liche mir dies sehr, wenn ich mir einen umher- reisenden Magnetiseur und unter dessen Händen das Gesicht eines an menschlichen Magnetismus ungläubigen Autors z. B. Biesters vorstelle, wie jener diesen immer ängstlicher in den Schlaf hin- ein zu streichen sucht, und wie der Bibliothekar Biester ihm unaufhörlich ein aufgewecktes Ge- sicht mit blickenden Augen still entgegenhält. "Gern macht' ich selber, sagte Nieß, noch den kurzen Weg zu Fuß." Und ich mit, sagte The- oda. "O! -- sagte Nieß und drückte recht feu- rig die Katzenbergerische Hand -- ja es bleibt dabey, Väterchen, Nicht?" -- "Natürlich -- ver- setzte letzteres --, aber Sie können denken, wie nichtig meine Gründe seyn müssen, wenn sie sogar von Ihnen nicht überwogen werden." Man schien auf Seiten des Paars etwas betroffen: "auch möcht' ich den guten Umgelder ungern verspäten, setzte der Doktor hinzu, da wir erst nach dem Pferde-Füttern aufbrechen, er aber sogleich."
Als sie sämmtlich zurückkamen, stand der Mann schon freundlich da, mit seinem Abschiede
Erster Theil. 4
liche mir dies ſehr, wenn ich mir einen umher- reiſenden Magnetiſeur und unter deſſen Haͤnden das Geſicht eines an menſchlichen Magnetismus unglaͤubigen Autors z. B. Bieſters vorſtelle, wie jener dieſen immer aͤngſtlicher in den Schlaf hin- ein zu ſtreichen ſucht, und wie der Bibliothekar Bieſter ihm unaufhoͤrlich ein aufgewecktes Ge- ſicht mit blickenden Augen ſtill entgegenhaͤlt. „Gern macht’ ich ſelber, ſagte Nieß, noch den kurzen Weg zu Fuß.” Und ich mit, ſagte The- oda. „O! — ſagte Nieß und druͤckte recht feu- rig die Katzenbergeriſche Hand — ja es bleibt dabey, Vaͤterchen, Nicht?” — „Natuͤrlich — ver- ſetzte letzteres —, aber Sie koͤnnen denken, wie nichtig meine Gruͤnde ſeyn muͤſſen, wenn ſie ſogar von Ihnen nicht uͤberwogen werden.” Man ſchien auf Seiten des Paars etwas betroffen: „auch moͤcht’ ich den guten Umgelder ungern verſpaͤten, ſetzte der Doktor hinzu, da wir erſt nach dem Pferde-Fuͤttern aufbrechen, er aber ſogleich.”
Als ſie ſaͤmmtlich zuruͤckkamen, ſtand der Mann ſchon freundlich da, mit ſeinem Abſchiede
Erſter Theil. 4
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liche mir dies ſehr, wenn ich mir einen umher-
reiſenden Magnetiſeur und unter deſſen Haͤnden
das Geſicht eines an menſchlichen Magnetismus
unglaͤubigen Autors z. B. Bieſters vorſtelle, wie
jener dieſen immer aͤngſtlicher in den Schlaf hin-
ein zu ſtreichen ſucht, und wie der Bibliothekar
Bieſter ihm unaufhoͤrlich ein aufgewecktes Ge-
ſicht mit blickenden Augen ſtill entgegenhaͤlt.
„Gern macht’ ich ſelber, ſagte Nieß, noch den
kurzen Weg zu Fuß.” Und ich mit, ſagte The-
oda. „O! — ſagte Nieß und druͤckte recht feu-
rig die Katzenbergeriſche Hand — ja es bleibt
dabey, Vaͤterchen, Nicht?” — „Natuͤrlich — ver-
ſetzte letzteres —, aber Sie koͤnnen denken, wie
nichtig meine Gruͤnde ſeyn muͤſſen, wenn ſie
ſogar von Ihnen nicht uͤberwogen werden.” Man
ſchien auf Seiten des Paars etwas betroffen:
„auch moͤcht’ ich den guten Umgelder ungern
verſpaͤten, ſetzte der Doktor hinzu, da wir erſt
nach dem Pferde-Fuͤttern aufbrechen, er aber
ſogleich.”
Als ſie ſaͤmmtlich zuruͤckkamen, ſtand der
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Erſter Theil. 4
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/67>, abgerufen am 17.07.2024.
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