Träume malen. -- Eine gestirnte duftende Sommer- nacht hindurch, über welche das Mutter-Auge des Mondes wachte, durften beyde nach dem ersten Feuer-Worte der Liebe einander fort- sehen und forthören. -- Ihr Begleiter schlum- merte anfangs scheinbar aus Höflichkeit, dann wahrhaft aus Nothwendigkeit -- Und wie flog das Leben vorbey, und die Bäume und die schlafenden Dörfer, und nur einzelne Töne der Nachtigall zogen ihnen nach und sprachen ihren Seelen nach -- Theoda's Herz zitterte, aber freudig mit dem Boden unter dem auf- rollenden Wagen -- ihr war immer als höre sie die Töne der Höle fort, überall klang die Welt zurück und es wurde ihr zuletzt im Rau- sche der Nacht, als stehe sie wieder mit ihrem Geliebten an der Felsenwand, an der sich ihr Leben entschieden. -- Die Dörfer, die Städte, das Erdengetümmel schwanden hin und nur die Sterne und die Berge blieben der Liebe -- Die Welt schien ihnen die Ewigkeit, die Sterne gingen nur auf und keine unter -- Endlich
Zweyter Theil. 7
und belohnen, was ſich unſere fruͤhen Traͤume malen. — Eine geſtirnte duftende Sommer- nacht hindurch, uͤber welche das Mutter-Auge des Mondes wachte, durften beyde nach dem erſten Feuer-Worte der Liebe einander fort- ſehen und forthoͤren. — Ihr Begleiter ſchlum- merte anfangs ſcheinbar aus Hoͤflichkeit, dann wahrhaft aus Nothwendigkeit — Und wie flog das Leben vorbey, und die Baͤume und die ſchlafenden Doͤrfer, und nur einzelne Toͤne der Nachtigall zogen ihnen nach und ſprachen ihren Seelen nach — Theoda’s Herz zitterte, aber freudig mit dem Boden unter dem auf- rollenden Wagen — ihr war immer als hoͤre ſie die Toͤne der Höle fort, uͤberall klang die Welt zurück und es wurde ihr zuletzt im Rau- ſche der Nacht, als ſtehe ſie wieder mit ihrem Geliebten an der Felſenwand, an der ſich ihr Leben entſchieden. — Die Doͤrfer, die Staͤdte, das Erdengetuͤmmel ſchwanden hin und nur die Sterne und die Berge blieben der Liebe — Die Welt ſchien ihnen die Ewigkeit, die Sterne gingen nur auf und keine unter — Endlich
Zweyter Theil. 7
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und belohnen, was ſich unſere fruͤhen Traͤume
malen. — Eine geſtirnte duftende Sommer-
nacht hindurch, uͤber welche das Mutter-Auge
des Mondes wachte, durften beyde nach dem
erſten Feuer-Worte der Liebe einander fort-
ſehen und forthoͤren. — Ihr Begleiter ſchlum-
merte anfangs ſcheinbar aus Hoͤflichkeit, dann
wahrhaft aus Nothwendigkeit — Und wie
flog das Leben vorbey, und die Baͤume und
die ſchlafenden Doͤrfer, und nur einzelne Toͤne
der Nachtigall zogen ihnen nach und ſprachen
ihren Seelen nach — Theoda’s Herz zitterte,
aber freudig mit dem Boden unter dem auf-
rollenden Wagen — ihr war immer als hoͤre
ſie die Toͤne der Höle fort, uͤberall klang die
Welt zurück und es wurde ihr zuletzt im Rau-
ſche der Nacht, als ſtehe ſie wieder mit ihrem
Geliebten an der Felſenwand, an der ſich ihr
Leben entſchieden. — Die Doͤrfer, die Staͤdte,
das Erdengetuͤmmel ſchwanden hin und nur
die Sterne und die Berge blieben der Liebe —
Die Welt ſchien ihnen die Ewigkeit, die Sterne
gingen nur auf und keine unter — Endlich
Zweyter Theil. 7
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/103>, abgerufen am 22.11.2024.
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